FC Bayern in der Einzelkritik:Manuel Neuer fehlen acht Arme

Der Torwart zeigt fleißig, aber machtlos Paraden. Jérôme Boateng wird ausgepfiffen und Joshua Kimmich schießt ein Traumtor ohne Wert. Der FC Bayern in der Einzelkritik gegen Hoffenheim.

Von Tim Brack

Manuel Neuer

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(Foto: dpa)

Ist der perfekte Repräsentant für die Vier-Trophäen-Saison der Bayern, schien zuletzt vier Arme zu haben für allerhand entmutigende Paraden. Gegen Hoffenheim hätte der Münchner Kapitän acht mehr gebraucht, um die ersten beiden Tore zu verhindern. Musste dem Kopfball von Ermin Bicakcic machtlos hinterherschauen und sich von Munas Dabburs überlupfen lassen. Gegen einen Schuss von Andrej Kramaric schnellte sein Arm dann blitzschnell und rechtzeitig nach oben. Der Ball landete an der Latte. Neuers Bewegung erinnerte an den Reklamierarm, nur war es diesmal ein Paradenarm. Zeigte dann noch seinen Paradenfuß, verhindert zunächst das 1:3 durch Robert Skov. Dann machtlos beim 1:3 durch Kramaric und nicht schuldlos am 1:4. Verantwortlich für den Elfmeter an Ihlas Bebou, den Kramaric verwandelte. Von vier Titeln spricht nach vier Gegentoren keiner mehr.

Benjamin Pavard

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(Foto: Getty Images)

Muss sich im Kader der Bayern vorkommen wie ein Single bei einem Pärchenabend. Ist immer noch der einzige nominelle Rechtsverteidiger im zart bestückten Ensemble von Hansi Flick. Rotiert werden kann Pavard nicht. Warum auch? Spielt ja meistens zuverlässig. Aber es gibt eben auch Ausnahmen. Leitete das Debakel gegen Hoffenheim mit einem gravierenden Fehler mit ein. Dem anstürmenden Kramaric spielte er den Ball vom Fuß, direkt in den Lauf von Dabbur, der Neuer überlupfte. Wirkte auch danach nicht immer sattelfest, versuchte seinen Fauxpas vergessen zu machen. Doch auch in der Offensive fand er nicht den gewohnten Zugriff. Musste zehn Minuten nach der Pause herunter.

Jérôme Boateng

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(Foto: dpa)

Hatte so seine Probleme mit den Hoffenheimer Wirbelwinden, die ihn in ungeliebte Sprintduelle verwickelten. Besonders Kramaric wusste die Hüftsteifigkeit des Münchner Innenverteidigers auszunutzen. Er wickelte Boateng einmal derart ein, dass dieser seinen Schuss nicht mehr verhindern konnte. Neuer rettete aber. Auch außerhalb der Sprintdisziplin gab Boateng nicht immer die souveränste Figur ab. Rettete aber auch die ein oder andere brenzlige Situation, was sich bei vier Gegentoren merkwürdig anhört. Boatengs Auftritt begleiteten die Fans in der Sinsheimer Arena mit Pfiffen. Der Grund: Geiger hatte Boateng abgeräumt, der Schiedsrichter sah ein Foul, die Zuschauer eben nicht.

David Alaba

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(Foto: AFP)

Wie sein Partner in der Innenverteidigung mit einer langsamen Übersetzung, wenn es um Sprints ging. Machte auch seine negativen Erfahrungen mit dem wendigen Kramaric, der ihn vor dem Elfmeter aussteigen ließ. Bemühte sich um geordneten Spielaufbau und Ordnung in der Defensive, aber ebenso überfordert mit den Konterwellen der Hoffenheimer.

Alphonso Davies

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(Foto: dpa)

Erstmals in dieser Saison in der Startelf - und auch in der Bundesliga zu sehen. Ist ja berühmt für seine energischen Tempoläufe. Aber selbst für den kanadischen Flitzer war der Kopfball von Bicakcic nicht vor der Linie zu klären. War dann entscheidend am Anschlusstreffer der Münchner beteiligt, lieferte mit großem Einsatz sozusagen die Vor-Vorlage. Es war ein Lichtblick in einer schummrigen Partie für Davies. Der Linksfuß wirkte nicht so energiegeladen wie in der vergangenen Saison und hatte auch defensiv so seine Probleme. Das 1:3 fiel über seine Seite.

Corentin Tolisso

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(Foto: Getty Images)

Lief als Vertreter von Supercup-Starter Leon Goretzka auf. Ist aufgrund der großen Konkurrenz - aber auch wegen einiger Verletzungen - ein seltener Darsteller in der Startelf. Nach nur einer Minute musste befürchtet werden, der Gastauftritt könnte schon wieder vorbei sein. Sackte auf den Boden und hielt sich das linke Knie, nachdem ihn Christoph Baumgartner erwischt hatte. Konnte weitermachen, aber es ging ungemütlich weiter. Beim Kopfball von Bicakcic nah dran, aber nicht nah genug, um ihn zu verhindern. Danach eine okaye Partie im Mittelfeld, ohne groß aufzufallen. Aber das ist ja meistens so ein Problem von Tolisso.

Joshua Kimmich

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(Foto: AFP)

Fand sich mit dem aggressiven Mittelfeld von Hoffenheim am besten zurecht. Nach dem frühen (doppelten) Rückstand deutlich darum bemüht, das Spiel zu beruhigen und zu ordnen. Machte dann das Einzige, was wirklich hilft, um so eine Partie wieder in die Bahnen zu lenkten: Er schoss ein Traumtor. Schlenzte feinfühlig aus 20 Metern an die Unterkante der Latte. Genauer geht's nicht. Am Ende war es ein Traumtor ohne Wert. Kam zu spät gegen Kramaric vor dessen Tor zum 1:3. Sammelte später auch als Rechtsverteidiger fleißig Ballkontakte, ließ sich aber von Bebou vor dem 1:4 abhängen.

Serge Gnabry

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(Foto: AFP)

Bildete im ersten Bundesliga-Spiel gegen Schalke eine Traumkombination mit Leroy Sané. Diesmal beide offenbar mit unruhigem Schlaf vor der Partie. Keiner von Gnabrys gefürchteten Kurvenläufen endete in einem Tor, sondern oftmals an einem Hoffenheimer Bein. Einmal sank der Flügelspieler im Strafraum zu Boden, doch einen Elfmeter verdiente diese Aktion nicht. Wechselte mit seinem Buddy Sané häufig die Seiten, kam dadurch aber auch nicht besser ins Spiel. Ein gebrauchter Nachmittag wie für alle Bayern.

Thomas Müller

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(Foto: AFP)

Trotz Supercup-Strapazen umtriebig wie eh und je, aber selten mit den nötigen Erfolg. Flankte Oliver Baumann einmal völlig frei stehend in die Arme. Schimpfte wenig später wie ein Münchner Grantler, war im Strafraum gefallen, weil - wie Müller anmerkte - Bicakcic ihn am Trikot gezogen habe. Einen Elfmeter gab's dafür zurecht nicht, aber die Pfiffe des Publikums. Die teilte sich Müller in der Folge mit Boateng. Tauchte dann doch einmal in der richtigen Lücke auf und legte Kimmich sein Tor auf. Fand aber nicht noch einmal ein solches Loch, hämmerte stattdessen wütend auf den Rasen.

Leroy Sané

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(Foto: dpa)

Hatte seine Schwierigkeiten, in die Partie zu finden. Überall waren Hoffenheimer, die seine Pässe blockten, ihn abgrätschten, ihm den Ball stibitzten. Sané blockte dann selbst einen vielversprechenden Schuss von Müller ab. Bezeichnend wollte man fast sagen. Sanés individuelle Klasse ist auch durch so einen holprigen Start nicht zu verschleiern. Dribbelte den Hoffneheimer Torschützen Bicakcic sozusagen kaputt. Der hatte versucht, einem schnellen Haken zu folgen, verletzte sich dabei und musste ausgewechselt werden. Sané leitete nach dem Antritt das einzige bayerische Tor mit ein. Doch aus den Mühen resultierte insgesamt zu wenig Zählbares. Nach 72 Minuten war Schluss, für ihn kam Coman.

Joshua Zirkzee

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(Foto: dpa)

Huch, kein Robert Lewandowski in der Bayern-Startelf? Dieses Bild ist fast so selten wie Niederlagen der Münchner. Doch Flick hatte gute Argumente, gegen Hoffenheim auf Zirkzee zu setzen. In der vergangenen Saison durfte der 19-Jährige schon mal von Beginn an ran, zahlte das Vertrauen mit einem Tor und einer Vorlage zurück. Und diesmal? Zirkzee hatte den ersten Bayern-Abschluss, wurde aber selten in Szene gesetzt in der fahrigen Münchner offensive. Ein Linksschuss aus kurzer Distanz landete an der Latte. In der 57. Minute wechselte Flick Lewandowski für ihn ein.

Einwechselspieler

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(Foto: Getty Images)

Robert Lewandowski: Kam in der 57. Minute für Zirkzee, konnte gleich froh sein, dass er im Abseits stand, als er eine butterweiche Müller-Flanke fahrlässig vergab. Er hätte sich sonst vermutlich noch mehr geärgert. Stand kurz danach gleich noch einmal im Abseits. Der Einstand misslang und auch mit den Toren wollte es nicht mehr klappen. Leon Goretzka: Zweiter Teil von Flicks Doppelwechsel. Ersetzte den unglücklichen Benjamin Pavard, sortierte sich im Mittelfeld neben Tolisso ein und schickte Kimmich auf die Rechtsverteidiger-Position. Brachte wie zu erwarten war Körperlichkeit ins Spiel. Doch um den Hoffenheimer Sturmlauf zu verhindern, reichten breite Schultern an diesem Nachmittag nicht aus.

Einwechselspieler

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(Foto: imago images/Thomas Frey)

Kingsley Coman: Durfte ab der 73. Minute ran nach 14-tägiger Quarantäne. War in seinem Bekanntenkreis mit einem positiven Corona-Fall in Kontakt gekommen. Konnte am Niedergang der Bayern nichts mehr ändern. In der Quarantäne war's vermutlich schöner. Jamal Musiala: Kam ebenfalls nach 73 Minuten. In der vergangenen Woche noch erfolgreicher Torschütze gegen Schalke nach seiner Einwechslung. Diesmal ohne Treffer. Als 17-jähriger Bayern-Spieler innerhalb einer Woche ein 8:0 und ein 1:4 zu erleben, ist höchstwahrscheinlich ein Novum.

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