FC Bayern in der Einzelkritik:Erst nervös, dann überragend

Arjen Robben flucht, Toni Kroos gibt den Leuchtturm, Holger Badstuber kämpft mit den Tränen: Der FC Bayern besteht im Glutkessel von Madrid, vor allem der kleine Kapitän zeigt sich ganz groß. Und Manuel Neuer sichert mit zwei gehaltenen Elfmetern das Finale in München. Die Bayern nach dem Halbfinalkrimi von Madrid in der Einzelkritik.

Andreas Burkert, Madrid

FC Bayern in der Einzelkritik

Manuel Neuer

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Arjen Robben flucht, Toni Kroos gibt den Leuchtturm, Holger Badstuber kämpft mit den Tränen: Der FC Bayern besteht im Glutkessel von Madrid, vor allem der kleine Kapitän zeigt sich ganz groß. Und Manuel Neuer sichert mit zwei gehaltenen Elfmetern das Finale in München. Die Bayern nach dem Elfmeterkrimi von Madrid in der Einzelkritik. Von Andreas Burkert, Madrid Manuel Neuer: War hier jemand nervös? Oh ja, die Bayern waren zu Beginn nervös, und Neuer ist derjenige gewesen, der diesen Zustand zu früh offenbarte: Nach 13 Sekunden spielte ihn Boateng erstmals an, Neuer holte aus - und säbelte mit links am Ball vorbei. Die folgenden geschätzt 426 Rückspiele bereiteten ihm jedoch ebenso wenig Probleme wie Ronaldos Freistöße; bei den Toren chancenlos. Legte sich mal mit einem Balljungen an. Internationale Härte, ganz klar. Im Elfmeterschießen gar nicht mehr nervös. Sondern überragend.

FC Bayern in der Einzelkritik

Philipp Lahm

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(Foto: AFP)

Philipp Lahm: Sah von der gewaltigen Tribüne des Bernabeu aus wie ein Balljunge. Versäumte es beim 0:2, rechtzeitig einzurücken, degradierte aber danach entschlossen Ronaldo zur Randfigur und schaltete sich häufig in den Angriff ein. Bewahrte stets die Ruhe und führte nun schon zum zweiten Mal als Kapitän sein Team in ein Finale. Ganz groß, trotz dieses lausigen Elfers.

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Jérôme Boateng

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(Foto: AFP)

Jérôme Boateng: Wenn er den Ball erhielt, musste Neuer wieder auf der Hut sein - er fütterte seinen Torwart mit Rückpässen, als gebe es dafür Fleißkärtchen. Ein Unsicherheitsfaktor zunächst, der sich jedoch nach dem Wechsel wie sämtliche Verteidiger enorm steigerte. Ganz wichtig: Darf im Finale spielen.

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Holger Badstuber

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(Foto: AFP)

Holger Badstuber: Einige Querschläger unterliefen ihm in der ersten Hälfte, die Organisation seiner Reihe gelang da noch selten. Nach Wiederbeginn hielt er jedoch mehrfach in höchster Not seine Haxen hin, als Feuerwehrmann im Glutkessel von Madrid. Kämpfte nach seiner späten gelben Karte, die ihn fürs Endspiel eliminierte, mit den Tränen.

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David Alaba

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(Foto: AFP)

David Alaba: Vor dem Anpfiff hat der junge Österreicher noch ein paar Wünsche nach oben geschickt, aber es hörte niemand zu. Denn nach fünf Minuten wusste Alaba bereits, dass er eine tragische Figur sein würde, egal, wie das Spiel auch ausging. Hatte sich in Minute fünf in Di Marias Direktabnahme geworfen, der Ball landete an Alabas linkem Arm - Strafstoß und auch seine dritte gelbe Karte im Wettbewerb. Hielt aber den Kopf hoch. Sattelte regelmäßig auf Außenstürmer um, dabei furchtlos und trickreich wie zuletzt. Wird aber nun ebenfalls im Finale fehlen, ein Jammer.

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Bastian Schweinsteiger

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(Foto: AFP)

Bastian Schweinsteiger: In den Zeitungen als "Schweini" angekündigt, ist ja auch einfacher auszusprechen für die Spanier; mit den Konsonanten haben sie es nicht. Nach dem stürmischen Auftakt wäre jedoch eine Vermisstenanzeige mit seinem vollständigen Namen notwendig gewesen: Wo war Bastian Schweinsteiger? Verloren im Raum stand er, als Real anfangs im ICE-Tempo das Mittelfeld überbrückte. Eine dezente Laufleistung verdeutlichte die verständlichen Defizite nach den langen Verletzungswochen. Profitierte später von der Drosselung des Tempos. Legte zu und hielt tapfer durch, was nicht so schlecht war: Denn nur er hatte das letzte Wort und schoss die Bayern in ihr Wohnzimmer nach München.

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Toni Kroos

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(Foto: AP)

Toni Kroos: Dass die Bayern wenigstens in der Offensive zeitig die Qualität eines Halbfinalisten zeigten, lag auch an seiner Übersicht. Ballsicher, umsichtig und der Leuchtturm im Aufbau, an dem sich der Rest orientieren konnte. Ein nimmermüder Antreiber und geschickt im Zweikampf. Seine schwächste Szene leistete er sich im Elferschießen. Macht aber überhaupt nichts.

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Luiz Gustavo

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(Foto: REUTERS)

Luiz Gustavo: Wie schon im Hinspiel verlieh er dem Zentrum in der Startphase nicht die notwendige Sicherheit. Ein Ballverlust im Mittelkreis war Ausgangspunkt jener Folge unglücklicher Umstände gewesen, die dem 0:2 vorausgingen. Bedächtig und unkonzentriert, einfachste Querpässe missrieten ihm und lösten umgehend Großalarm in der Deckung aus. Lud Real zudem im eigenen Strafraum mit einer Zauderei zum 3:0 ein. Aus der Kabine kam dann aber ein ganz anderer Gustavo: zweikampfstark, robust, eine echte Hilfe. Und er war sich nicht zu schade für taktische Fouls - eines brachte leider auch ihm die schmerzliche Final-Sperre ein.

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Arjen Robben

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(Foto: AP)

Arjen Robben: F--- off!", rief er nach dem glücklich verwandelten Strafstoß; da entlud sich wohl Einiges beim Holländer mit dem Veilchen unterm Auge. Auch Ribéry war übrigens sehr erleichtert und umarmte den Sparringspartner von neulich nach dem Treffer, der nur Real wehtat. Wechselte im Angriff häufig die Seiten, doch der Durchbruch gelang ihm selten; Real doppelte ihn wirkungsvoll. Musste immerhin beim aussichtsreichen Freistoß kurz vor der Pause mit niemandem streiten, doch Casillas rettete mit Mühe. In der Rückwärtsbewegung unterstützte er Alaba zu selten, generell nicht seine beste Leistung. Na und?

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Franck Ribéry

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(Foto: AFP)

Franck Ribéry: Das Endspiel vor zwei Jahren hat er verpasst wegen einer Sperre, auch das erklärt wohl seinen feurigen Ehrgeiz. Wagte viel auf eigene Faust, ohne entscheidend bis zur Grundlinie oder in den Strafraum durchdringen zu können. Klatschte vor der zweiten Hälfte den Spezl Robben ab, nach seiner Auswechslung in der Verlängerung auch den Trainer. Tadellos.

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Mario Gomez

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(Foto: dpa)

Mario Gomez: Musste vor der Partie die Familie mit Tickets versorgen, die Verwandten seiner spanischen Mutter schauten wie die Eltern live zu. Sie sahen eine beeindruckende Leistung des Mittelstürmers, der den Auftritt im Bernabeu wohl als Heimspiel empfand. Eroberte Bälle in der eigenen Hälfte, hielt sie in der gegnerischen und war stets brandgefährlich. Erwirkte den Strafstoß, vergab jedoch in der 86. Minute das mögliche 2:2.

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Thomas Müller

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(Foto: dpa)

Thomas Müller: Kam für Ribéry - und feierte mit.

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