FC Bayern:Drei Linksfüßer und ein Debütant in der Abwehr

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Hatte seinen Stammplatz beim FC Bayern bisher nur auf der Bank: Álvaro Odriozola. (Foto: Alex Grimm/Bongarts/Getty Images)
  • Im Spiel gegen den SC Paderborn fehlen dem FC Bayern vier Verteidiger verletzt oder gesperrt.
  • Álvaro Odriozola wird in der neu zusammengestellten Abwehrkette zu seinem Bundesliga-Debüt kommen - neben drei Linksfüßern.
  • Das Spiel dient als Generalprobe für das Champions League-Achtelfinale gegen den FC Chelsea.

Von Christof Kneer, München

Für einen Trainer ist das ja immer eine schwere Frage: Wie soll man mit einem Bundesligaspiel umgehen, wenn vier Tage später ein Champions-League-Spiel ansteht? Es gibt die Trainer, die dazu neigen, im ersten Spiel jene Spieler zu schonen, die sie im zweiten Spiel in ausgeruhter Verfassung brauchen; und es gibt die Trainer, die im ersten Spiel genau jene Elf aufstellen, die dann auch das zweite Spiel bestreitet. Weil die Elf sich dann warmgespielt hat, weil die Automatismen greifen.

Und es gibt Trainer wie Hansi Flick. Trainer, die gar keine Wahl haben.

Auf fünf Spieler muss der Bayern-Trainer Flick gerade verzichten, und der praktischste Ausfall ist immer noch der von Ivan Perisic. Zwar hat Flick den Kroaten gegen Leipzig sehr vermisst, er hätte in diesem Spiel gerne mit etwas Schärfe von der Bank nachgewürzt, aber er hatte ja immer noch Philippe Coutinho und den gerade genesenen Kingsley Coman im Angebot. Die anderen vier Ausfälle sind blöder: Zwar stehen bei Jérôme Boateng, Benjamin Pavard, Javi Martínez und Niklas Süle unterschiedliche Ausfallmotive in Klammern, bei den ersten beiden steht "gesperrt wegen fünf gelber Karten", bei den anderen "Aufbautraining nach Muskelbündelriss" bzw. "Aufbautraining nach Kreuzbandriss". Was, in einer anderen Klammer, aber bei allen gemeinsam steht: Abwehrspieler.

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Ja, okay, es ist nur der SC Paderborn, der da am Freitag nach München kommt, es ist nicht der FC Chelsea, dem der FC Bayern am Dienstagabend im Achtelfinale der Champions League in London begegnet. Andererseits: Es ist immerhin Paderborn, eine Erstliga-Elf, die sauber kontern kann. Und Flick hat keine Abwehr mehr, die er gegen diese Erstliga-Elf aufstellen kann. Das heißt: Eine Abwehr hat er noch, eine einzige, aber das ist keine, auf die vor der Saison irgendjemand gekommen wäre. Vor dem Torwart Manuel Neuer, auf den vor der Saison jeder gekommen wäre, würden sich demnach Álvaro Odriozola, David Alaba, Lucas Hernández und Alphonso Davies zum Gruppenbild zusammenfinden. Die Namen klingen immer noch gut, dennoch hat diese Abwehr experimentellen Charakter: Über Odriozola, den Winterzugang von Real Madrid, haben die Bayern außer im Training bisher keinerlei Erfahrungswerte sammeln können; im Training habe es der Spanier aber "gut gemacht", sagt Flick, "Álvaro wird auf der rechten Seite spielen". Das war die charmante Variante. Die etwas weniger charmante lautet: Wer sonst? Joshua Kimmich kommt nur zur Not infrage, ihn will Flick am liebsten immer im Mittelfeld spielen lassen.

Außerdem müssen die Bayern eine Versuchsanordnung erproben, die ihnen noch häufiger bevorstehen könnte: Drei der vier Abwehrspieler sind Linksfüßer, einer von ihnen (Hernández oder Alaba) wird den ungewohnten Platz in der rechten Innenverteidigung beziehen müssen. "Es war nicht leicht mit zwei Innenverteidigern, die über den linken Fuß kommen", sagte Torwart Neuer nach dem Sieg in Köln, als diese Testreihe in der zweiten Hälfte lief und Hernández und Alaba Mühe hatten, ihre Verteidigungsräume zu finden und sich abzustimmen. Wie gut sie gegen Paderborn harmonieren, dürfte darüber entscheiden, ob Flick sie auch gegen Chelsea zusammenspannt - oder ob der bereits hundertmal abgeschriebene Boateng wieder ins Zentrum zurückkehrt.

© SZ vom 21.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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