FC Bayern nach dem Sieg gegen Augsburg:Gewinnen, gewinnen, gewinnen

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Ein mühevoller Sieg, aber immerhin drei Punkte: Nach dem 2:1-Erfolg gegen den FC Augsburg kann der FC Bayern am Mittwoch in Dortmund die Tabellenführung übernehmen. Aber reicht die Kraft bei den Spielern, die in diesen Wochen alle drei, vier Tage von einer Partie zur nächsten hetzen?

Thomas Hummel, Fröttmaning

Eine knappe Stunde lang war der FC Augsburg schon wieder Geschichte im Leben eines FC-Bayern-Profis. Thomas Müller kam aus der Umkleidekabine und sollte sich nun zu Dortmund äußern, zu Real Madrid, zu den großen Gegnern in den kommenden Wochen. Thomas Müller war überfordert.

Die Bayern-Spieler feiern nach dem 2:1 in der 60. Minute durch Mario Gomez. Dem FC Augsburg gelang in der zweiten Halbzeit kein Entlastungsangriff mehr. (Foto: AFP)

"Es ist schwer jetzt über Dortmund zu sprechen: Man steckt da so drin. Und Madrid? Das ist wann? In eineinhalb Wochen. Wir Fußballer denken von Tag zu Tag, einige wissen noch nicht mal, welches Datum am Mittwoch ist, wir haben kein normales Leben." Thomas Müller, 22 Jahre alte Offensivkraft, wirkte erschöpft. Und er gab Einblicke in das Leben der Fußballer des FC Bayern in diesen Wochen, in denen sie alle drei, vier Tage von einem Spiel zum nächsten hetzen. Und immer gewinnen, gewinnen, und gewinnen. Neunmal nun in Serie in Pflichtspielen. Und weiter gewinnen, gewinnen, gewinnen müssen, um dann irgendwann im Mai die Trophäen am Rathausbalkon stemmen zu können. Wenn sie dann noch können.

Diesmal reichte es zu einem 2:1-Erfolg gegen den FC Augsburg. Ein mühevoller Sieg, aber immerhin drei Punkte. Vor dem großen Duell am Mittwochabend im Dortmunder Stadion haben die Münchner weiterhin drei Punkte Rückstand auf die Borussia (3:1-Sieg in Wolfsburg) und aufgrund des besseren Torverhältnisses die Möglichkeit, die Meisterschaft aus eigener Kraft zu holen.

Also alles bestens beim Rekordmeister. Und nun ist Ostern, Familienfest, mit den Kindern ein bisschen Eier suchen und vom Osterhasen erzählen. "Die meisten wissen nicht, dass Osterwochenende ist, weil wir immer den gleichen Rhythmus haben, und auch am Ostersonntag Training, das gehört zu unserem Beruf dazu", sagte Müller. Also nicht mal Ostern.

Zum Beruf eines Bayern-Profis gehört es auf jeden Fall, den FC Augsburg zu schlagen. Vor zehn Jahren, als der Klub Weltpokalsieger war, da kämpften die Schwaben gerade um den Aufstieg in die dritte Liga. Gegen den TSV 1860 München II. Und dieser kleine, 70 Kilometer entfernte Nachbar, sollte nun im Jahr 2012 den großen FC Bayern im Sprint zum Titel stoppen? Lächerlich!

Für die meisten der 69.000 Zuschauer in der Fröttmaninger Arena hatte das Fußballspiel im Sinne eines Wettbewerbs um den Sieg schon gegen 15.31 Uhr geendet. Mario Gomez erzielte das, was der FC Bayern München braucht und liebt: ein frühes Tor. Diesmal gar das früheste Tor der Saison nach 24 Sekunden zum 1:0. Die Münchner Fans jubelten verzückt und siegesgewiss, die Spieler des FC Bayern tanzten und umarmten sich wie nach einem Last-Minute-Treffer. Das Spiel war aus, die Party konnte beginnen.

Im Grunde wartete die Münchner Arena fortan nur noch auf ein "Pling" von der Anzeigetafel, das einen neuen Spielstand in einem anderen Stadion ankündigt. Sie warteten auf einen Spielstand aus Wolfsburg, auf einen Treffer des VfL gegen den Rivalen Dortmund. So sollte es kommen, so musste es kommen, das ist Münchner Selbstverständlichkeit.

Die "Plings" schallten dann auch von der Anzeigetafel. "Pling": Mainz führt in Stuttgart, "Pling": Stuttgart schießt den Ausgleich, "Pling": Nürnberg führt in Freiburg. Nur aus Wolfsburg kam kein gewünschtes "Pling", und als es hätte kommen müssen, da informierten die Anzeigentafel-Verwalter in Fröttmaning die Menschen über die Dortmunder Tore per lautlosem Laufband.

Da hatte sich der Eindruck in München schon verfestigt, dass das vermutlich nichts werden würde mit einem ausgelassenen Vor-Meisterschafts-Feier-Nachmittag. Wolfsburger Tore wollten nicht aufplingen, und selbst die kleinen Augsburger hatten längst signalisiert, hier in München trotz des frühen Rückstands ein harter, unangenehmer Gegner sein zu wollen. Sie hatten sogar ausgeglichen. Nach einem schlimmen Patzer von Jérome Boateng hatte Ja-Choel Koo nach 23 Minuten das 1:1 erzielt. Die Gäste verdeutlichten in der ersten Halbzeit, wie man den FC Bayern ärgern kann: frühes Pressing, unendlich viel laufen, hart in den Zweikämpfen, dazu gute Abwehrspieler. "Wir haben einen ganz wichtigen Sieg eingefahren, gegen eine Mannschaft, die sehr gut organisiert war", sprach Sportdirektor Christian Nerlinger später.

Seine Spieler rafften sich nach der Pause zu einer erheblichen Tempoerhöhung auf, und weil Augsburgs Trainer Jos Luhukay seinen einzigen Stürmer Nando Rafael auswechselte und dafür einen weitere Defensivkraft brachte, gelang den Gästen kaum mehr ein Entlastungsangriff. Das 2:1 durch Gomez nach feiner Vorarbeit über rechts von Philipp Lahm und Arjen Robben fiel zwangsläufig (60.).

So hatten die Bayern am Samstag durchaus Grund zum Feiern. Zuerst den 29. Geburtstag von Franck Ribéry, der seinen Festtag mit einem irrwitzigen Dribbling in den ersten Sekunden gegen sechs, sieben Augsburger krönte, bevor er das 1:0 auflegte. (Müller: "Ich glaub, er hat selbst nicht gedacht, dass er da aus der Ecke noch mal rauskommt. Aber deshalb wird Franck von so vielen Fans bewundert."). Dann die Rückkehr von Bastian Schweinsteiger in die Startelf, die besser verlief, als der Nationalspieler selbst vermutete."Ich hatte nicht gedacht, dass ich für 90 Minuten Kraft habe, aber ich hätte auch noch länger gehen können", erklärte Schweinsteiger und kündigte an, im Saisonfinale dabei zu sein: "Seit einer Woche fühle ich mich gut. Ich fühle mich hundertprozentig gesund."

Bleibt der Verdacht, dass bereits die Augsburger die Münchner an den Rand ihrer Belastbarkeit gebracht haben. Im Hinblick auf das Dortmund-Spiel am Mittwoch sagte Müller: "Man merkt schon, dass wir permanent englische Wochen haben. Da müssen wir einfach eine Energieleistung auch vom Kopf her bringen." Und weiter gewinnen, gewinnen, gewinnen.

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Thomas Hummel, Fröttmaning

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