FC Bayern in der Einzelkritik:Tricks aus dem Karate-Kid-Lehrbuch

David Alaba könnte in Österreich sogar Bundeskanzler werden. Thomas Müller bejubelt seinen Treffer, als hätte er gerade das WM-Finale entschieden. Nur Arjen Robben sieht bei seiner Auswechslung gar nicht glücklich aus. Die Bayern beim 1:0 gegen Wolfsburg in der Einzelkritik.

Aus dem Stadion von Jonas Beckenkamp

FC Bayern in der Einzelkritik

Manuel Neuer

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

David Alaba könnte in Österreich sogar Bundeskanzler werden. Thomas Müller bejubelt seinen Treffer, als hätte er gerade das WM-Finale entschieden. Nur Arjen Robben sieht bei seiner Auswechslung gar nicht glücklich aus. Die Bayern beim 1:0 gegen Wolfsburg in der Einzelkritik. Manuel Neuer: Trug die wohl rötesten Fußballtreter, die es je im Münchner Norden zu sehen gab - blau wäre angesichts seiner Schalker Vergangenheit auch problematisch gewesen. Fischte zunächst Luiz Gustavos Kopfballtorpedo von der Linie und wunderte sich sichtlich über Wolfsburgs mutige Offensivabteilung. Musste danach noch einmal per Flugeinlage retten, als erneut ein Kopfballgeschoss auf ihn hereinpreschte. Bestach sowohl farblich, als auch sportlich. (Archivbild)

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Rafinha:

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(Foto: AFP)

Rafinha: Ist neuerdings Stammspieler und fühlt sich nach zwei schwierigen Jahren in München endlich gebraucht. Lieferte sich auf rechts einige kernige Duelle mit dem früheren "Löwen" Marcel Schäfer, pendelte im Wechselspiel mit Boateng immer wieder ins Zentrum. Dort als Ballverarbeiter nicht immer mit der nötigen Präzision, weshalb das Umschalt-Spiel der Bayern manchmal stockte. In Kooperation mit Müller auf der Außenbahn insgesamt nicht so phantasievoll wie das Gegenüberpaar Alaba/Ribéry.

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Jérôme Boateng

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Jérôme Boateng: Darf sich ebenso als Elitekraft betrachten, selbst wenn die Rotation auch vor ihm nicht immer halt macht. Diesmal wieder mit Guardiolas Startelf-Segen betraut und als Innenverteidiger überraschend oft mit Rechtsdrang. Nutzte den offenen Raum aber zu selten für Tiefenmärsche und beschränkte sich später aufs Aufräumen im Zentrum. Zeigte einige formschöne Kopfballkerzen, die nicht weiter schlimm ins Gewicht fielen.

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Dante

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(Foto: AFP)

Dante: War bisher meist in gröberen Gefilden gefragt, kann jedoch ab sofort auch Kunststücke aus der Kategorie "Flankengott", wie seine Maß-Vorlage im Pokal zeigte. Musste im Spielaufbau seine Ballfertigkeit beweisen, denn die Wolfsburger giftelten zu Beginn oft resolut dazwischen. Löste diese Zwangslage meist mit Rückpässen oder langen Segelbällen nach vorne. Insgesamt durchaus solide, auch wenn ihm diesmal keine Wunderdinge bei der Torvorbereitung gelangen.

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David Alaba

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(Foto: dpa)

David Alaba: Dürfte einen Tag vor der Wahl des Nationalrats in seiner Heimat noch ein wenig gegrübelt haben, wo er sein Kreuzerl setzt. Stünde er selbst zur Wahl, hätten die Österreicher wohl bald einen Fußballer als Bundeskanzler. Rasierte in der ersten Halbzeit mit einem Mister-Miyagi-Fußfeger Wolfsburgs Christian Träsch von den Socken. Blieb als einer der wenigen Bayern seiner Position auf links treu und hielt Ribery den Rücken frei - wenn nötig, auch mit weiteren kleinen Tricks aus dem Karate-Kid-Lehrbuch.

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Philipp Lahm

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(Foto: dpa)

Philipp Lahm: Wuselt mittlerweile oft zweckentfremdet im Mittelfeld, was die Frage aufwirft, wo er noch überall einsetzbar wäre? Im Tor? Als Mittelstürmer? In der Großen Koalition? Alles vorstellbar. Philipp Lahm spielt nie schlecht, das wusste schon sein Entdecker Herrmann Gerland. Diesmal verschlug es ihn zweitweise sogar auf eine Art Libero-Position, von wo aus er die Offensive ankurbelte. Gab so den umsichtigen Anschieber, der aus der Tiefe Bälle nach vorne trägt. Leistete sich kaum Fehler, auch wenn er noch druckvoller marschieren hätte können. Hat bald alle Positionen auf dem Feld durch.

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Arjen Robben

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Arjen Robben: Ist nach Ansicht von Arjen Robben selbstverständlich auch eine Elitekraft - die Zwangsversetzung auf die Bank im Pokal war nur ein kurzes Zwischenspiel. Sah sich auf dem Flügel oft mit einer Armada an Wolfsburger Beinen konfrontiert und musste im Rückwärtsgang fußballspielen. Wenn er doch einmal durchkam, segelten seine Flanken eine Etage zu hoch. Wirkte gefrustet und versuchte es zunehmend mit Purzeleinlagen im Sechzehner. Doch es half nichts. Nach 62 Minuten musste er raus, glücklich sah er dabei nicht aus.

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Thomas Müller

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(Foto: AFP)

Thomas Müller: Hat sich auf typische Art ins Guardiola-System hineingemüllert. Trifft nach rostigem Saisonstart jetzt wieder auf jede erdenkliche Art - aber nur im Pokal. Hatte es schwer, weil er viele Bälle mit dem Rücken zum Tor verarbeiten musste. Kam so nur selten in Gegenden, in die er sich sonst so gerne aus der Tiefe schleicht. Das änderte sich in der 63. Minute: Da stand er genau dort, wo ein Thomas Müller eben plötzlich auftaucht - drückte Ribérys feinen Querpass am zweiten Pfosten über die Linie. Bejubelte seinen ersten Saisontreffer (!) vor der eigenen Kurve, als habe er gerade das WM-Finale entschieden.

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Bastian Schweinsteiger

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(Foto: AFP)

Bastian Schweinsteiger: Sind das tatsächlich ein paar altersweise graue Häärchen an seinen Schläfen? Stünde ihm gewiss gut zu Gesicht, schließlich biegt er langsam in die Elder-Statesman-Spur seiner Schaffenszeit ein. Und die ist bei vielen ja nicht die schlechteste. Verzichtete kurz auf jegliche Besonnenheit, als er Diego eine in den Nacken mitgab und Gelb sah. Auffällig auch seine neu gewonnene Liebe zum Kopfball - sowohl vorne als auch hinten. Ging dann für Kroos vom Feld und wirkte darüber weitaus glücklicher als Robben bei dessen Auswechslung.

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Franck Ribéry

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(Foto: dpa)

Franck Ribéry: Schon verblüffend: Ist laut einer Umfrage des französischen Fachheftes France Football in Deutschland weitaus populärer als in seiner Heimat. In München steht er in der Beliebtheitsskala gleich hinter Monaco Franze, Karl Valentin und dem Schweinsbraten. Blieb erst erstaunlich wirkungslos und verhedderte sich oft im Wolfsburger Defensiv-Dschungel. Probierte es dann mit etwas mehr Dampf, schlug einige Haken und siehe da: Lieferte mit einem energischen Antritt die Vorarbeit zu Müllers 1:0. Auch wenn ihm diesmal der Esprit fehlte, ist er bei den Bayern unersetzbar. D'accord, liebe Franzosen?

FC Bayern in der Einzelkritik

Mario Mandzukic

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(Foto: REUTERS)

Mario Mandzukic: Ein gewisser Robert Lewandowski soll bald unterschreiben, dabei haben die Bayern doch schon einen Premiumtyp im Angriff. Erhielt ein überschwängliches Lob von Kollege Ribéry, der sagte, er kenne keinen Stürmer, der so viel fürs Team rennt. Gegen die alten Kollegen stets in Lauerstellung, jedoch meist wohl bewacht von den VfL-Möbelpackern Naldo und Knoche. Als der doch einmal eine Chance bekam, zitterten ihm allein vor Benaglio die Füße. Ob er Lewandowskis Atem schon spürt? (Archivbild)

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Einwechselspieler

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(Foto: AFP)

Einwechselspieler: Toni Kroos: Betrat nach einer Stunde für Schweinsteiger den Rasen und schon stand es 1:0. Musste gar nicht viel leisten, um mitzuhelfen, den Vorsprung über die Zeit zu bringen. Legte sich aber immerhin noch einmal kernig mit Wolfsburgs Diego an. Xherdan Shaqiri: Kam zeitleich mit Kroos und brauchte nur eine Ballberührung, um am Führungstreffer beteiligt zu sein: Sein Zusammenspiel mit Ribery öffnete auf rechts den Raum für die Szene, die das 1:0 zur Folge hatte. Legte später geschickt quer zu Mandzukic, der jedoch vergab. Es gab schon schlechtere Einwechslungen. Jan Kirchhoff: Durfte auch noch etwas mitspielen, schließlich gab es diesmal Neues zu bestaunen: Erstmals unter Guardiola mussten die Bayern einen knappen Sieg ins Ziel retten.

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