FC Bayern: Mario Gomez:Der Trendsetter

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Lange ist es her, dass Mario Gomez in den Planungen von Louis van Gaal keine Rolle mehr spielte. Mittlerweile ist der Stürmer beim FC Bayern unersetzlich - und fit für den Knaller gegen Inter Mailand.

Andreas Burkert

Wenn der FC Bayern frei hat, sind trotzdem fast alle da, am Montag haben sich die Münchner Profis "pflegen lassen", wie Thomas Müller berichtete. Ein Klubfriseur steht allerdings immer noch nicht zur Verfügung an der Säbener Straße (auf diese Innovation ist seinerzeit nicht mal der Raumausstatter Klinsmann gekommen), weshalb Müller überm Oberstübchen ordentlich oberbayerische Winterwolle angesetzt hat. Vor der Abreise nach Mailand am Dienstag wollte er deshalb endlich den Friseur seines Vertrauens aufsuchen, "damit es wieder einigermaßen gepflegt aussieht".

Neue Frisur, mittlerweile schon gewohnte Stärke: Bayern-Stürmer Mario Gomez. (Foto: dapd)

Mario Gomez hat da wohl einen Trend vorgegeben, er trägt seine Haare seit zehn Tagen kurz, Samstag in Mainz präsentierten sich nun auch Franck Ribéry und Bastian Schweinsteiger mit aerodynamischem Schnitt, was sicher eine gewisse Entschlossenheit ausdrücken soll vor den nächsten Aufgaben - in denen sich laut Gomez "entscheidet, in welche Richtung die Saison läuft". Und das ist dann schon eine erstaunliche Entwicklung in München, dass Gomez, 25, hier zum unverzichtbaren Trendsetter geworden ist.

Man kann sich ja noch gut daran erinnern, wie der Nationalstürmer bei den Partys für den Double-Gewinner und Europacup-Finalisten irgendwo in der hintersten Reihe stand und seinen melancholischen Schmollblick hinter langen Fransen versteckte. Denn Gomez hatte, als sich die Bayern im vorigen Frühjahr berauschten am Erfolg, keine Rolle mehr gespielt in den Planungen von Trainer Louis van Gaal.

Doch jetzt ist alles anders. Inzwischen bekommt es sogar der furchtlose van Gaal mit der Angst zu tun, wenn sein bester Schütze über eine leichte Prellung klagt wie nach dem 3:1 in Mainz. Gomez' Einsatz am Mittwoch bei Inter sei gefährdet, hatte der Niederländer sonntags besorgt mitgeteilt, doch am Montag vermittelt der vermeintliche Patient den Eindruck, als habe da jemand überreagiert.

Da sei doch gar nichts, sagt Gomez amüsiert über die Schreckensmeldungen zu seinem lädierten Sprunggelenk. "Es war ein bisschen dick, aber es war schon am nächsten Tag wieder okay - ich denke nicht, dass das ein Problem sein wird für Mailand". (Gleiches meldete übrigens Torwart Thomas Kraft nach überstandener Schädelprellung).

Vor diesem in sich ruhenden Schwaben darf sich Inter jetzt ruhig ein wenig fürchten, im Finale von Madrid (0:2) haben sie ihn ja nicht kennengelernt. Gomez spielte nur 16 Minuten. Als schon alles vorbei war. Neun Monate später nähert sich Gomez Münchner Rekordmarken, seit Mitte Oktober hat er in 22 Pflichtspielen, in denen er nach erneutem Reservistendasein endlich in der Startelf stand, 26 Tore erzielt.

Nun ist auch van Gaal froh, dass die Klubführung im Sommer ein Angebot aus Liverpool ausschlug, das Gomez sehr interessiert hatte; die jüngste Offerte von Chelsea über angeblich 42 Millionen Euro landete direkt im Müll. Denn Gomez beeindruckt wieder als sichere Anspielstation und Vollstrecker wie einst in Stuttgart, wo er 2007 die Meistersaison prägte und sogar zum Fußballer des Jahres gekürt wurde.

Selbst die Rückkehr der extrovertierten Ballschlepper Robben und Ribéry haben sein raumgreifendes Spiel nicht beeinträchtigt, obwohl er das befürchtet hatte. Dass ihm van Gaal im Herbst in Dortmund (0:2) erstmals den Stammplatz zusicherte, habe ihm geholfen, sagt Gomez, "denn ich wusste, dass es nicht nur bei einem Spiel bleiben sollte". Und dieser Trend gefiel ihm. Er bedeute Vertrauen.

© SZ vom 22.02.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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