Stimmen zur Bayern-Niederlage:"Ob wir 2:1, 3:1 oder 4:1 verlieren, ist am Ende egal"

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Thomas Müller (li.) und Stefan Posch denken vermutlich höchst unterschiedlich über das Spiel. (Foto: imago images/Thomas Frey)

Nach dem Debakel bei Hoffenheim wollen die Münchner die Belastung nicht als Ausrede gelten lassen. Die TSG erlebt "ein geschichtsträchtiges Spiel". Stimmen zum 1:4 der Bayern.

Sebastian Hoeneß (Trainer TSG 1899 Hoffenheim): "Es ist so gelaufen, wie wir uns das vorgestellt haben. Wir kommen nicht gut ins Spiel, die ersten zehn Minuten war die Dominanz groß, aber mit der ersten Chance haben wir einen Brustlöser gehabt und haben es geschafft, über die Spielzeit immer gefährlich zu bleiben, die Box zu verteidigen und das ist überragend gelaufen für uns.

... zur Frage, ob er von der Leistung seiner Mannschaft überrascht war: "Die Qualitäten der Mannschaft sind klar, dass sie Fußball spielen kann, ist klar, insbesondere nach Umschaltsituationen. Nein, ich bin überhaupt nicht überrascht. Die Mannschaft hat gezeigt, was sie kann."

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... zur Frage, was ihm die Tabellenführung bedeutet: "Um ehrlich zu sein gar nichts, mir wäre es sogar lieber gewesen, wir wären Zweiter. Denn jetzt ist es die ganze Woche ein Thema. Für uns ist das Thema irrelevant, für uns wird es wichtig sein, Freude rauszulassen, das Gefühl nach Frankfurt mitzunehmen, dass wir was draufhaben. Wir dürfen einfach nicht vergessen, dass die Bayern ein Spiel über 120 Minuten hatten. Nichtsdestotrotz war es eine starke Leistung. Auch jetzt im Erfolg ist es mir wichtig, sachlich, analytisch, klar zu bleiben. So wird es auch im Misserfolg sein."

Hansi Flick (Trainer FC Bayern München): "Wir haben gegen eine starke Hoffenheimer Mannschaft gespielt, die physisch sehr stark war. Sie haben die Räume gut zu gemacht und gradlinig nach vorne gespielt. Es war zu einfach heute für den Gegner, Chancen zu kreieren. Wir selbst waren in der Offensive nicht so durchschlagskräftig, wie wir es gewohnt sind. Wir sind gut ins Spiel gekommen, ich kann der Mannschaft keinen Vorwurf machen. Sie hat gefightet, sie hat das, was noch in ihr steckt, hier reingebracht. Von daher muss ich sagen, akzeptieren wir die Niederlage, weil der Gegner heute einfach gut gespielt hat. Wir haben versucht, uns dagegen zu stemmen, aber es hat heute nicht gereicht."

... zur fehlenden Vorbereitung: "Ich bin kein Trainer, der gerne in der Vergangenheit lebt. Wir leben im Hier und Jetzt und wir müssen das Beste aus der Situation machen. Aber die Mannschaft hat zwei Wochen Pause nach dem Pokalfinale gehabt, dann war Vorbereitung auf die Champions League, dann wieder zwei Wochen Urlaub, dann eine Woche Mannschaftstraining, dann das erste Bundesligaspiel. Ganz so vorbereitet wie andere Mannschaften wie Hoffenheim sind wir nicht, das ist ganz normal. Wir brauchen noch ein bisschen Qualität in der Breite, um dem einen oder anderen Spieler noch eine Pause zu geben. Aber wie gesagt, wir gucken nach vorne, bereiten uns intensiv auf Dortmund vor, schauen, dass wir uns 100 Prozent erholen. Thomas oder Joshua Kimmich haben 120 Minuten gespielt, aber heute wieder 90 Minuten gefightet. Das brauchen wir, es bleibt uns nichts anderes übrig. Wir müssen Wege finden, Erfolg zu haben."

Manuel Neuer (Kapitän FC Bayern München): "Das würde ich nicht sagen (dass die Belastung eine Rollge gespielt hat, Anm d. Red.). Wir suchen keine Ausreden, das erwartet uns in diesem Jahr. Man hat es schon öfter gemerkt in der Vergangenheit, dass alle paar Tage ein Spiel ist und wir als Mannschaft wissen, was uns erwartet. Dementsprechend können wir nicht so viel darüber sprechen, dass wir nach dem Spiel kaputt sind, sondern wir müssen das annehmen."

Thomas Müller (FC Bayern München): "Der Akku ist natürlich nicht zufrieden, aber ich denke nicht, dass das heute an körperlichen Geschichten lag. Ich denke, dass wir genug Kraft hatten. Wir haben ja auch ein paar frische Kräfte gebracht, die Diskussion brauchen wir nicht anstoßen. Natürlich muss man sagen, die Hoffenheimer haben die Zweikämpfe spritzig und agil geführt, aber ich hatte nicht das Gefühl, dass wir die Zweikämpfe oder Bälle unsauber gespielt haben oder dass jemand die Ohren hat hängen lassen oder dass jemandem der Schweiß schon nach 20 Minuten auf der Stirn stand. Das hatte aus meiner Sicht andere Gründe. Summa summarum haben wir verdient verloren. Wir bleiben dran. Wir haben alles gegeben. Man hat gesehen, dass wir beißen wollten, auch wenn es am Ende etwas chaotisch wurde, aber das ist auch okay. Ob wir 2:1, 3:1 oder 4:1 verlieren, ist am Ende egal."

Alexander Rosen (Direktor Profifußball TSG 1899 Hoffenheim):

... zum Spiel und den Fans: "Es war ein überragender Nachmittag, die 6030, die da waren, haben Stimmung gemacht, als wären es 60.000. Es war ein ganz besonderer Moment, eine ganz besondere Geschichte, wenn man bedenkt, dass das letzte Spiel vor Zuschauern gegen Bayern war, als wir 0:6 verloren hatten und völlig chancenlos waren. Es ist ein geschichtsträchtiges Spiel für uns, auch wenn wir die Reisestrapazen des Gegners beachten müssen."

... zur eigenen Leistung: "Über allem steht, dass wir eine herausragende Leistung gebracht haben, in der Verteidigungsarbeit, aber auch mit dem Ball. Wir waren sehr klug, sehr zielstrebig, hatten noch viel mehr Chancen. Am Ende waren es ja sogar nur vier Tore, aber der Gegner hat am Donnerstag 120 Minuten Supercup gespielt. Es liegt aber an uns, wie wir den Gegner die Belastung spüren lassen, das haben wir von der ersten Minute an gemacht."

... zu Trainer Sebastian Hoeneß: "Ich nehme ihn so wahr, wie ich ihn die ganze Zeit wahrnehme. Er ist ein Fachmann, der extrem ehrgeizig ist, extrem akribisch, der viel Wert aufs Team legt. Es macht super Spaß, wir sind sehr froh, dass Sebastian bei uns ist. Viele Gedanken bei uns sind deckungsgleich. Ein großes Prinzip ist Mut, Mut auch gegen die beste Mannschaft Europas. Der Trainer hat mit seinen Wechseln ein Zeichen gesetzt."

Hasan Salihamidzic (Sportvorstand FC Bayern München, vor dem Spiel):

... zu möglichen weiteren Transfers: "Wir lassen uns viele Optionen offen, sind im ständigen Austausch mit dem Trainerteam und schauen, was möglich ist. Für keinen Klub ist es einfach, die Corona-Situation ist schwierig."

... zu Sebastian Hoeneß: "Wir sind wirklich glücklich und auch stolz auf Sebastian, er hat sehr gute Arbeit geleistet in den letzten Jahren beim FC Bayern. Er hat sich sehr gut entwickelt und wir waren stolz, dass ein Trainer aus unserer Akademie die Chance bei einem Bundesligisten erhält."

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