Basketball-Bundesliga:Vladimir Lucic schockt Bamberg

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Wieder einmal abgeprallt: Patrick Miller (li) und Brose Bamberg verlieren gegen Niels Giffey und den FC Bayern. Dieses Mal aber sehr unglücklich mit dem letzten Wurf. (Foto: Marcel Engelbrecht/Eibner-Pressefoto//Imago)

Mit dem letzten Wurf sichert der Münchner Kapitän dem FC Bayern den Sieg gegen den ehemaligen Serienmeister. Für Brose wird es nun schwer, überhaupt in die Playoffs zu kommen.

Von Sebastian Winter

Oren Amiel wirkte frustriert, ja fast schon geschockt am Sonntagabend, als er Platz nahm auf dem Podium der sogenannten Presselounge von Bayern Münchens Basketballern. "Wir hatten bis in die Schlusssekunden die Chance, das Spiel zu gewinnen. Wahrscheinlich hätte schon ein Rebound mehr gereicht", sagte der 51-Jährige, der problemlos auch als Vin-Diesel-Double in den Fast & Furious-Filmen mitwirken könnte, aber in jenen Minuten dasaß wie ein Häuflein Elend. Der Rebound war den Bambergern zuvor durch die Hände geglitten, mehrmals, und dann folgte der Schock namens Vladimir Lucic, der Coach Amiel und seine Bamberger Basketballer so hart traf. Der Bayern-Kapitän hatte 1,2 Sekunden vor Schluss einen Dreier fast von der Seitenlinie wundervoll ins Netz zischen lassen, was auf den mit 5075 Besuchern gefüllten Rängen zu veritablen Gefühlsausbrüchen führte.

Und die Bamberger? Sie trafen mit der Sirene nur noch den Ring des Korbes. 108 Sekunden vor dem Ende des Spiels hatten sie noch mit 72:68 geführt, das Duell erinnerte da schon ein bisschen an die großen Treffen der bayerischen Rivalen aus früheren Zeiten. Zwischen 2010 und 2017 war Bamberg nur einmal nicht Meister, 2014 war das, als es den Münchnern gelang, Brose den Titel zu entreißen. Aber seit geraumer Zeit hat der Klub Probleme, es gibt keine Konstante mehr wie zu Zeiten der Trainer Dirk Bauermann, Chris Fleming und Andrea Trinchieri. Alleingesellschafter Brose hat seine Anteile verkauft, Michael Stoschek und Sohn Maximilian werden nach der Saison aus dem Aufsichtsrat ausscheiden. Immerhin bleibt der Konzern vorerst Hauptsponsor.

FCB-Trainer Andrea Trinchieri war selbst dreieinhalb Jahre lang Trainer in Bamberg, nun musste er den Kollegen Amiel trösten

Und Trinchieri, zwischen 2015 und 2017 mit Bamberg deutscher Meister, muss inzwischen als Münchens Trainer Amiel trösten: "Mein Freund Oren, ich verstehe dich. Wir haben nicht gut genug gespielt, um den Sieg zu verdienen."

Zwei Punkte Rückstand hat Bamberg derzeit auf die Würzburg Baskets und Tabellenplatz acht, der als letzter Rang noch zur Teilnahme an den Playoffs berechtigt. Aber Bamberg hat ein Spiel mehr absolviert. Und wenn der Klub tatsächlich die Playoffs verpasst, wäre dies ein weiteres Zeichen des schleichenden Niedergangs des Klubs. Mitte November waren die Bamberger gar Tabellenletzter, danach starteten sie eine Aufholjagd, die erste Januarhälfte war stark, im Februar hatten sie eine weitere gute Phase. Immer wieder hatten sie aber auch diese tiefen Täler, die sie durchschritten, die Unruhe war spürbar - nicht nur neben dem Feld. Dass ihr Spielmacher Justin Wright-Foreman Ende des vergangenen Jahres mitten in der Saison suspendiert wurde, war ein weiteres Zeichen dafür, dass es zu viele Baustellen gibt im Klub.

So gesehen war das Spiel in München wieder ein Hoffnungsschimmer, der dann jäh zerstört wurde in letzter Sekunde. "Wir müssen unsere Lektion lernen", sagte Coach Amiel noch. Aber Lektionen gab es schon zu viele für Bamberg in dieser Saison.

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