Uli Hoeneß gibt sich im Ringen um Wunschstürmer Harry Kane optimistisch. "Er hat in allen Gesprächen ganz klar signalisiert, dass seine Entscheidung steht. Und wenn die bleibt, dann kriegen wir ihn", sagte der Ehrenpräsident des FC Bayern München am Samstagabend am Rande der ersten Einheit im Trainingslager am Tegernsee. "Dann wird Tottenham einknicken müssen."
Der englische Nationalstürmer von Tottenham Hotspur "möchte international spielen", betonte Hoeneß. "Tottenham ist da nicht tätig in der kommenden Saison - im Gegensatz zu unserem Klub. Er hat jetzt noch mal die Möglichkeit, zu einem Topklub in Europa zu kommen."
Allerdings gestalteten sich die Verhandlungen kompliziert. Spurs-Boss Daniel Levy sei "clever. Wir müssen ihn erst mal so weit bringen, dass er eine Zahl nennt. Er spielt auf Zeit, ist ein ausgebuffter Profi. Ich schätze ihn sehr. Aber auf der anderen Seite sind auch keine Leute, die das seit gestern machen."
Niemand könne erwarten, einen derartigen Transfer "in einer Woche" abzuschließen. Die Beraterseite, Kanes Vater und Bruder, sei sehr angenehm, betonte Hoeneß: "Sie haben immer zu dem gestanden, was sie gesagt haben." Kane (29) wird wahrscheinlich um die 100 Millionen Euro kosten.
"Die Anzahl der Führungsspieler wird sich stark erhöhen"
Von der Mannschaft verlangt Hoeneß einen anderen Auftritt als in der vergangenen Meistersaison. "Eines ist klar, dass beim FC Bayern eine größere Disziplin an den Tag gelegt werden muss - und dass mehr Leistung gebracht werden muss als im letzten halben Jahr", sagte er. "Das muss jeder wissen, denn die Anzahl der Führungsspieler wird sich stark erhöhen."
Nach Konrad Laimer und Raphaël Guerreiro sollen weitere Profis zum deutschen Fußball-Rekordmeister kommen. "Ich freue mich sehr, weil ich glaube, dass wir eine gute Mannschaft kriegen", sagte der 71-Jährige.
Hoeneß setzt wie Trainer Thomas Tuchel darauf, dass die neue Bayern-Mannschaft mit mehr Körperlichkeit agiert. "Ich gehe davon aus, dass jeder diese Einstellung jetzt bekommt", sagte Hoeneß. "Wenn man sich die ganze Entwicklung des deutschen Fußballs seit der WM bis heute, auch die von Bayern München anschaut, dann haben so Dinge wie Zweikampfstärke, wie allerletzter Einsatz, meiner Meinung nach sehr gelitten."
Nicht jede Mannschaft wie die von Champions-League-Sieger Manchester City von Trainer Pep Guardiola könne "alles spielerisch lösen", sagte Hoeneß. "Die Zweikampfschulung wird meiner Meinung nach sehr wichtig werden. Wir müssen wieder deutschen Fußball spielen und dazu werden sowohl die deutsche Nationalmannschaft für die EM als auch der FC Bayern ihren Beitrag leisten müssen."
Auch Trainer Tuchel setzt in der neuen Saison, die für die Münchner nach dem Supercup-Duell gegen RB Leipzig am 18. August bei Werder Bremen beginnt, auf mehr Körperlichkeit. "Es hat uns teilweise ein bisschen an Robustheit und physischer Stabilität gefehlt. Deshalb gehört das natürlich auch zum Profil der Spieler, die wir suchen", sagte Tuchel.