FC Bayern in der Champions League:2:0 gegen Schwarz-Gelb in harmlos

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Wartete 90 Minuten lang auf die große Eingebung: Thomas Müller, diesmal von Beginn an für den FC Bayern im Einsatz. (Foto: Andreas Gebert/Reuters)
  • Der FC Bayern besiegt Athen mit 2:0, beide Treffer macht Robert Lewandowski.
  • Athen gab dabei nicht die Art von Sparringspartner ab, gegen den man schon den Ernstfall proben könnte für ein Liga-Duell gegen den Tabellenführer Borussia Dortmund am Samstag.
  • Tabelle und Ergebnisse der Champions League finden Sie hier.

Aus dem Stadion von Claudio Catuogno, München

Wie viele dieser Festabende hat der FC Bayern in den vergangenen Jahren in seiner Arena erlebt? Oben der schwarze Nachthimmel, und auf dem grell bestrahlten Rasen lässt das Flutlicht alle Farben noch ein bisschen satter und alle Aktionen noch ein bisschen großartiger erscheinen, das Bayern-Rot ist noch ein bisschen röter, das feindliche Schwarz-Gelb noch ein bisschen schwarz-gelber ... Wer am Mittwochabend nur mal kurz reingezappt hat ins Spiel des FC Bayern (sofern das, seit sich die Champions League in die Winkel des Pay-TV verkrochen hat, überhaupt noch möglich ist), der sah da die Roten zunächst von links nach rechts und die Schwarz-Gelben von rechts nach links spielen - ja ist denn scho Spitzenspui, hätte Franz Beckenbauer jetzt noch aus dem Hintergrund rufen müssen.

Spitzenspiel? Nein, noch nicht, die gelben Leibchen, die die Griechen von AEK Athen traditionell mit ihren schwarzen Hosen kombinieren, sind eine Reverenz an die Wurzeln der Klub-Gründer im alten Konstantinopel. Zu den Schwarz-Gelben aus Dortmund geht es erst am Samstag. Und wenn man die Zeichen der letzten Tage und Wochen richtig deutet, dann geht es am Samstag auch um den Job des Bayern-Trainers Niko Kovac. Der nun allerdings immerhin dies zu seinen Gunsten auf die Waagschale legen kann: Dank eines 2:0 (1:0)-Siegs im Gruppenspiel gegen Athen sind die Bayern auf direktem Kurs Richtung Champions-League-Achtelfinale. Sie sind jetzt wieder Tabellenführer mit zehn von zwölf möglichen Punkten. Und bereits qualifiziert sind sie nur deshalb nicht, weil Ajax Amsterdam gleichzeitig nur ein 1:1 bei Benfica Lissabon gelang.

Wenigstens optisch haben sich die Bayern am Mittwoch also schon mal einspielen können, ansonsten gaben die Gelb-Schwarzen aus Griechenland allerdings nicht die Art von Sparringspartner ab, gegen den man schon den Ernstfall proben könnte für ein Liga-Duell gegen den Tabellenführer. Aber das war den Münchnern auch ganz recht. Nach zuvor vier Heimspielen ohne Sieg (gab es letztmals 2001!) hatte sich Kovac in erster Linie ein Spiel erhofft, das "den Knoten öffnet". Für so ein Knotenöffnerspiel hatte er ein paar Kriterien definiert, etwas jenes, dass man mal wieder "mit drei, vier Toren gewinnen" sollte. Wie beim 4:0 gegen Piräus im Jahr 2015, wie beim 6:0 gegen Thessaloniki im Jahr 2007 - das waren die letzten Ergebnisse gegen Teams aus Griechenland gewesen.

Nach diesem 2:0 kann Kovac jetzt immerhin konstatieren, dass sich der Knoten nicht noch enger um die Gurgel gelegt hat.

"Das war kein Feuerwerk, aber das war auch nicht zu erwarten. Es ist im Moment nicht die Leichtigkeit da, wir müssen uns das sehr hart erarbeiten", stellte er nach Abpfiff fest. Gegen Dortmund müsse sich sein Team, "sicherlich noch steigern, aber das wird ein ganz anderes Spiel".

Der erste Treffer des Abends: ein von Robert Lewandowski verwandelter Elfmeter in der 31. Minute. Dem voraus ging eine Ecke von Joshua Kimmich, der Ball erreichte Thomas Müller am zweiten Pfosten, von Müller sprang er ins Aus, wie ja von Müller seit Wochen der ein oder andere Ball nicht dorthin springt, wo er hin springen soll. Doch im Fünfmeterraum hatte dummerweise der Verteidiger Uros Cosic seine Hand in das Trikot von Lewandowski gekrallt. Der Schiedsrichter hatte es nicht gesehen, die Linienrichter waren auch keine Hilfe, der Videokeller ist in der Champions League nicht besetzt - aber ein Torrichter gab den entscheidenden Hinweis. Lewandowski lief an, verzögerte, ließ den Torwart Vassilis Barkas in die aus Sicht des Schützen linke Ecke springen - und verwandelte in die rechte.

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Wenn das lange Zeit einzige Tor einer Partie aus einem Strafstoß resultiert, erzählt das oft auch etwas über die restlichen Aktionen, in denen es dann niemandem gelungen ist, aus dem Spiel heraus einen Treffer zu erzielen. Tatsächlich wirkten die zuletzt arg verunsicherten Münchner zwar präsent, kämpferisch und fast immer auf der Höhe des Geschehens. Doch ihr Angriffsspiel wirkte zumindest in der ersten Stunde weiterhin arg zufällig. Dass sie bis weit in die zweite Hälfte hinein laut einschlägigen Live-Statistiken deutlich weniger als 50 Prozent ihrer Zweikämpfe gewonnen hatten, lag allerdings vor allem daran, dass sie davon zumindest in der Defensive kaum welche bestreiten mussten.

Wenn sie vorne mal gefährlich durchkamen, war meistens Lewandowski beteiligt: Mal fand sein Pass den Fuß von Müller, doch dessen Schuss wurde abgeblockt (37.). Mal verstolperte er selbst, wie in der 39. Minute nach einer scharfen Hereingabe von Serge Gnabry. Mal köpfte der polnische Mittelstürmer - noch dazu aus Abseitsstellung - knapp drüber (62.). Es brauchte dann erneut eine Ecke von Kimmich, ehe Lewandowski das 2:0 nachlegte; nachdem der Ball von der griechischen Abwehr verlängert wurde, erwischte ihn Lewandowski mit der Fußspitze (71.).

"Wenn jeder Einzelne fünf Prozent mehr bringt, wird das in der Summe so viel ergeben, dass wir wieder dahin kommen, wo wir in den ersten sieben Spielen waren" - das war Kovacs Credo gewesen für diese Partie. Nicht zur Verfügung standen dafür Arjen Robben wegen einer Blockade im Knie und James Rodríguez, der nach einer Wadenblessur auf der Bank saß. In der Innenverteidigung spielten mal wieder Mats Hummels und Jérôme Boateng miteinander; erstmals nach ihrem fatalen 0:3 mit der Nationalelf gegen Holland ("Altherrenfußball"). Dazu Müller und Franck Ribéry. Also alle Routiniers, die Kovac zur Verfügung standen. Aber man muss davon ausgehen, dass sich das auch wieder ändern wird, am Samstagabend, in Dortmund.

© SZ vom 08.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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