FC Bayern in der Einzelkritik:Coman, wie er Haken schlägt und lacht

Lesezeit: 3 min

Der Flügelstürmer läuft ganz Mainz davon, Jamal Musiala muss Wehrhaftigkeit beweisen und die Dreierkette hat lange Probleme: Der FC Bayern in der Einzelkritik.

Von Sebastian Fischer

Manuel Neuer

(Foto: Christian Kolbert/kolbert-press/imago)

Beteiligte sich wie immer versiert am Spielaufbau, einmal passte er den Ball sogar mit der Brust. Aber selbst beim Mitkicken, was der Nationaltorwart so gerne macht, merkte Neuer, dass es ein anstrengender Nachmittag war: Die Mainzer griffen ihn manchmal im eigenen Fünfmeterraum an. Und natürlich musste er mal wieder meckern, was seinen Vorderleuten eigentlich einfällt, den Gegner so regelmäßig kontern zu lassen.

Benjamin Pavard

(Foto: Andreas Schaad/AP)

Der Franzose fiel in der Bayern-Mannschaft in den vergangenen Monaten manchmal ein wenig ab, sein Spiel ist meistens eher von solider Arbeit geprägt. Die Partie gegen Mainz war zunächst wieder keine zum Glänzen für ihn. War Teil der (von den Vorderleuten nicht genügend unterstützten) Dreierkette, die beim 0:1 eher verteidigte wie ein Dreierhäufchen, ohne die richtige Staffelung. Wurde aber mit der ganzen Mannschaft in der zweiten Hälfte deutlich besser.

Dayot Upamecano

(Foto: Christof Stache/AFP)

Hatte sehr viel Glück, dass sein alles andere als cleveres Zweikampfverhalten gegen Jae-sung Lee nicht zu einem Strafstoß führte. Sah dann auch beim 0:1 nicht gerade glücklich aus. Und wirkte generell in seiner Verteidigungsarbeit nicht zum ersten Mal wie ein ausgesprochen engagierter Kellner, dem allerdings pro Tisch mindestens ein Glas umfällt.

Lucas Hernández

(Foto: Sebastian Widmann/Getty Images)

War in der wackligen ersten Hälfte der wehrhafteste Verteidiger. Wenn es mit Sprints oder Grätschen Lücken zu schließen und taktische Defizite zu kompensieren gilt, ist Hernández als Typ wilder Zweikämpfer oft zur Stelle. Verließ entsprechend gezeichnet und erschöpft nach einer Stunde für Niklas Süle das Feld.

Jamal Musiala

(Foto: Andreas Gebert/Reuters)

Es ist inzwischen nicht mehr neu, aber deshalb nicht weniger fantastisch, ihn dribbeln zu sehen. Am Samstag teils mit Läufen aus dem eigenen Abwehrdrittel heraus, mehrere Gegenspieler auf engstem Raum umkurvend, man könnte sich das stundenlang ansehen. Eine größere Herausforderung für ihn war es aber, als Ersatz für Leon Goretzka seine Wehrhaftigkeit im Spiel gegen den Ball zu beweisen. Sah schon Mitte der ersten Hälfte die gelbe Karte, weil er Jonathan Burkardt auf den Spann grätschte. Mit Goretzka ist Bayern wohl weniger konteranfällig. Aber spätestens, als Musiala in der 74. Minute mit einem überlegt platzierten Schuss vom Strafraumrand das 2:1 erzielte, überwog wieder das Staunen.

Corentin Tolisso

(Foto: Sascha Walther/Eibner/imago)

War wieder der Kimmich-Ersatz, und das bleibt er wegen der Folgen der Corona-Infektion des Nationalspielers auch mindestens bis Weihnachten. Das beinhaltet so angenehme Aufgaben wie das Ausführen von Freistößen und das Spielen herrlicher Pässe aus der eigenen Hälfte, wie bei seiner Vorlage zum 1:1. Zu den weniger angenehmen Aufgaben gehört, dass man auf ihn schaut, wenn es einen Rückstand aufzuholen und die Ärmel hochzukrempeln gilt. Das 2:1 fiel, als er ausgewechselt war.

Kingsley Coman

(Foto: MIS/imago)

Lief tricksend und Haken wie Hiebe schlagend unter der Woche schon all seinen verzweifelten Gegenspielern vom FC Barcelona davon. Machte das zu Spielbeginn auch gegen Mainz. Doch, an dieser Stelle mal das Lob für den Gegner: Der Bundesligist war klar besser als Barca, und das galt auch für die Verteidiger Aarón Martín und Moussa Niakhaté, die Coman lange wenig davonlaufen ließen. Als er dann aber einmal davonlief, traf er sofort. Beim zweiten Mal vergab er nach einem rasanten Dribbling die Chance zum 2:1. Der Fairness halber sei dies gesagt: Die Aufgabe, gegen ihn zu verteidigen, dürfte gerade zu den anspruchsvollsten überhaupt in Europa zählen.

Thomas Müller

(Foto: Andreas Gebert/Reuters)

An Müller lässt sich oft der Aggregatszustand der ganzen Mannschaft ablesen. In der ersten Hälfte rutschte er mal aus und fluchte, mal vergab er eine Chance und meckerte. Auf Radio Müller lief zunächst in der leeren Arena kein Comedy-Programm. Wenn der Sky-Kommentator seine Worte korrekt hörte und wiedergab, raunte Müller den aufgebrachten Mainzern nach einer vertanen Chance zu: "Seid doch froh, dass er nicht drin war" (Sie wollten Abstoß haben). In der zweiten Hälfte hörte man aber auch Müller am Ende wieder jubeln.

Leroy Sané

(Foto: Christian Kolbert/kolbert-press/imago)

Wurde von Trainer Julian Nagelsmann unter der Woche für seine Defensivarbeit gelobt, machte das auch gegen Mainz wieder auffällig. Sah in dem Zusammenhang allerdings gegen Ende der ersten Halbzeit Gelb wegen Ballwegschlagens - eine Balleroberung hatte Schiedsrichter Benjamin Cortus zuvor als Foulspiel eingeordnet. Nach 65 Minuten ausgewechselt - wird deswegen zukünftig aber nicht weniger gelobt werden.

Alphonso Davies

(Foto: Straubmeier/Nordphoto/imago)

Es hat ja keinen Sinn, immer so zu tun, als wäre Alphonso Davies ein Linksverteidiger. Denn Davies ist zwar in der Rückwärtsbewegung bei den Bayern als Außenverteidiger eingeplant. Aber erstens ist Rückwärtsbewegung gegen Mainz ja eigentlich nicht so sehr eingeplant, wie es in der ersten Hälfte Realität war. Und zweitens ist Davies so schnell wieder vorne, dass man ihn gleich da einsortieren kann, wo er mit Ball unter Nagelsmann spielt - als Flügelstürmer. Schleppte den Ball oft ein bisschen glücklos, aber bis zum Schluss vors Mainzer Tor.

Robert Lewandowski

(Foto: Sven Hoppe/dpa)

Wie mühsam dieser Nachmittag für die Bayern war, das war vielleicht am besten am Weltfußballer in der Sturmspitze zu sehen. Keine Aktion von ihm an diesem Nachmittag dürfte nachhaltig in Erinnerung bleiben. Und wenn man es richtig sah, gab er sich zwischenzeitlich nicht die größte Mühe, seine ausbaufähige Laune zu verbergen.

Einwechselspieler

(Foto: Sebastian Widmann/Getty Images)

Neben Niklas Süle für die Abwehr kam nach einer Stunde auch Marc Roca, der dann eine Doppelsechs mit Musiala bildete, was nicht gerade als die 1a-Lösung der Bayern gelten dürfte. Außerdem kam Serge Gnabry für Leroy Sané. Doch Offensive war in der Schlussphase eher weniger gefragt. In der 82. Minute kam Tanguy Nianzou für Musiala, um das Ergebnis zu halten.

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