Leroy Sané beim FC Bayern:"Der Nervigste war Joshua Kimmich"

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Willkommen in München: Nationalspieler Leroy Sané, bisher bei Manchester City am Ball, bei seiner Vorstellung als Königstransfer des FC Bayern in diesem Sommer. (Foto: Marco Donato/dpa)

Der FC Bayern stellt seinen neuen "Unterschiedsspieler" vor: Leroy Sané. Der berichtet, wie nicht nur der Klub, sondern auch die Nationalelf-Kollegen um ihn geworben haben.

Von Benedikt Warmbrunn, München

Wann immer der FC Bayern eine Weltgröße bei sich empfangen hat, hat er versucht, sich von seiner besten, pompösesten, weltgewandtesten Seite zu präsentieren. Als 2013 Pep Guardiola als neuer Trainer vorgestellt wurde, gab es bayerische Tapas. Als 2018 Niko Kovac als Guardiolas Nach-Nach-Nachfolger in den bayerischen Kosmos eingeführt wurde, da setzten sie zumindest einen weltläufigen Akzent auf dessen letzten Buchstaben. Als im vergangenen Jahr der Brasilianer Philippe Coutinho aufgenommen wurde, da kam sogar Uli Hoeneß den ganzen weiten Weg vom Tegernsee angereist.

Und so war vor diesem Donnerstagmittag die Spannung groß, was sich der Verein einfallen lassen würde bei der Präsentation von Leroy Sané, von jenem Spieler also, um den der FC Bayern so lange und hartnäckig geworben hat wie um nur wenige andere in seiner ruhmreichen Geschichte.

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Die gegenwärtigen Corona-Auflagen schränken jedoch sogar die Gestaltungsmöglichkeiten des mächtigen FC Bayern ein; hinten an der Wand haben sie immerhin ein Konterfei ihres neuen Flügelspielers eingeblendet. Außerdem lässt es sich am Donnerstag keiner der Sportverantwortlichen aus dem Vorstand nehmen, Sané zu begleiten. Sportvorstand Hasan Salihamidzic kommt, Vorstand Oliver Kahn, und natürlich auch der Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge, der das Pressestüberl sogar mit der weltläufigen Anekdote betritt, wonach er im Urlaub den Leuten gesagt habe, dass sie ihre Masken nicht am Strand zu tragen hätten, sondern nur abends im Restaurant. Rummenigge ist natürlich vorbildlich gebräunt.

Die Bayern verbergen nicht, wie stolz sie sind

Die Vorstellung des 24 Jahre alten Flügelspielers verläuft dann aber in weitgehend bodenständiger Atmosphäre, was vor allem daran liegt, dass Sané in einer lockeren und unaufgeregten Plauderstimmung gekommen ist. Der Nationalspieler erzählt, dass mehrere seiner langjährigen Bekannten aus dem DFB-Team immer wieder bei ihm vorgesprochen hätten - "der Nervigste war Joshua Kimmich, der hätte am liebsten jeden Tag angerufen, um zu fragen, was Sache ist".

Sané gesteht, dass er im Spiel noch "recht viel" mit dem linken Fuß mache und daher in München den rechten Fuß mehr einbeziehen wolle. Und er sagt, dass er sich "keinen Druck" machen wolle, die Rückennummer 10 "besser auszufüllen als Arjen Robben" - der letzte Münchner, der es verstand, das Trikot mit dieser manchmal mythisch überhöhten Nummer mit Kreativität und Leben zu füllen (für den aktuellen, doch eher unscheinbaren Zehner Coutinho würde ein anderer, durchaus bekannter ehemaliger Zehner sicher nicht noch einmal den weiten Weg vom Tegernsee nehmen).

Die Bayern verbergen an diesem Donnerstagmittag nicht, wie gewaltig stolz sie sind, dass es ihnen gelungen ist, Sané von Manchester City an die Säbener Straße zu locken. Rummenigge lobt dessen Schnelligkeit, sein "Dribbelvermögen", seinen Zug zum Tor, er glaubt, dass Sané "perfekt zum FC Bayern passt". Salihamidzic fügt an, dass der Zugang "auf engen Räumen Lösungen" hat. Oliver Kahn nennt ihn einen "Unterschiedsspieler".

Dass Sanés Präsentation aber nicht wirklich glamourös ausfällt, liegt nicht allein an den coronabedingten Einschränkungen. Es liegt auch daran, dass den Klub momentan ein paar Themen beschäftigen, die noch anstrengend werden könnten.

Seit Dienstag trainiert die Mannschaft wieder, seit Donnerstag in Kleingruppen; sie bereitet sich vor auf das Achtelfinal-Rückspiel in der Champions League am 8. August gegen den FC Chelsea. Sané darf dabei sicher nicht mitwirken - sicher mitwirken werden aber, verspricht Rummenigge, zwei Spieler, die seit Monaten ein Bekenntnis zum FC Bayern verweigern: David Alaba und Thiago Alcántara.

Der Spanier Thiago, berichtet Rummenigge, habe in den vergangenen Monaten mit Salihamidzic Gespräche geführt, die "grundsätzlich kurioserweise immer optimistisch und positiv" waren, dann aber habe er dem Vorstand mitgeteilt, dass er "vor dem Ende seiner Karriere noch etwas Neues machen möchte", am liebsten gleich in diesem Sommer. Von konkreten Gesprächen mit anderen Klubs habe Rummenigge noch "keine Kenntnis", er klang aber nicht wie jemand, der Thiago noch unbedingt halten möchte.

Mit dem Innenverteidiger Alaba, dessen Vertrag ebenfalls nach der nächsten Saison endet, gesteht Rummenigge, habe der Klub "bis dato noch keine Lösung gefunden". Er bekräftigt aber noch einmal: "Wir wollen verlängern." Bislang war aus den Gesprächen zwischen Alaba und den Münchnern (oder mit anderen Vereinen) wenig nach außen gedrungen, am Donnerstag deutet Rummenigge an, dass die Verhandlungen stocken, weil Spieler und Klub in der Gehaltsfrage noch weit auseinander liegen. Bei den Transfers hätten sich in diesem Sommer die Ablösesummen "bemerklich" nach unten bewegt, aber, sagt Rummenigge: "Bei den Gehältern scheint im Spitzenbereich der ein oder andere Berater noch der Meinung zu sein, dass trotz Corona in der Welt die Sonne draußen noch hell scheint. Dem ist aber nicht so. Aber vielleicht gibt es noch die Möglichkeit, am Ende des Tages zu einer, sagen wir mal, Kompromisslösung zu kommen."

Einen "Summer Sale" werde es nicht geben, das zumindest verspricht Rummenigge tapfer. Doch dass Salihamidzic sagt, der Klub werde "versuchen, bis zum Ende der Transferfrist die Augen offen zu halten", das heißt dann eben auch, dass die Münchner eine weitere, möglicherweise glamouröse Vorstellung eines Zugangs in diesem Sommer nicht ganz ausschließen.

© SZ vom 24.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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