FC Bayern:Mit Ersatz-Ersatz-Torwart zur Herbstmeisterschaft

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Der FC Bayern gewinnt 1:0 in Frankfurt und ist vorzeitig Herbstmeister. (Foto: dpa)
  • Der FC Bayern gewinnt 1:0 bei Eintracht Frankfurt und sichert sich vorzeitig die Herbstmeisterschaft.
  • Das Tor erzielt Arturo Vidal (20.).
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Von Lisa Sonnabend

Es waren immer wieder Schneeflocken vom Himmel gefallen, es war kalt im Frankfurter Stadion, es war tiefer Winter - und vielleicht war den Bayern-Spieler deswegen nicht so nach Herbstmeisterschaft zu Mute. Nach Spielschluss klatschten die Spieler sich kurz ab, doch ausgelassen fiel ihr Jubel nicht aus. 1:0 (1:0) hatten die Münchner soeben gegen die Eintracht gewonnen, zwei Spieltage vor der Winterpause beträgt der Vorsprung vor RB Leipzig nun uneinholbare acht Punkte. Die Münchner sicherten sich somit die siebte Herbstmeisterschaft in Serie.

"Ich glaube, die Herbstmeisterschaft ist nicht von großer Bedeutung", sagte Bayern-Trainer Heynckes nach der Partie. "Wichtig ist, dass wir in den letzten Wochen Fahrt aufgenommen haben und das Team wieder attraktiven Fußball zeigt." Ansehnlich war die Leistung des FC Bayern an diesem Samstagnachmittag allerdings nur bedingt. Es war ein umkämpfter Sieg, die Frankfurter präsentierten sich hartnäckig und bissig. Heynckes hatte dies bereits geahnt. Am Tag zuvor hatte er bereits angekündigt, seine Elf im Vergleich zum Sieg gegen Paris St. Germain ordentlich umzukrempeln - und das tat er auch. Jérôme Boateng durfte sich mit seinem Halbbruder Kevin-Prince auf dem Platz duellieren, die ebenso zuletzt geschonten Javi Martínez und Arturo Vidal formten das defensive Mittelfeld, und Thomas Müller stürmte statt Robert Lewandowski. Sogar im Tor nahm der Coach einen Wechsel vor; der war allerdings nicht geplant. Sven Ulreich hatte sich beim Aufwärmen an den Adduktoren verletzt, der 36 Jahre alte Tom Starke durfte sein erstes Saisonspiel absolvieren. Das zugleich möglicherweise das letzte in seiner Karriere war, nachdem er diese eigentlich schon im Mai beendet hatte und nur wegen des Haarrisses am Fuß von Stammtorhüter Manuel Neuer noch einmal in die Mannschaft zurückgekehrt war.

Der Ersatz-Ersatz-Torhüter hat keine Probleme

Starke, der sich auf einen gemütlichen Nachmittag unter einer roten Wolldecke eingestellt hatte, stand nun in kurzen Hosen im Schneetreiben und musste bereits nach sechs Minuten einen Ball abwehren. Nachdem Vidal mal wieder auf seine ruppige Art einen Gegner von den Beinen geholt hatte, sah er nicht nur völlig zu Recht Gelb, sondern ermöglichte der Eintracht sogleich einen aussichtsreichen Freistoß vor der Strafraumgrenze. Den trat Ante Rebic jedoch recht harmlos, so dass der Ersatz-Ersatz-Torhüter keinerlei Probleme bekam.

FC Bayern in der Einzelkritik
:Topfit, aber viel zu wild

Arturo Vidal trifft, wird aber dennoch früh ausgewechselt. Jérôme Boateng ärgert seinen Bruder. Und Franck Ribéry perfektioniert die Rolle des Unscheinbaren. Der FC Bayern beim 1:0 gegen Frankfurt in der Einzelkritik.

Von Matthias Schmid, Frankfurt

Als "wirklich gut strukturierte Mannschaft, kampfstark, bissig" hatte Heynckes die Frankfurter vor dem Spieltag bezeichnet - und genauso präsentierte sich das Team von Niko Kovac zu Beginn. Doch nach einer Viertelstunde übernahmen die Münchner zunehmend die Kontrolle. Erst stolperte Müller bei einer Ballannahme in den Strafraum, dann wurde ein Gewaltschuss von Vidal von einem Frankfurter abgefälscht, schließlich gingen die Münchner in Führung. Joshua Kimmich flankte in der 20. Minute mal wieder zielgenau, die Eintracht kümmerte sich nicht um Vidal, der am zweiten Pfosten stand, und den Ball aus kurzer Distanz ins Tor köpfelte. So mühelos, dass sogar sein Irokese aufrecht stehenblieb. Für den defensiven Mittelfeldspieler war es die vierte Ligapartie in Serie, in der er traf.

Das Frankfurter Publikum hüpfte dennoch weiter auf den Rängen, sang laut - und hatte immer mal wieder Grund zu applaudieren. Kevin-Prince Boateng entwischte nach 30 Minuten drei Münchnern und leitete mit einem Zuspiel auf den schnellen Rebic einen vielversprechende Chance ein, doch Bruder Jérôme Boateng nahm diesem den Ball noch routiniert im Strafraum ab.

Die zweite Halbzeit begann identisch wie die erste. Die Eintracht spielte mutig auf, nach wenigen Minuten streckte erneut Vidal kurz vor der Strafraumgrenze sein rechtes Bein aus, Marius Wolf fiel hin (53.). Doch diesmal bekam der Chilene keine gelbe Karte, eine Logik, die nicht nur die Frankfurter Fans nicht ganz verstanden. Sofort forderte Heynckes Corentin Tolisso auf, sich bereitzumachen und beorderte den unberechenbaren Vidal vom Platz, der sich ein paar mahnende Worte seines Trainers anhören musste.

Sogar Hoeneß lächelt

In der 72. Minute zückte Schiedsrichter Harm Osmers dann doch noch die rote Karte. In der Mitte des Spielfeldes fuhr der von Vidal gefoulte Wolf sein Bein aus und behinderte James von hinten. Eine gelbe Karte, aber Rot? Auch Osmers war sich plötzlich nicht mehr so sicher, er bemühte den Videobeweis und sah sich die Szene auf Video noch einmal an. Dann ging er zu Wolf, entschuldigte sich und reckte ihm nun doch die gelbe Karte entgegen. Der Frankfurter gab dem Schiedsrichter lächselnd einen Klaps auf den Arm, auch Bayern-Präsident Uli Hoeneß schmunzelte auf der Tribüne. Kein Münchner sah einen Grund zu protestieren.

Danach lachte jedoch niemand mehr auf dem Platz. Die Frankfurter spielten leidenschaftlich, sie kamen zu Chancen, allerdings zu keinen zwingenden. Die Münchner mussten aufpassen, nicht den Ausgleich zu kassieren. Ein Treffer gelang ihnen auch nach der Einwechslung von Lewandowski in der 83. Minute nicht mehr. Es blieb beim 1:0 - und beim verhaltenen Jubel über die Herbstmeisterschaft.

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