FC Bayern in der Einzelkritik:Kovacs Elf erleidet Schiffbruch

Javi Martínez weht Mats Hummels beim wichtigen Zweikampf dazwischen, Manuel Neuer taucht seltsam weit vor dem Tor auf und Franck Ribéry muss früh vom Platz. Der FC Bayern in der Einzelkritik.

Aus dem Stadion von Jonas Beckenkamp

Manuel Neuer

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Sah sich zunächst mit einigen kalten Böen von Sturmtief "Franz" konfrontiert, so was mögen Torhüter gar nicht. Aber immer noch besser als Sturmtief "ter Stegen", das ihm Bundes-Kachelmann Joachim Löw zuletzt prognostiziert. Erlebte sein 100. Spiel in der Champions-League als elfter Feldspieler - wie schon im Hinspiel - nur diesmal mit dem Unterschied, dass es hinten drei Mal schepperte. Bei Manés Pirouette seltsam weit vor dem Tor und dann auch noch zu zaghaft. Das Ergebnis: Ein Gegentor, bei dem man das Wort "Torwart-Patzer" verwenden kann. Beim 1:2 Opfer des großen Kopfball-Kuddelmuddels. Es lief irgendwie saublöd alles, dabei hielt er den Rest, der kam.

Rafinha

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(Foto: AP)

Ihn spülte es wegen Kimmichs Gelbsperre in die Startelf. Als Rechtsverteidiger dafür zuständig, dass sich kein Sturmtief "Firmino" zusammenbraute, was erst mal gelang. Wurde dafür vom Wirbelwind Mané eiskalt erwischt, der ihn beim 0:1 lässig umkringelte. In der Offensive weit vom Sturm und Drang Kimmichs entfernt und damit nur ein laues Lüftchen.

Niklas Süle

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(Foto: REUTERS)

Wo es windet, steht er normalweise wie ein Leuchtturm. Musste diesmal aber auch SOS-Fackeln bereithalten, falls mal ein paar Sadio Manés über die Deiche schwappen. Als dieser Fall eintrat, hing er schwer in der Reling und kam zu spät. Das Liverpooler Überfalltempo behagte ihm nicht, aber über weite Strecken blieb es ja verdächtig ruhig. Bis zur Schlussphase, als auch er einfach nicht mehr mitkam.

Mats Hummels

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(Foto: AP)

Muss aktuell Wetterfestigkeit wegen Sturmtief "Jogi" beweisen, das ihm seine DFB-Karriere um die Ohren fliegen ließ. Verfuhr nach dem Hamburger Motto: "Nich' lang schnacken, Kopf in' Nacken" und warf sich hinein in den Wind. Gewann einige Duelle mit aller Routine am Boden, andere mit Ortskenntnis auf dem Platz. Riskierte den ein oder anderen Außenristpass zu viel - eine Marotte, die ihm früher ja auch Löw vorwarf. Beim 1:2 in großer Seenot, weil ihm Martinez beim Kopfball gegen van Dijk dazwischen wehte. Beim 1:3 dann auch noch von einer Kopfballbrise Manés bezwungen.

David Alaba

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Gläubigster Mensch beim FC Bayern und als solcher Profiteur einer offenbar gottgegebenen Schnellgenesung. Sein Ischias schien zu halten, seine Frisur auch (Drei-Wetter-Taft!). Hatte dem lieben Gott (und wohl auch seinem Trainer) offenbar versprochen, sich vorne zurückzuhalten, denn es lauerten ja überall Liverpooler Überfallfußballer. Konnte deren Drang nicht unterbinden, kullerte einige Male ganz schön hinter Salah her.

Thiago

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(Foto: dpa)

Hat in München auch Unwetterfußball gelernt, dabei ist er als Fußballer vom Naturell her eher einer für die Playa. War der Herr der Bälle und dirigierte wie ein Sextant. Durchbrach Pässe mit Grätschen, als sei er ein waschechter Matschkicker. Lange Zeit Bayerns Bester, weil er es mit Dynamik versuchte, aber am Ende erschlafften auch seine Segel.

Javi Martínez

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(Foto: AFP)

Staatlich anerkannte Wellenbrecher wie er überstehen jede Wetterlage, selbst das sog. "Formtief in der Hinrunde". Seit sich das verzogen hat, läuft es bei den Bayern. Vertraute auf Altbewährtes wie Hoch und Weit und schraubte sich in Kopfbälle hinein. Allerdings auch in jene, die er lieber anderen überlassen hätte, wie beim 1:2. Insgesamt nicht so wirkungsvoll und von einigen Wellen mitgerissen, als sei er Treibholz.

Serge Gnabry

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(Foto: dpa)

Sollte als schwäbisches Azorenhoch hart am Wind kreuzen und kreiseln, um Liverpools Hochseematrosen zu beschäftigen. Und genau so eine Aktion führte zum 1:1, als er Robertson wieder einmal davonlief und seine Hereingabe von Matips Fuß ins Tor prallte. Einziger Münchner, der mit aufgeblasenen Backen in die Tiefe sprintete, das will was heißen. Doch seine Schärfe allein reichte nicht aus.

James Rodriguez

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(Foto: AFP)

Stammt aus Kolumbiens Norden, wo mitunter karibische Tropenstürme wüten. Kann das aber dank einer Technik ab, die wettererprobter als ein Seenotrettungskreuzer ist. Fand für Schnixereien wenig Platz, es ging ja eng zu wie im Karneval von Cartagena. Hatte Szenen, in denen er mit etwas mehr Beschleunigung viel bewirken hätte können - doch vieles sah bei ihm ein wenig nach Hafenrundfahrt aus.

Franck Ribéry

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(Foto: dpa)

Hat eine räuberisch gute Karriere hinter sich - die Frage war nur: Sollte dieses Spiel sein allerletzter Sturm werden? Begann wie ein Revoluzzer, versuchte es mit allen und jedem aufzunehmen, doch das Spiel schenkte ihm kein Löchlein zum Durchkommen. Machte zu wenig aus den wenigen Räumen und hattäh diesemal nur gemacht 61 Minuten. Für ihn kam Coman. War das sein Au Revoir?

Robert Lewandowski

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(Foto: dpa)

When the going gets tough, the tough get going - würden sie in Liverpool sagen. Kennt das Wort "Sturmflaute" nur vom Hörensagen, denn einer wie er trifft bekanntlich immer (außer gegen Madrid, aber die sind ja schon draußen). Lernte die englische Härte kennen und ging oft zu Boden, dafür beim Ausgleich als Platzmacher beteiligt. Hängte seine Schultern in viele Duelle mit dem drei Meter großen van Dijk, doch der Holländer hatte immer mehr Windstärken im Rücken.

Kingsley Coman

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(Foto: REUTERS)

Der Kerl, den sie "King" nennen, sollte es richten mit seinem königlichen Antritt. Kam herein, als bei Ribéry die Flaute einsetzte und rannte sich prompt selbst immer wieder fest.

Leon Goretzka

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(Foto: REUTERS)

War auch schon mal näher dran an der Stammelf und durfte diesmal nur kurz mitfrieren.

Renato Sanches

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(Foto: AFP)

Ist seit Wochen kein fester Bestandteil dieser Mannschaft und sollte nun in aussichtsloser Lage alles rumreißen? Das sagt schon alles. Zeigte immerhin ein Schüsschen, das daran erinnert, dass es ihn auch noch gibt.

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