FC Bayern gewinnt Supercup:Bayerische Seele labt sich am Pokälchen

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Im Spiel um den Supercup ist es für den FC Bayern vor allem darum gegangen, nicht schon wieder gegen Borussia Dortmund zu verlieren. Durch eine starke Anfangsphase erfüllen die Münchner diesen Auftrag - doch weil der BVB das Spiel fast noch dreht, bleiben anschließend Kampfansagen aus.

Benedikt Warmbrunn

Arjen Robben schlenderte an den Reportern vorbei, er pfiff vergnüglich vor sich hin, und natürlich bemerkten sie ihn dann doch. Also, warum so fröhlich? Arjen Robben blieb stehen, er sagte: "Man muss einfach auch mal anerkennen, dass Dortmund eine gute Mannschaft hat."

Arjen Robben mit dem Supercup. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Es war an diesem Sonntagabend um den Supercup gegangen, aber es ist ein nebensächlicher Titel, vom Pokälchen war die Rede. Es ging natürlich um viel mehr. Fünf Mal hatte Borussia Dortmund in den vergangenen fünf Spielen gegen den FC Bayern gewonnen, sie hatten ihnen zwei Meisterschaften weggeschnappt und einen DFB-Pokalsieg. Sie hatten das Selbstverständnis der Unantastbarkeit des FC Bayern zerstört, darum also ging es in dieser Partie: Wie absolut ist die Dominanz von Borussia Dortmund?

Der FC Bayern gewann 2:1, das Team war 20 Minuten lang eine hoch überlegene Mannschaft gewesen, 50 Minuten eine mindestens gleichwertige, und nur in den letzten 20 Minuten hatten die Münchner Probleme. Die Antwort auf die Frage nach der Dominanz war es jedoch nicht. Arjen Robben sagte: "Das war ein gutes Zeichen."

Beim FC Bayern versuchten sie nach der Partie, mit dem Sieg betont gelassen umzugehen, es sollte ja niemand auf die Idee kommen, dass für den Rekordmeister ein Sieg gegen Borussia Dortmund etwas Außergewöhnliches ist, schon gar nicht im Supercup. Vom eigenen Anspruch her war die Dominanz der Dortmunder in den vergangenen zwei Jahren ja ohnehin nur eine geliehene. Aber das zerstörte Selbstverständnis, das wurde durch den Erfolg ein kleines bisschen zusammengeflickt.

So gaben die Bayern zu, wie angenehm es ihnen war, dass sie zumindest die lästige Diskussion um die Unbesiegbarkeit der Borussia im direkten Duell beendet hatten. Trainer Jupp Heynckes sagte: "Natürlich ist dieser Sieg psychologisch wichtig." Der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge sagte: "Das hat natürlich der bayerische Seele sehr gut getan." Er sagte aber auch: "Es sollte nicht überbewertet werden."

Denn noch waren die Bilder der zweiten Halbzeit frisch, in denen der Meister die bessere Mannschaft war. Dortmund war in den letzten 25 Minuten lauffreudiger, und das reicht bei diesem Team schon, um eine Partie wieder zu kontrollieren. Dortmund hatte einige gute Chancen, doch nur Robert Lewandowski nutzte eine, er profitierte bei seinem Fernschuss von einem passiv stehenden Dante (75.). "Wenn wir so spielen wie wir spielen wollen, läuft es für uns", sagte Innenverteidiger Mats Hummels, er ärgerte sich daher umso mehr, "dass wir in den ersten zehn Minuten mit und ohne Ball schlecht gespielt haben."

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Russische Formationen im Wasser, Versteckspiele auf der Ringermatte und schwebende Chinesinnen: Die Kameras halten bei diesen Spielen den ein oder anderen perfekten Augenblick ein. Britische Sportler sind dabei eines der Lieblingsmotive der Fotografen - nicht nur, weil sie sehr oft gewinnen.

In der Anfangsphase der Partie hatten die in der vergangenen Saison so leicht auszurechnenden Bayern die Gäste mit einer hohen Flexibilität überrascht. Arjen Robben wanderte von links in die Mitte, manchmal sogar weiter nach rechts; hin und wieder wechselte er mit Franck Ribéry die Seiten. Thomas Müller und die einzige Spitze Mario Mandzukic wichen oft auf die Flügel aus, und die Dortmunder Defensive ließ sich durch diese Rochaden arg verwirren. "Wir haben die Anfangsphase verschlafen", sagte Trainer Jürgen Klopp.

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Nach sechs Minuten flankte Ribéry den Ball mit dem rechten Außenrist in die Mitte, Hummels und Neven Subotic verfolgten dessen Flugkurve wie zwei interessierte Ornithologen die des seltenen Gartenrotschwanzes, Mandzukic vollendete. In der elften Minuten eroberte Luiz Gustavo den Ball durch eine Grätsche gegen Marco Reus am eigenen Strafraum, sofort leitete er den Konter ein. Mandzukic schickte Robben aufs Tor, dessen Schuss landete am Pfosten, Müller nutzte den Abpraller. "Teilweise haben wir heute eine sehr gute Mannschaft gesehen", sagte Robben, er meinte die eigene.

Was nun also sei mit Dortmund und dem FC Bayern, welche Prognosen diese Partie auf die kommende Saison zulasse, wurde Robben gefragt. Ach, sagte er, die fünf Niederlagen zuletzt seien "mehr was für die Presse" gewesen, aber klar, "diese Saison wollen wir die Meisterschaft zurückholen", und das war schon das Maximum an Kampfansage an diesem Abend.

Dann schlenderte er weiter zum Ausgang. Aber Arjen Robben pfiff nicht mehr.

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