FC Bayern München:Ribéry: "Ich entscheide"

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Ein Verbleib in München sei möglich. Derzeit kann Franck Ribéry wegen Zehenschmerzen aber nicht einmal Turnschuhe tragen. Der Klub muss derweil ein deutsches Problem lösen.

Franck Ribéry will vor der Fußball-WM im Sommer über seine Zukunft entscheiden - und er schließt dabei nichts aus. "Ich denke, dass es vorher geregelt sein wird", verkündete Bayern Münchens Flügelstürmer am Mittwoch in Dubai. Mit einem Wechsel zu Real Madrid oder einem anderen Top-Club in Europa wird gerechnet, aber Ribéry selbst nannte auch eine Verlängerung seines 2011 auslaufenden Vertrages beim FC Bayern München als eine Option.

Mit Frotee-Schlappen kam Franck Ribéry in Dubai zu einer Pressekonferenz. Und verlor einen Schuh auf der Treppe. "Ich habe große Schmerzen." (Foto: Foto: dpa)

"Natürlich ist das möglich", versicherte der 26-Jährige. Er widersprach damit sogar entschieden seinem Berater Alain Migliaccio, der genau das zuletzt öffentlich ausgeschlossen hatte. Doch allein sein Wort zähle, betonte Ribéry im Trainingslager. "Ich entscheide!", ließ er alle Welt wissen.

Mit den Bayern-Bossen will er demnächst sprechen. "Wir werden uns an einen Tisch setzen und alles regeln", kündigte Ribéry an. Dabei hat Bayern-Präsident Uli Hoeneß die Marschroute für den Rekordmeister bereits abgesteckt. Option eins ist für den Bundesliga-Krösus eine vorzeitige Vertragsverlängerung, unter allen Umständen verhindern aber will Hoeneß einen kostenlosen Verlust des 2007 für 25 Millionen Euro von Olympique Marseille verpflichteten Franzosen.

"Wenn Ribéry im Frühjahr seinen Vertrag nicht verlängert, wäre es wirtschaftlich unverantwortlich, ihn noch zu behalten, denn dann ist er 2011 ablösefrei. Dann würden wir 50 bis 60 Millionen Euro verschenken", hatte Hoeneß erklärt. Sportdirektor Christian Nerlinger kündigte in Dubai an, dass man um den Weltklasse-Spieler "kämpfen" werde.

Ribéry kann sich seinen Arbeitgeber aussuchen, ihm stehen in München und europaweit die Türen offen. "Natürlich haben die Bayern alle Chancen, mich zu halten. Es ist ein großer Club, sie haben immer alles für mich getan. Ich fühle mich hier wohl", sagte der Franzose.

Aber er schwärmte am Mittwoch unterhalb des 828 Meter hohen Burj Khalifa in Dubai auch von den "Königlichen" in Madrid, die ihn schon im vergangenen Sommer mit ihren Millionen zuschütten wollten. "Real ist einer der besten Clubs der Welt. Sie hatten große Spieler wie Zidane, Figo, Beckham oder Roberto Carlos. Dahin wollen sie zurück", sagte Ribéry. Neue "Galaktische" wie Cristiano Ronaldo und Káka hat Real schon 2009 für Unsummen geholt - Ribéry könnte der nächste sein.

Ihr größter Star wird die Bayern weiter in Atem halten, und das nicht nur hinsichtlich der ungewissen Zukunft. Ribéry ist in Dubai genervt, denn vor der sportlich wohl wichtigsten Halbserie seiner Karriere mit dem Höhepunkt der WM in Südafrika, bei der er endgültig zum Weltstar aufsteigen möchte, wird der Franzose vom Verletzungspech verfolgt.

Das Knie ist zwar endlich wieder heil und belastbar, aber nun droht der Turbo-Dribbler wegen seiner entzündeten großen Zehen den Rückrundenstart zu verpassen. "Ich drehe nicht durch, aber es ist viel Stress mit den Problemen", räumte Ribéry ein. "Ich habe große Schmerzen, im Moment kann ich nicht einmal Turnschuhe tragen."

In Frottee-Schlappen und mit getapten Großzehen erschien er am Mittwoch zur Pressekonferenz. Er hoffe, noch vor der Rückreise aus Dubai am Sonntag wieder mit dem Ball trainieren zu können. "Mein Ziel ist, beim ersten Spiel gegen Hoffenheim im Kader zu sein", erklärte Ribéry. Die Zeit bis Freitag nächster Woche wird knapp. Trainer Louis van Gaal ist skeptisch: "Er hat jetzt drei Monate nicht gespielt. Da ist jeder Tag weniger im Training schlimm", sagte der Niederländer.

Schon in der Hinrunde war Ribéry lediglich bei neun von 26 Pflichtspielen der Bayern dabei, nur zweimal spielte er 90 Minuten durch. Dass das Pech sich im WM-Jahr fortsetzt, beunruhigt Ribéry: "Ich mache mir Gedanken. Es ist eine Rückrunde, die sehr wichtig ist für den Verein und auch für mich mit der WM am Ende. Ausgerechnet jetzt kann ich mir meine Form nicht holen", klagte er zerknirscht.

Unterdessen muss der FC Bayern ein Problem in seinem Kader lösen: Nach den Transfers von Andreas Ottl auf Leihbasis zum 1. FC Nürnberg und von Alexander Baumjohann zu Schalke 04 stehen nur noch elf deutsche Spieler im Kader des FC Bayern. Gemäß den Statuten der Deutschen Fußball Liga (DFL) müssen es allerdings zwölf sein. Deshalb wird der Klub vorausichtlich vor Beginn der Bundesliga-Rückrunde voraussichtlich einen Spieler aus seiner Drittliga-Mannschaft mit einem Profivertrag ausstatten.

"Das stimmt", bestätigte Sportdirektor Christian Nerlinger im Trainingslager der Münchner in Dubai dem SID die Quoten-Problematik auf Anfrage und erklärte: "Wir werden uns da sicher etwas einfallen lassen." Die Kandidaten für eine Beförderung sind der Deutsch-Türke Mehmet Ekici (Mittelfeldspieler) und der Deutsch-Italiener Diego Contento (Abwehr). Die beiden 19 Jahre alten Spieler von Bayern II halten sich bereits im Trainingslager in Dubai auf.

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