FC Bayern:Herr Flick mag Rätsel

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Soll "keine Dummheiten" machen: Bayern-Trainer Hansi Flick. (Foto: dpa)
  • Vor der Partie gegen Hoffenheim lässt Bayern-Trainer Hansi Flick offen, wer Stürmer Robert Lewandowski ersetzt - wahrscheinlich ist aber eine Lösung mit Serge Gnabry.
  • Ob er selbst beim FC Bayern einen längfristigen Vertrag unterschreiben will, möchte Flick ebenfalls nicht verraten.
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Von Benedikt Warmbrunn, München

Die Zukunft des FC Bayern München liegt auch in den Händen von Frau Flick. So erzählt das zumindest Herr Flick. Am Dienstag hatte Karl-Heinz Rummigge, der Vorstandschef des FC Bayern, Herrn Flick zu dessen Geburtstag mit einer dieser großen Gesten, wie sie sie im Klub lieben, einen Stift geschenkt, und mit einem Stift, fügte Rummenigge mit seinem Gespür für die Dramaturgie eines Abends hinzu, unterschreibe man beim FC Bayern manchmal auch Papiere. Es war ein überdeutlicher und unwiderrufbarer Hinweis darauf, dass der Vorstand gerne mit dem Trainer verlängern würde.

Am Freitagmittag sitzt Hansi Flick, seit Montag 55 Jahre alt, im Pressestüberl des FC Bayern, und er berichtet, dass er noch nichts unterschrieben habe, zumindest nicht mit seinem Geschenk. Das Päckchen habe beim Bankett nach dem 3:0 im Hinspiel im Achtelfinale der Champions League beim FC Chelsea seine Frau an sich genommen, erzählt Flick, damit er "keine Dummheiten" machen könne.

Rummenigge hat mit seinem Geschenk am Dienstag die gesamte Branche überrascht, so früh hatte niemand mit einem derart klaren Bekenntnis des Vereins zu einer langfristigen Zusammenarbeit mit dem Trainer gerechnet, und so wie Flick am Freitag spricht, klingt er nicht wie einer, der dankbar ist, dass er nun, in der heißen Phase der Saison, ständig über seine eigene Zukunft reden muss. Er betont, dass er einen "guten Draht zum Verein" habe, er sei mit seinen Chefs "immer im Austausch". Er sagt aber auch: "Ich bin in den letzten Monaten ganz gut damit gefahren, mich nicht auf solche Dinge einzulassen." Daher beschäftige er sich auch mit diesem Thema nicht, er spricht lieber von den "großen Zielen", irgendwann sagt er sogar, dass er "von Spiel zu Spiel" denke. Und das, was bei vielen eine Phrase wäre, ist bei Flick die Wahrheit. Er wusste immer, dass sein Engagement als Münchner Chefcoach auch nur kurzfristig sein könnte, weswegen er die unmittelbar anstehenden Aufgaben angeht. Er sei, sagt Flick gerne, einer, der in der Gegenwart lebe.

Und die Gegenwart des FC Bayern liegt ja weiterhin in den Händen von Herrn Flick höchstpersönlich.

Coutinho kehrt definitiv in die Startelf zurück

In dieser Gegenwart ist der Trainer ohnehin gefordert wie nur selten in seinen Münchner Monaten, beim Auswärtsspiel an diesem Samstag (15.30 Uhr) bei der TSG Hoffenheim muss er erstmals einen verletzten Robert Lewandowski ersetzen; der Mittelstürmer, der in der Liga 25 Mal getroffen hat, fällt nach einem Anbruch der Kniescheibenkante voraussichtlich vier Wochen lang aus. In Hoffenheim fehlt zudem Flügelstürmer Kingsley Coman, der sich gegen Chelsea eine Oberschenkelzerrung zugezogen hat. Flick weist daher darauf hin, für die Mannschaft sei es nun "entscheidend, dass wir noch enger zusammenrücken". Doch dass der Ausfall des Mittelstürmers ein enormer Verlust ist, das versucht er nicht zu verheimlichen. Dieser fehle nicht nur als Torschütze, sondern auch als "Impulsgeber, wenn wir gegen den Ball agieren".

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Wer Lewandowski ersetzen wird, das verrät Flick am Freitag nicht. Es gebe "viele Überlegungen", und obwohl sein ohnehin schon dünner Kader nun noch einmal um zwei Spieler geschrumpft ist, übertreibt er damit nicht. Serge Gnabry, Thomas Müller, Joshua Zirkzee, alle drei könnten ganz vorne spielen, aber Flick findet es eben auch gut, "den Gegner ein bisschen rätseln zu lassen", zumindest bis zum Anpfiff am Samstag.

Die wahrscheinlichste Variante ist es, dass Gnabry als Sturmspitze auflaufen wird, er hat dort schon in der deutschen Nationalelf gespielt, und momentan hat keiner der Gesunden im Kader einen derartigen Drang in den Strafraum wie der Doppeltorschütze vom Dienstag. Definitiv wird aufgrund der beiden Ausfälle Philippe Coutinho in die Startelf zurückkehren, für den Brasilianer, der bislang meist gehemmt oder übereifrig aufgetreten war, ist es die große Chance, doch noch alle von seinem prinzipiell ja unbestritten großen Können zu überzeugen. Durch den verspielteren, weniger zielstrebigen Coutinho wird sich zwar der Stil der gesamten Mannschaft verändern, aber auch das scheint Flick nicht sonderlich zu beschäftigen. Seine Mannschaft müsse dann eben "anders reagieren".

Seine Konzentration auf die Gegenwart wird Flick allerdings kaum dazu verleiten, dass er vergisst, einen langfristigen Vertrag beim FC Bayern zu unterschreiben. Den Satz, dass seine Frau ihn nur vor Dummheiten bewahren wolle, löst er noch auf, habe er scherzhaft gemeint.

© SZ vom 29.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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