FC Bayern München:Überall Engpässe

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Martin Demichelis erleidet einen Bänderriss, Miroslav Klose ist fraglich: Bayern-Coach Louis van Gaal muss zum Bundesliga-Auftakt seine spät gefundene Elf wieder ändern.

Andreas Burkert

Am Donnerstag wurde Golf gespielt beim FC Bayern, für einen guten Zweck organisieren die Münchner seit 14Jahren ihr eigenes Turnier in Egmating. Manager Uli Hoeneß ist dann stets ein rühriger Gastgeber und Franz Beckenbauer mit seinem Drive ein besonders kompetenter Abschläger, zumindest wird das so berichtet. Da traf es sich wohl ganz gut, dass der Klubchef rechtzeitig vor dem Wiedersehen auf dem gepflegten Grün mit dem Manager seine im Verein als ungehobelt empfundenen Äußerungen über den wertvollsten Angestellten relativierte.

Martin Demichelis fällt in den nächsten Wochen aus. Wer ersetzt ihn in der Abwehr? (Foto: Foto: dpa)

"Das ist ein Franzose, dem ist München wurscht", hatte der unübertroffene Weltmeister des Daherplauderns ja zuletzt über Franck Ribéry geäußert und damit dessen Arbeitsethos nach dem nicht vollzogenen Transfer zu Real Madrid in Zweifel gezogen. Auf einem seiner zahlreichen Werbetermine korrigierte jedoch am Mittwochabend Beckenbauer das Urteil Beckenbauers: "Ich habe vielleicht den Fehler gemacht, dass ich mich zu drastisch ausgedrückt habe", sagte er. "Etwas vornehmer wäre es gewesen, zu sagen, seine Wurzeln sind nicht hier, was ja stimmt. Und dann hat man ein bisschen aneinander vorbeigeredet und das Gegenteil ist dabei rausgekommen und das tut mir natürlich leid."

Geschenkt, wird sich nun Hoeneß denken, der mit den Vorstandskollegen Hopfner und Rummenigge eine offizielle Presseerklärung aufgesetzt hatte, die Beckenbauer mal wieder zu einem Außenseiter im Betrieb gemacht hatte. Und Ribérys Einstellung dürfte nun ohnehin schon viel früher wieder im Ernstfall überprüft werden - früher jedenfalls, als dies dem neuen Trainer Louis van Gaal lieb sein wird.

Ribéry hat sich zwar erst am Mittwoch nach überstandener Knieverletzung im Kreis der Kollegen zurückgemeldet, weshalb der Offensivspieler für den Saisonauftakt an diesem Samstag in Hoffenheim und auch beim folgenden Gastspiel Werder Bremens kein Thema sei für die Startelf, wie der niederländische Trainer verfügt hatte.

Doch die medizinische Abteilung muss ihm derzeit eine schlechte Nachricht nach der anderen übermitteln: Nachdem Angreifer Mario Gomez wegen Adduktorenproblemen das Pensum reduzieren musste, meldete sich nun auch dessen Sturmpartner Miroslav Klose krank: Nach einer Karambolage mit dem Argentinier José Ernesto Sosa (Prellung im Sprunggelenk) klagte der Nationalstürmer über eine Knochenhautentzündung - Einsatz am Samstag fraglich.

Angesichts dieser Fragezeichen würden es die Münchner sicher begrüßen, wenn ihre Abwehr stehen würde, jener Mannschaftsteil, der in der vergangenen Saison für ungeheuerliche 42Gegentoren maßgeblich verantwortlich zeichnete. Doch auch dort drohen van Gaal nun Engpässe: Der Argentinier Martin Demichelis, zuletzt im Pokalspiel beim Sechstligisten Neckarelz (3:1) etwas überraschend wieder in die Innenverteidigung gerückt und damit auch in die avisierte Startelf für Hoffenheim, erlitt beim zweiten Mittwochstraining einen Bänderriss im rechten Sprunggelenk - sechs bis sieben Wochen Pause.

"Die Dauer der Verletzungspause ist natürlich bitter", sagte Sportdirektor Christian Nerlinger am Donnerstag, "Martin hat eine sehr konzentrierte Vorbereitung gespielt." Und diese Vorbereitung war ja offenbar derart konzentriert gewesen, dass van Gaal seinen bisherigen Favoriten Holger Badstuber aus der Startformation nahm. "Ich denke, dass gegen Hoffenheim die Mannschaft anfängt, die gegen Neckarelz gespielt hat", hatte der 57-Jährige nach dem ersten Pflichtspiel noch kundgetan.

Jetzt dürfte jedoch Badstuber - 20 Jahre, Bundesligaspiele: null - gegen Hoffenheim neben Daniel van Buyten auflaufen, sofern van Gaal nicht plötzlich den jungen brasilianischen Reservisten Breno, 19, schätzen gelernt hat. Und Lúcio? Ach ja, verkauft an Inter Mailand. Wenigstens vom Dienst am Vaterland bei der U20-WM (25.9. bis 16.10.) wurde Badstuber nun befreit: Der DFB akzeptierte die Forderung der Bundesligaklubs, keine Spieler für das Turnier abstellen zu müssen.

Und so wird es interessant sein zu sehen, wie gerade die Abwehrreihe um den in den vergangenen Spielzeiten nicht als fehlerfreier Fels aufgefallenen Belgier van Buyten und den unter strenger Beobachtung stehenden Torwart Michael Rensing jetzt reagiert - auf den allgemeinen Erwartungsdruck und offensivfreudige Teams wie Hoffenheim und Bremen. Er halte "einen holprigen Start" für nicht ausgeschlossen, hatte Sportchef Nerlinger zuletzt vorsichtig formuliert. Fast gleichlautend war vor einem Jahr van Gaals Vorgänger Jürgen Klinsmann zu vernehmen gewesen, und nach sieben Spielen war Bayern Elfter.

Aber noch hat es ja gar nicht begonnen. Der unerreichte Weltmeister Beckenbauer wäre deshalb sicherlich sehr entspannt und würde sagen: "Geht's 'naus und spielt's."

© SZ vom 07.08.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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