FC Bayern in der Einzelkritik
Manuel Neuer
Luiz Gustavo übt sich für das Juventus-Spiel als Schweinsteigers Adjutant, Claudio Pizarro schießt seine Saisontore eins bis vier, nur Arjen Robben muss wegen drohenden Übermuts ausgewechselt werden. Der FC Bayern beim 9:2 gegen den Hamburger SV in der Einzelkritik. Aus dem Stadion von Thomas Hummel Manuel Neuer: Erhielt von Trainer Jupp Heynckes keine Pause für das Champions-League-Viertelfinale gegen Juventus Turin am Dienstag. Warum auch? Pausen genießt Manuel Neuer in dieser Saison genug. Das anstrengendste für ihn an einem Spieltag ist zumeist das Aufwärmen. Das betreibt er weiterhin seriös, kommt als Erster raus und geht als Erster wieder rein in die Kabine. Stand sonst wieder recht beschäftigungslos herum, sah seine Kollegen beim lustigen Toreschießen zu. Nicht einmal eine Debatte löste er diesmal aus wie am Mittwoch, als er gegen Kasachstan einen Ball verstolpert und ein Gegentor verursacht hatte. Diesmal ausnahmslos bejubelt. Bei den zwei Gegentoren nach Ecken konnte er nichts ausrichten.
FC Bayern in der Einzelkritik
Philipp Lahm
Philipp Lahm: Schonen? Philipp Lahm? Ne, einmal reicht. Hatte den Trip nach Leverkusen ausgelassen, nun wieder auf dem Platz. Vermutlich erschien es ihm wahrscheinlicher, sich daheim auf dem Sofa zu verletzen, als gegen den HSV. Hatte damit absolut recht. Tat genau so viel, dass er nicht fror und damit nur wenig mehr als Manuel Neuer. Hatte dabei immer wieder gelungene Offensivaktionen. Schonte sich insgesamt erfolgreich für Juventus Turin. Ab der 60. Minute auf der Ersatzbank.
FC Bayern in der Einzelkritik
Jérôme Boateng
Jérôme Boateng: Eigentlich, so dringt es aus dem Verein, vertraue man diesem Verteidiger Jérôme Boateng nicht mehr so ganz. Und bei Bundestrainer Joachim Löw ist er abgerutscht in der Hierarchie. Zu häufig hatte er mit einer schlechten Aktion vieles kaputt gemacht innerhalb einer Partie. Dafür darf er recht regelmäßig von Beginn an mitspielen. Sein vierter Bundesliga-Einsatz von Beginn an, auch das Länderspiel gegen Kasachstan durfte er bestreiten. Sah seinen alten HSV-Kollegen von hinten zu, wie diese gnadenlos untergingen. Trug dazu selbst wenig bei, darf aber sagen, dabei gewesen zu sein. Ob er gegen Juventus dabei ist? Fraglich.
FC Bayern in der Einzelkritik
Dante
Dante: Begann schon nach 40 Spielminuten, die Hamburger öffentlich sichtbar nicht mehr ernst zu nehmen. Umdribbelte als letzter Mann Artjoms Rudnevs aufreizend lässig, beschwerte sich über jeden Körperkontakt eines Hamburgers, als wären diese gar nicht befugt, ihn zu berühren. Hatte nach der Pause eine Körperspannung, mit der er an der Copacabana gar nicht mitspielen dürfte. Damit aber immer noch gut genug, um die sachten Offensivversuche der Hamburger zu stoppen.
FC Bayern in der Einzelkritik
Luiz Gustavo
Luiz Gustavo: Wird es am Dienstag ernst, wird Luiz Gustavo spielen, als Adjutant Schweinsteigers im defensiven Mittelfeld. Also sollte er auch diesmal auf dem Platz stehen - allerdings tat er das als Linksverteidiger-Ersatz für David Alaba, der nach seinen Heldentaten für Österreich geschont wurde. Ob Luiz Gustavo bereit ist für ein Treffen mit Juventus Turin? Gute Frage. Weder hinten noch vorne gefordert. Das wird am Dienstag anders sein, dann begegnet er womöglich einem gewissen Andrea Pirlo. (Archivbild)
FC Bayern in der Einzelkritik
Javier Martínez
Javier Martínez: Musste sich weder von einer Länderspielreise erholen (Spaniens Trainer Vicente del Bosque braucht ihn nicht) und auch nicht für Juve schonen - ist am Dienstag gelbgesperrt. Und wer es noch nicht wusste, der konnte sich diesmal davon überzeugen: Dieser Ausfall könnte fatal sein. Läuft alle freien Räume im Zentrum zu, führt die unangenehmen Zweikämpfe vor dem Strafraum, gewinnt alle Kopfballduelle, ist immer dort, wo es was zu tun gibt. Vor allem gibt er den Kollegen Schweinsteiger, und Kroos im Zentrum die Sicherheit, sorglos nach vorne zu rennen, weil Martínez hinten sowieso alles regelt.
FC Bayern in der Einzelkritik
Bastian Schweinsteiger
Bastian Schweinsteiger: Im Windschatten von Martínez zunächst ständig an einem anderen Eck des Spielfelds aktiv. Kam ja erholt aus der Länderspiel-Pause, weil er im zweiten Kasachstan-Spiel Ilkay Gündogan zugesehen hatte, wie der Dortmunder seinen Platz übernehmen will. Fühlt sich inzwischen für alles verantwortlich im Bayern-Spiel: Erster Pass aus dem Zentrum in die Offensive, Reklamieren beim Schiedsrichter, Kopfballtore (2:0), Kapitänsbindenträger (nach Lahms Auswechslung). Sollte dann eigentlich auch für das zehnte Bayern-Tor verantwortlich sein, tat auch allerhand dafür und hängte sich bis zum Schluss rein. Vergebens.
FC Bayern in der Einzelkritik
Toni Kroos
Toni Kroos: Führte durch die Abwesenheit von Mario Mandzukic zu Beginn das Pressing der Bayern an, machte sich enorm verdient dahingehend, dass die Hamburger bald ziemlich eingeschüchtert waren. Hatte ja genug Energie, nachdem er sich schon während der Länderspiel-Pause zu Hause geschont hatte. Glänzte nicht so wie Shaqiri oder Robben, war an kaum einem Tor direkt beteiligt. Dennoch enorm wichtig als technisch perfekte Ballhalte- und Verteilmaschine. Bei Jupp Heynckes absolut gesetzt und auch gegen Juventus Turin fast sicher dabei. Wenn nicht Shaqiri oder Robben dabei sind.
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Xherdan Shaqiri
Xherdan Shaqiri: Für den Schweizer ist es ein Glücksfall, dass sein FC Bayern in der Meisterschaft nur noch bessere Testspiele bestreitet. Dort darf er sein beachtliches Talent zeigen. Bis Hamburg ist die Meldung selbst im Informationszeitalter noch nicht durchgedrungen, dass Xherdan Shaqiri ein guter Fußballer ist. So durfte er völlig unbedrängt nach fünf Minuten aus 20 Metern den Ball ins Toreck schießen (1:0), durfte freistehend die Flanke zum 2:0 schlagen, durfte ungestört vor dem 5:0 an den Pfosten zielen. Wuselte und fummelte und verwirrte die Gegenspieler, als hätte er alleine so viel Energie wie die ganze Hamburger Mannschaft, inklusive der Ersatzspieler.
FC Bayern in der Einzelkritik
Arjen Robben
Arjen Robben: Hatte zuletzt einen Rüffel von Louis van Gaal erhalten, nachdem er trotz eines Schiedsrichter-Pfiffes im Länderspiel noch den Ball ins Tor geschossen und dann Gelb gesehen hatte. "Das war dumm", sagte der Bondscoach. Er ist halt ein wenig hyperaktiv, dieser Arjen Robben, das dürfte Louis van Gaal bereits wissen. Vielleicht wussten das auch die Hamburger, aber die konnten schlicht nichts dagegen machen. Die zackigen Bewegungen alleine verursachten beim HSV so viel Ehrfurcht, dass niemand mehr sich traute, überhaupt in einen Zweikampf zu gehen. Bei seinem 4:0 standen praktisch alle Hamburger in Eingreifweite, aber Robben durfte seelenruhig einschieben. Grüßte schon zur Halbzeit auf die Tribüne wie bei einem Feierabendkick. Als er endgültig drohte zu überdrehen und alle Hamburger hintereinander zweimal auszuspielen versuchte, nahm ihn Heynckes vom Platz.
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Claudio Pizarro
Claudio Pizarro: Ja, ist denn heit' scho Weihnachten? Hätte man ja denken können, angesichts eines Pudelmützen- und Handschuhwetters in München am Ostersamstag (man erinnere sich, dass an Heilig Abend in der Stadt mehr als 20 Grad Celsius gemessen wurden). Jedenfalls durfte an diesem winterlichen Ostertag Claudio Pizarro Stürmer spielen und nicht Mario Mandzukic (Bank) oder Mario Gomez (nicht im Kader). Und der Peruaner durfte sich freuen, bei dieser Oster-Party dabei gewesen zu sein. Gegen einen Gegner, der nur daneben stand, konnte er seine ersten Bundesliga-Tore in dieser Saison erzielen zum 3:0, 5:0, 6:0 (mit der Hacke!) und 8:0.
FC Bayern in der Einzelkritik
Rafinha
Rafinha: Der Brasilianer hätte nach 79 Minuten der gefeierte Mann werden können. Sprintete nach vorne, bekam den Ball von Pizarro, scheiterte aber an Torwart René Adler. Es wäre das 10:1 gewesen, das die Zuschauer in diesen Minuten vehement forderten. Am Dienstag eher nicht der gefeierte Mann, weil ganz sicher nicht dabei, wenn es gegen Juve nicht um das zehnte Tor geht - sondern um alles.
FC Bayern in der Einzelkritik
Franck Ribéry
Franck Ribéry: Kam beim Stand von 7:1. So was nennt man im volksnahen Sprachgebrauch Perle vor die Säue geschmissen. Waren die Hamburger nicht schon gedemütigt genug? Mussten die Bayern auch noch Rechtsverteidiger Dennis Diekmeier lächerlich machen? Mussten sie. Ribéry dribbelte ein paar Mal und Diekmeier wusste nicht mehr, wie viele Tore nun schon gefallen waren. Ribéry erzielte jedenfalls das neunte, zum 9:1. Für den Franzosen waren diese 22 Minuten eine leichte Aufwärmübung für Dienstag.
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Thomas Müller
Thomas Müller: Auch der Nationalspieler war in diesem Fall eine Perle, die ins Spiel mit den Hamburgern geworfen wurde. Obwohl es nach 68 Minuten auch ein E-Jugend-Spieler des FCB getan hätte. Doch auch Thomas Müller sollte sich eben noch ein wenig bewegen, bevor ein paar Italiener ein wenig unangenehmer zur Sache gehen werden als diese ulkigen Hamburger. Legte sogleich das 8:0 auf.