FC Bayern:Hoeneß ist zurück auf der Bühne

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Uli Hoeneß am 30. Spieltag auf der Münchner Tribüne. (Foto: dpa)

Ein Satz und seine Folgen: Wenn nicht alles täuscht, studiert der FC Bayern gerade wieder seine Dienst- und Laufwege mit Alphatier Uli Hoeneß ein.

Kommentar von Christof Kneer

Der FC Bayern hat etwas mehr als 270 000 Mitglieder, er verfügt über mehr als 4000 Fanklubs, der Konzernumsatz des Geschäftsjahres 2014/2015 betrug 523,7 Millionen Euro. Der Gewinn des Unternehmens belief sich im selben Zeitraum auf 31,4 Millionen Euro (vor Steuern), und die Arena, in der das Unternehmen seine Heimspiele austrägt, ist inzwischen abbezahlt. In dieser Arena gibt es auf gut 3000 Quadratmetern übrigens eine sog. FC-Bayern-Erlebniswelt mit mehr als 400 Exponaten aus der 116-jährigen Vereinsgeschichte.

Der FC Bayern ist ein kleiner Verein. Er besteht aus Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß.

Es war unter anderem die Kunst der kurzen Dienstwege, die diesen Verein über all die Jahre so beeindruckend gemacht hat. Zwar waren sich die Entscheider Rummenigge und Hoeneß nicht in jedem Moment in inniger Liebe zugetan, aber sie handelten stets in der Gewissheit, dass sie Größeres verbindet. Stets einte sie das Bestreben, dass niemand größer, schöner, reicher, mächtiger und erfolgreicher sein darf als der FC Bayern. Es war immer die gemeinsame emotionale Grundlage, dass kein anderer Klub im Land es auf 3000 Quadratmeter Erlebniswelt bringen darf.

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Die Wucht von Hoeneß' Persönlichkeit ist immer noch sehr groß

In ebendieser Erlebniswelt hat Uli Hoeneß am vergangenen Freitag jenen Satz gesagt, der das Fußballland seitdem beschäftigt. Hoeneß' Aussage, wonach der BVB-Profi Mats Hummels beim FC Bayern eine Art Initiativbewerbung eingereicht habe, hat den beteiligten Klubs ein intensives Wochenende beschert. In Dortmund mussten die Klubfunktionäre den Spieler in Schutz nehmen und den empörten Anhang an die Benimmregeln erinnern; in München musste der Funktionär Rummenigge ebenfalls den Spieler in Schutz nehmen und Uli Hoeneß daran erinnern, dass er "vielleicht etwas missverstanden" habe.

Nach diesem Wochenende darf man Uli Hoeneß also wieder auf der großen Bühne willkommen heißen. Die Wucht seiner Persönlichkeit ist immer noch so groß, dass er nicht mal ein Amt benötigt, um sofort wieder ein Stadion voller Exegeten zu beschäftigen. Ist ihm dieser Satz einfach so unterlaufen, oder hat er ihn mit Absicht gesetzt? Hat er Hintergedanken, gibt es offene Rechnungen, und falls nein, warum nicht? Was plant er für die Zukunft, und wenn ja, wie viele?

Wenn nicht alles täuscht, befindet sich der FC Bayern gerade in einer Art Trainingslager. Hoeneß war eine Weile weg, und jetzt muss dieser große, kleine Klub die Dienst- und Laufwege erst wieder einstudieren. Er muss die Kommunikation wieder koordinieren und sich daran erinnern, wie das damals so war, mit zwei Alphatieren vor dem Mikrofon.

© SZ vom 02.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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