Bayern siegt 7:1 gegen Salzburg:Lupenreine Antwort auf alle Fragen

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Protagonisten: Thomas Müller (zwei Tore) und Robert Lewandowski (drei Tore) beim 7:1 gegen Salzburg. (Foto: IMAGO/IMAGO/MIS)

Ein früher Hattrick von Robert Lewandowski verhilft dem FC Bayern beim 7:1 gegen Salzburg zum souveränen Viertelfinaleinzug in der Champions League. Es ist ein Schaulaufen der Münchner Offensivabteilung.

Aus dem Stadion von Sebastian Fischer

Julian Nagelsmann ist nun seit acht Monaten Trainer des FC Bayern, aber am Dienstagabend wirkte diese Zeit wie ein Prolog. Flutlicht, die Champions-League-Hymne, 25 000 Zuschauer in der Arena in München und ein Spiel, mit dem sich der Erfolg seiner ersten Saison bereits entscheiden konnte. So lautete die Erzählung bis zum Anpfiff.

Eine halbe Stunde später lief Nagelsmann einen kleinen Halbkreis vor seiner Bank, er sprang in die Luft, ballte die Fäuste, spannte die Muskeln an, ein wenig wie Cristiano Ronaldo. Er hat so schon manches Mal gejubelt, womöglich in seinen besonders zufriedenen und siegessicheren Momenten. Aufgefallen ist es jedenfalls bei einem 5:1-Sieg in Leverkusen im Oktober, bei dem es schon zur Pause 5:0 stand. Es war damals eine Demonstration der Offensivstärke der Münchner. Nun, im Champions-League-Achtelfinale gegen Salzburg, stand es nach 31 Minuten 4:0. Am Ende stand es 7:1.

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Von Martin Schneider

"Es war ein Statement und Ausrufezeichen", sagte Kapitän Manuel Neuer beim Streamingdienst Amazon Prime Video. "Wir sind sehr zufrieden mit dem Auftritt." Nagelsmann sagte: "Es war ein sehr, sehr gutes Spiel. Wenn wir diese Energie haben, sind wir schwer aufzuhalten."

Ein 1:1 im Hinspiel in Österreich, das hatte nach einem spannenden Rückspiel geklungen. Es war dann aber ein völlig ungefährdeter Sieg, mit dem der FC Bayern ins Viertelfinale einzog. Und es war eine Art Kontrastprogramm zu den Vorwochen. Denn anders als zuletzt ging es nicht um die wacklige Münchner Defensive, sondern um die so überaus fähige Offensive. Im Besonderen ging es um den Weltfußballer Robert Lewandowski, der einen Hattrick erzielte, den Stadionsprecher Stephan Lehmann nach alter Sportschau-Tradition "lupenrein" nannte: Das 1:0 in der zwölften Minute, das 2:0 in der 21. Minute, das 3:0 in der 23. Minute. Die übrigen Münchner Tore erzielten Serge Gnabry zum 4:0 (31.) Thomas Müller zum 5:0 (54.) und 6:1 (83.) sowie Leroy Sané (86.).

Schon Nagelsmanns Aufstellung ist ein Statement

Lewandowski war zwei Spiele lang an keinem Münchner Tor beteiligt gewesen, was für ihn einer Ewigkeit gleichkommt. Nun brauchte er nur eine einzige unaufhaltbare Bewegung, um dem Spiel die gewünschte Richtung zu verleihen. Er drehte sich mit dem Ball nach einer Flanke von Kingsley Coman, und für seinen Gegenspieler Maximilian Wöber ging das viel zu schnell: Der Österreicher foulte, Lewandowski fiel, verwandelte den Elfmeter selbst - und machte das acht Minuten später noch mal fast genauso.

Auch er traf mal wieder: Serge Gnabry. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

Wieder wurde er von Wöber gefoult, wieder traf er vom Punkt, wieder in die linke Ecke. Die Unterschiede waren bloß, dass Schiedsrichter Clement Turpin den Tatort mithilfe des Videoassistenten in den Strafraum verlegen musste und Lewandowski diesmal zum Jubeln zur linken Eckfahne lief.

72 Prozent Ballbesitz hatten die Münchner in der erste Halbzeit, phasenweise glich ihr Spiel wie eine Demonstration ihrer Offensivkraft. Und spätestens als Lewandowski in der 23. Minute seinen Hattrick perfekt machte, indem er nach einem schönen Pass von Müller ein Missverständnis zwischen dem bemitleidenswerten Wöber und Salzburgs herauslaufendem Torwart Philipp Köhn nutzte, waren auch ein paar wacklige Minuten zu Beginn wieder vergessen. Da hatten die Salzburger nämlich zwei ziemlich gute Möglichkeiten verschwendet, freie Schüsse im Strafraum.

Die Form, in der die Münchner dieses Spiel begonnen hatten, war umstritten. Nagelsmann musste gegen Salzburg mal wieder seine Abwehrformation ändern, und das aus gegebenem Anlass. Beim 1:1 gegen Leverkusen am vergangenen Wochenende war Dayot Upamecano nicht zum ersten Mal in dieser Saison ein beinahe spielentscheidender Fehler unterlaufen. Gegen Salzburg saß der 42-Millionen-Euro-Einkauf zunächst auf der Bank. Die Vorstände, die ihn verpflichtet haben, waren übrigens nicht im Stadion: Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic fehlten wegen positiver Corona-Tests.

Auf den Flügeln spielen diesmal keine Außenverteidiger, sondern zwei Angreifer

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In der Abwehr spielten von Beginn an die drei Innenverteidiger Lucas Hernández, Niklas Süle und Benjamin Pavard. Der größte Unterschied zu den Vorwochen war in der Defensive allerdings, dass Nationaltorwart Manuel Neuer nach einer Knie-Operation wieder im Tor stand. Darüber hinaus war Nagelsmanns Aufstellung vor allem ein Statement, dass es sich beim FC Bayern des Jahres 2022 um eine Offensivmannschaft handelt: Auf den Flügeln spielten nämlich keine Außenverteidiger, sondern die Angreifer Kingsley Coman und Gnabry. Sané, zuletzt oft zu Beginn draußen, stand ebenfalls in der Startelf. Keinen seiner Offensivkünstler ließ der Trainer draußen.

Noch in der zweiten Hälfte schrie Nagelsmann seine kreischenden Anweisungen auf den Rasen, aber es konnte sich eigentlich nur noch um Schönheitskorrekturen handeln. Jamal Musiala, der in Abwesenheit der verletzten Leon Goretzka und Corentin Tolisso wieder als Sechser neben Joshua Kimmich aushelfen musste, fand sich immer besser zurecht, dribbelte, kombinierte mit Lewandowski und Müller.

Nagelsmann wechselte zwar defensiv, brachte zur Pause Rechtsverteidiger Bouna Sarr, nach einer Stunde auch Upamecano und kurz darauf sogar den 19-jährigen Tanguy Nianzou für die Innenverteidigung. Aber das Spiel blieb trotz des 1:5 durch Maurits Kjaergaard eines der Übersteiger und Pirouetten, ein Schaulaufen der Offensive. Die Form, in der die Bayern dieses Spiel beendeten, war keine umstrittene mehr. Sondern eine, in der ein zweiter Titel neben der Meisterschaft weiterhin zu den Ambitionen gehören darf.

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