FC Bayern in der Einzelkritik:Gnabry ist unterwegs wie die schwäbische Eisenbahn

Der Flügelspieler taucht überall auf, Coman rechtfertigt den Vorzug vor Sané und Hernández schlurft bedröppelt vom Platz. Der FC Bayern in der Einzelkritik.

Von Martin Schneider

Manuel Neuer

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(Foto: Getty Images)

Zu seinem aktuellen Lauf gehört wohl auch ein bisschen Glück im richtigen Moment. Verdaddelte in der 39. Minute den Ball nach einem Boateng-Rückpass - aber weil Tanguy Coulibaly ihn leicht am Arm berührte, entschied Schiedsrichter Harm Osmers nach Video-Ansicht auf Foul und annullierte das 2:1 des VfB Stuttgart. Keine Fehlentscheidung, aber Neuer hätte sich auch bei einem anderen Urteil nicht beschweren müssen. Sonst mit einem normalen Arbeitstag: Hielt im Eins-gegen-Eins gegen Philipp Förster, wie es sich für einen Welttorhüter gehört, boxte einmal eine Flanke mit einer Faust im Superman-Style aus dem Strafraum und kam beim Gegentor um Zentimeter zu spät. Fußballkneipenquizwissen (wenn man wieder in Kneipen darf): Ist jetzt der aktive Bundesligaspieler mit den meisten Bundesligaspielen (414) und überholt damit Christian Gentner von Union Berlin.

Benjamin Pavard

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(Foto: Getty Images)

Hat bekanntlich das Kunststück vollbracht, mit dem VfB Stuttgart abzusteigen und trotzdem zum FC Bayern zu wechseln. Gut, er wurde dann Weltmeister, aber angeblich hatten die Münchner sich schon vorher für ihn entschieden. Versuchte zweimal seinen WM-Achtelfinale-gegen-Argentinien-Schuss mit dem Außenrist ins lange Eck, doch beide Versuche gingen daneben.

Jérôme Boateng

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(Foto: dpa)

Auf seine alten Tage (32 Jahre und damit doppelt so alt wie manch anderer Bundesligaspieler) muss er nochmal das kraftraubende Spiel seines Trainers und Förderers Hansi Flick mitmachen. Auch gegen Stuttgart mit mehr Sprints nach hinten, als er das unbedingt möchte und mit diesen langen, raumgreifenden Schritten bei denen man immer Angst hat, ob seine Adduktoren das noch aushalten. Musste nach 70 Minuten mutmaßlich angeschlagen vom Platz, für ihn kam Tanguy Nianzou, der 18 Jahre alt ist und dessen Muskeln noch nicht so viel mitgemacht haben.

David Alaba

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(Foto: Getty Images)

Kein einfaches Spiel für den Abwehrchef. Stuttgart sprintete nach Ballverlusten ein bisschen zu oft in seinen Verantwortungsbereich, musste selbst oft rochieren, weil Lucas Hernández entweder zu weit vorne war oder später ganz ausgewechselt werden musste. Gegen Ende des Spiels selbst wieder Linksverteidiger, dabei hätte er auch im Abwehrzentrum weiter gut getan. Dennoch mit einigen entscheidenden Zweikämpfen, um den Vorsprung über die Zeit zu bringen.

Lucas Hernández

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(Foto: dpa)

Sein Spiel in einem Wort: fahrig. Verantwortlich für viele unnötige Ballverluste, die der Hintermannschaft, der er ja selbst angehörte, das Leben schwer machte (die Statistik zählte allein neun Fehlpässe in der ersten Halbzeit). Kam unter anderem vor dem Stuttgarter 0:1 zu spät und dann ging der Express über seine Abwehrseite ab. Knallte nach der Pause auch noch mit Schwung in die Bande und wurde kurz danach im Zweikampf am Fuß getroffen. Musste offensichtlich angeschlagen das Feld verlassen und schlurfte bedröppelt vom Platz. In dieser Saison oft ein Motor des Bayern-Spiels, diesmal mit einem gebrauchteren Tag.

Corentin Tolisso

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(Foto: Getty Images)

Wieder fit und gegen Stuttgart sah man, warum das für den FC Bayern keine schlechte Nachricht ist. Konzentrierte sich auf die einfachen Aufgaben des Spiels, die eben auch jemand machen muss, in seinem Fall: Bälle vor dem eigenen Sechzehner wegstaubsaugen. Oder kehren, wie man in Stuttgart sagen müsste. Musste wie Boateng und Hernandez auch mutmaßlich verletzt ausgewechselt werden, für ihn kam Javi Martinez - Flicks letzter Mittelfeldbesen.

Leon Goretzka

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(Foto: Getty Images)

Dass er eher ein "Achter" als ein "Sechser" ist, wurde schon hinlänglich beschrieben. Gegen Stuttgart hielt ihm Tolisso den Rücken frei, doch gegen die eng gestaffelten und disziplinierten Schwaben kam Goretzka an seine kreativen Grenzen.

Kingsley Coman

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(Foto: AFP)

War vor dem Spiel Thema, weil Trainer Hansi Flick im Interview meinte, dass er in der internen Außenspieler-Rangliste knapp vor Leroy Sané sei, weil er "die Abläufe auf dem Feld" besser kenne. Und was soll man sagen - Hansi Flick versteht offenbar was von dieser Bayern-Mannschaft. Stark im Pressing, noch stärker bei Ballgewinnen, knackte den Schwaben-Riegel ein ums andere Mal, weil er im Sprint nicht zu halten ist, erzielte den Ausgleich nach einer Einzelleistung. Rechtfertigte den Vorzug vor Sané (der für ihn nach 69 Minuten kam) mit fast jeder Aktion.

Thomas Müller

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(Foto: Getty Images)

Semmelte in der 24. Minute in guter Situation mit Schwung über den Ball, wie es Robert Lewandowski vermutlich noch nie passiert ist - aber Müller hat sowas ja immer mal wieder im Repertoire, manchmal hoppelt der Ball dann auch noch ins Tor. Ohne typische Müller-Aktion, aber wie immer mit einem Laufpensum, das auch die schwäbische Hausfrau mit einer Fleißkarte belohnt hätte.

Serge Gnabry

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(Foto: dpa)

Gebürtiger Stuttgarter, ausgebildet in der Jugendabteilung des VfB und möglicherweise auch deswegen im Canstatter Kessel unterwegs wie die schwäbische Eisenbahn. Tauchte überall auf dem Feld auf, wollte jeden Ball gewinnen, und scheiterte ein paar Mal knapp am starken Stuttgarter Gregor Kobel im Tor. Dass Kingsley Coman die Räume für seine Sprints hatte, lag vor allem am umtriebigen Gnabry. Hatte sich nach 69 Minuten müde gelaufen und ging für Douglas Costa.

Robert Lewandowski

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(Foto: dpa)

Man kennt das mittlerweile: Ist wie Manuel Neuer auch in einem vergleichsweise schwachen Spiel für ein bis zwei Weltklasse-Aktionen gut. Köpfelte in der dritten Minute eine Coman-Flanke aus vollem Lauf mit solcher Wucht gegen den Pfosten, dass man das Scheppern bis zur Bahnhofsbaustelle gehört haben muss. Knallte kurz vor der Pause einen parallel zum Strafraum rollenden Ball mit einer solchen Wucht ins Tor, dass man Kobel kaum nen Vorwurf machen kann - der Schuss kam einfach zu hart. Liegt damit mit zwölf Toren in acht Spielen wieder zwei Treffer vor dem aufmüpfigen Norweger aus Dortmund.

Einwechselspieler Niklas Süle, Douglas Costa, Leroy Sané, Nianzou, Javi Martinez

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(Foto: Pool via REUTERS)

Flick musste das Wechselkontingent früh voll ausschöpfen. Die Einwechslungen von Leroy Sané und Douglas Costa wirkten geplant, die von Niklas Süle und Javi Martinez eher Verletzungen geschuldet - Tanguy Nianzou deutete mit einigen Pässen an, warum viele Trainer von ihm schwärmen (und mit einer Unsicherheit, dass er erst 18 ist). Und Costa machte das, was er fast immer in letzter Zeit macht: Neben ein paar verunglückten Aktionen ist auch eine richtig gute dabei - in diesem Fall das Tor zum 3:1.

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