An diesem Tag, an dem er über den nächsten verletzten Körper sprechen musste, hatte Pep Guardiola zumindest eine gute anatomische Nachricht. Das Herz, sagte der Trainer des FC Bayern, "ist da".
Der Katalane Guardiola schmückt seine Ausführungen gerne mit pathetischen Formulierungen, sie sind ihm das liebste rhetorische Mittel. Einen Tag vor dem DFB-Pokal-Viertelfinale an diesem Mittwoch (20.30 Uhr) bei Bayer 04 Leverkusen ist das jedoch kein rhetorisches Mittel mehr. Es ist zurzeit alles, was ihm geblieben ist. Eine ausführliche anatomische Untersuchung seiner Elf ergibt schließlich, dass außer dem Herzen zurzeit recht wenig da ist.
Nicht verfügbar sind in Leverkusen: ein Innenband (das von David Alaba), ein Sprunggelenk (Franck Ribéry), ein Bauchmuskel (Arjen Robben). Und noch ein Sprunggelenk: das von Bastian Schweinsteiger. Der Mittelfeldspieler war am Samstag in Dortmund ausgewechselt worden, zunächst war sein Einsatz im Pokal nur unsicher. Am Dienstag jedoch sagte Guardiola: "Bastian wird definitiv nicht dabei sein."
Vor den wichtigsten Spielen der Saison bricht dem Trainer also der nächste Leistungsträger weg, einfach durch einen anderen Spieler sind die Ausfälle inzwischen nicht mehr zu ersetzen. "Wir müssen uns anpassen", sagt Guardiola daher, das heißt: Er wird die nächste Verletzung wohl wieder mit einer taktischen Umstellung auffangen. In Dortmund hatte er ja so defensiv spielen lassen wie nie zuvor in seiner Zeit beim FC Bayern, sein offensives Personal beschränkte sich auf Thomas Müller und Robert Lewandowski. Die Taktik beschränkte sich auf Konter. Ob er noch defensiver spielen, sich womöglich ganz aufs Mauern konzentrieren werde? "Das wird nie passieren in meiner Karriere", sagte Guardiola, und es klang nur leicht nach Überschwang.
Dem Trainer lässt sein Kader in diesen Tagen jedoch überhaupt keine andere Wahl, als sich auf die defensiven Qualitäten seiner Mannschaft zu verlassen. So lobte Guardiola am Dienstag wieder einmal Jérôme Boateng, den Chef seiner Dreier- (oder Vierer-)Abwehrkette.
Und er sprach besonders ausführlich über die mentalen Eigenschaften, die ein Viertelfinale im Pokal oder, ab der nächsten Woche, die Champions-League-Spiele gegen Porto erforderten: "In dieser Phase zählt nur der Kopf. Herz, Leidenschaft, Desire!" Guardiola weiß: Ohne die Verletzten, ohne Herz, Leidenschaft und Desire könnte der Ausflug ins Rheinland auch schnell für etwas viel Unangenehmeres stehen: für ein Scheitern.
Also sprach Guardiola eben über den Willen: Viel mehr ist ihm nicht geblieben. Wobei er ankündigte, dass vielleicht doch noch etwas da sein könnte gegen Leverkusen: eine Hüfte. Die von Holger Badstuber.