Hängende Spitze:Radio Müller informiert: Bayern wird Meister

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Deutscher Meister wird nur der FCB? Thomas Müller bejubelt am 30. Spieltag den elften Titelgewinn seines Vereins in Serie. (Foto: Mladen Lackovic/Imago)

Wer sich fragt, warum Thomas Müller am Sonntag so euphorisch jubelte, bekam von ihm plausibel erklärt: Er weiß bereits, dass Bayern den Titel holt. Andere Vereine sollten diesem Beispiel folgen und endlich mitteilen, wo sie am Ende landen.

Glosse von Gerald Kleffmann

Einer der Gründe, warum sich Fußballer und Berichterstatter manchmal skeptisch gegenüberstehen, liegt darin, dass leider oft genug ein Dissens darüber herrscht, wie sich die Spieler in den Medien dargestellt sehen wollen und wie sie tatsächlich in den Medien dargestellt werden. Das muss nicht sein, und deshalb schlug Thomas Müller, neben seiner Rolle als Angreifer in der Kommunikationsbranche tätig ("Radio Müller"), auch im Eigeninteresse eine als versöhnlich zu verstehende Brücke, als er am Sonntag den Reportern nach dem Sieg gegen Berlin zurief: "Wir holen uns das Ding! Könnt ihr schreiben!"

Das war in der Tat nett, weil hilfreich von ihm. Nun ist die Sache also klar und quasi eine Win-win-Situation für alle. Thomas Müller darf sich unter der von ihm zugestimmten Nennung seines Namens korrekt zitiert und verstanden fühlen, die Medien wiederum wissen Bescheid, wer Erster in dieser Saison wird und auf welcher Quelle dieser Fakt beruht. Alles blitzsauberer Journalismus.

Für Dortmund freilich ist Müllers Verfügung eher nachteilhaft und beinhaltet gravierendere Folgen als die beklagte Missetat des Schiedsrichters S. beim Spiel in Bochum. Aber das muss nicht Müllers Problem sein. Soll er deshalb die Unwahrheit sagen? Noch allerdings kann man nicht verbreiten, was der BVB zum geholten Vize-Ding sagt. Ein Statement von Aki Watzke dazu, was man schreiben könne, steht noch aus. Dass er bislang schweigt, lässt erahnen: Dortmund hat am verpassten Titel schwer zu knabbern. Vielleicht klappt's ja in der nächsten Saison.

Spannend bleibt die Bundesliga trotzdem an den verbleibenden vier Spieltagen, es sei denn, irgendeiner von Hertha, Schalke, Bochum und Stuttgart bekennt sich endlich und sagt, wer direkt absteigt und wer in die Relegation muss. Das würde das Warten und Leiden der Betroffenen verkürzen, und der Fan müsste sich nicht auch noch im schönen Monat Mai jeden Sonntag zweieinhalb Stunden den "Doppelpass" bei Sport 1 mit dieser penetranten Orgasmus-Werbung ansehen (Hallo? Es schauen auch Kinder zu!) und mitfiebern, wie sich alle den Kopf darüber zerbrechen, wer Meister wird, wer sich aus der ersten Liga verabschiedet und wann endlich Uli Hoeneß anruft. Dass der HSV nicht mitteilt, dass er am Ende nicht das Ding holt, also in diesem Fall nicht aufsteigt, ist übrigens unerheblich. Das weiß jeder. Kann man auch schon schreiben.

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