FC Bayern in der Einzelkritik:Lewandowski malt ein Meisterwerk von einem Tor

Der Pole trifft volley zur Führung und spielt auch sonst überragend. Thomas Müller trifft unter Schmerzen. Kingsley Comans Dribblings taugen nur als Aprilscherz. Die Bayern in der Einzelkritik.

Aus dem Stadion von Matthias Schmid

Sven Ulreich

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Musste in der 43. Minute zum ersten Mal einen Ball fangen, es war nur ein Schüsschen von Dominik Kohr. Also kein Problem für Ulreich, der schon 176 Erstligaspiele für den VfB Stuttgart in seiner Vita stehen hat. Beim FC Bayern erlebte der 28-Jährige trotzdem eine Premiere, es war sein erstes Bundesligaspiel von Anfang an. Und er erlebte es wie sonst Manuel Neuer, der wegen einer Zeh-Operation fehlte. Ulreich musste ein paar Hampelmänner aufführen, sich ein bisschen Dehnen, damit er sich nicht allzu sehr langweilte. Nicht zu vergessen: Eine Flanke musste er in der zweiten Hälfte noch abgreifen. In Hoffenheim am Dienstag wird es aufregender für ihn werden.

Philipp Lahm

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Musste nicht bis zur Pause regenerieren, weil er in einen 60-Meter-Sprint gegen einen 22-Jährigen gezwungen worden wäre. In einem Stern-Interview hatte Lahm ja seinen Rücktritt im Sommer unter anderem mit den immer jünger werdenden Gegenspieler begründet. Gegen Augsburg war es aber anders herum, der 23-jährige Philipp Max musste dem 33-jährigen Philipp Lahm ziemlich häufig hinterherrennen, sodass dieser nach Luft schnappte, als hätte er gerade einen Marathon hinter sich gebracht.

Jérôme Boateng

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Erstes Pflichtspiel seit November in der Startelf, Schulterverletzung und Operation am Brustmuskel hatten zum Dienstausfall geführt. Spielte aber so, als hätte er nie eine Schulterverletzung und eine Operation am Brustmuskel gehabt, weil er die meiste Zeit seinen Teamkollegen beim Zaubern zuschauen durfte und vergeblich auf mehr Zweikämpfe wartete.

Mats Hummels

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(Foto: dpa)

Sehnte wie Boateng so etwas wie einen Zweikampf herbei. Stand wohl deshalb bei einigen Kopfbällen so hoch in der Luft, dass er über das Stadiondach hinaus auf die Alpen blicken und die Fernsicht auf die Zugspitze genießen konnte. Es war allerdings kein Aprilscherz, dass die Augsburger so zahm und lieblich auftraten wie die Wiener Sängerknaben.

Juan Bernat

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(Foto: AFP)

So etwas wie Aprilscherze kennt man auch in Spanien, aber nicht im Frühling, sondern am 28. Dezember, sie nennen es "Santos Inocentes", und wenn die Spanier jemandem einen Streich spielen, rufen sie danach "Inocente, inocente" (unschuldig). Bernat war aber nicht nach Schabernack zumute: Er spielte seriös und gefällig, um Trainer Carlo Ancelotti zu zeigen, dass er ihn ruhig häufiger hinten links verteidigen lassen darf. (Archivfoto)

Joshua Kimmich

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(Foto: Sven Hoppe/dpa)

Der Nationalspieler spielte in der Rückrunde erst einmal 90 Minuten durch, sein Stammplatz unter Carlo Ancelotti ist auf der Bank. Ging deshalb in manchen Szenen auch etwas übermütig zu Werke, sodass man in den ersten Minuten Angst haben musste, dass er sich beim Grätschen verletzten könnte. Spielte ansonsten so abgeklärt im defensiven Mittelfeld wie immer. In den letzten Minuten lief er dann noch in der Innenverteidigung nehmen Boateng auf. Ebenso abgeklärt.

Thiago

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Es macht immer Spaß, dem Kleinkünstler im Bayern-Team bei der Arbeit zuzuschauen, alles sieht so leicht und mühelos aus. Etwa seine gestreichelten Pässe, die auch beim Nebenmann ankommen, wenn der Spanier gar nicht in dessen Richtung schaut. Thiago hat die No-Look-Pässe im Fußball zur Kunstform erhoben, eines seiner zauberhaften Zuspiele führte auch zum 1:0 von Lewandowski. Der Pole bedankte sich dafür in der zweiten Hälfte, indem er Thiago per Hacke das 4:0 auflegte. Verließ das Feld nach einer Stunde und einem weiteren Pfostentreffer unter den stehenden Ovationen des Publikums.

Kingsley Coman

Klebte keinem seiner Mitspieler einen selbstgebastelten Fisch auf den Rücken. Auch in Frankreich kennen sie Aprilscherze, sie rufen dann "poisson d'Avril", nachdem sie ihren Klassenkameraden mit Papierfischen genarrt haben. Der ganze Spruch lautet nämlich: "Faire un poisson d'avril à quelqu'un", jemandem einem Aprilfisch machen/gönnen. Coman wollte lieber anders auf sich aufmerksam machen, aber seine Dribblings im Fast-Forward-Modus taugten nur für Aprilscherze. (Archivbild)

Thomas Müller

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(Foto: REUTERS)

Manchmal verspringen Müller die Bälle am Fuß so tollpatschig wie einem Kicker aus der Kreisklasse C, Zugspitze. Um im nächsten Moment einen seiner irren Laufwege folgen zu lassen, die kein Fußballer auf diesem Planeten vorausahnen kann, er selbst eingeschlossen. Gegen Augsburg spielte er so auffällig, fast aufgedreht, er scheiterte zunächst zweimal am Pfosten, ehe er mit dem rechten Knie zum 2:0 traf. Müller braucht kein feines Edelfüßchen, um ein Tor zu schießen. Bei seinem zweiten Tor verletzte er sich so unglücklich und schmerzhaft, dass er kurz mal das Feld verlassen musste.

Franck Ribéry

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(Foto: AP)

Spaßwart beim FC Bayern und kraft seines Amtes auch für die Aprilstreiche und den Schabernack zuständig. Wirkte gegen Augsburg aber zunächst eher genervt und winkte ein paar Mal abfällig ab, weil der Verkehr im gegnerischen Strafraum so dicht war wie im Feierabend auf dem Mittleren Ring. Fand dann aber doch noch Spaß, nachdem er den Ball so herrlich in den Lauf von Lewandowski gespielt hatte, dass dieser zum 3:0 traf.

Robert Lewandowski

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(Foto: dpa)

Lewandowski hat viele Lieblingsgegner, weil er gegen jeden Gegner Tore schießt. Aber der FC Augsburg ist ihm der allerliebste. Gegen die Schwaben erzielte der Pole seine Tore 12, 13 und 14, in nur 12 Spielen wohlgemerkt. Vor allem der Treffer zum 1:0 war ein Meisterwerk seiner Schaffenskunst: Mit rechts holte er den Ball von Thiago runter, ließ ihn kurz an die Brust tropfen, um ihn dann volley mit links ins Eck zu wuchten. Und das alles in einer fließenden Bewegung. Weltklasse, man muss lange suchen, um in der Historie einen ähnlich kompletten und eleganten Stürmer zu finden. Lewandowski schießt allerdings nicht nur Tore, sondern kann sie auch seinen Kollegen kunstvoll auflegen - zum Beispiel mit der Hacke, wie vor Thiagos 4:0. Per Kopf erhöhte er dann noch auf 5:0.

Arjen Robben

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Durfte nach einer Stunde für Coman auf den Rasen. Gab Müller noch ein bisschen Anschauungsunterricht in Sachen Technikschulung, flankte einmal von der rechten Seite mit dem linken Außenrist hinter dem Rücken. Versuchte noch ein paar Robben-Moves, also mit rechts nach links zu dribbeln. Ein Tor blieb ihm aber verwehrt. (Archivbild)

Renato Sanches

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(Foto: Alexander Hassenstein/Getty)

Freute sich am 1. April gleich über zwei Dinge: dass er mal wieder mitspielen durfte und dass der Winter in München endgültig vorbei ist. (Archivbild)

Rafinha

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(Foto: Guenter Schiffmann/AFP)

Durfte auch noch ein paar Minuten bei sommerlichen Temperaturen ran und seinen Mitspielern zu weiteren Toren gratulieren, diesmal aus nächster Nähe und nicht mehr von der Bank aus. (Archivbild)

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