FC Bayern: Einzelkritik:Der TGV als Güterzug

Ribéry und Robben dürfen keine Zuschläge verlangen, van Buyten muss viele Pfiffe wegstecken, und ein Mittelfeldspieler kann sich Hoffnungen aufs Bundeskabinett machen. Die Bayern in der Einzelkritik.

Johannes Aumüller, Hamburg

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Hans-Jörg ButtSpielte früher in Hamburg und hat deshalb natürlich eine besondere Beziehung zum HSV und zum Hamburger Publikum. Wurde bei der Begrüßung ausgepfiffen, aber auch nicht mehr als die Bayern-Spieler, die früher nicht in Hamburg spielten. Das hatte auch etwas damit zu tun, dass Butts Zeit beim HSV (1997 - 2001) schon ein Weilchen her ist. Wäre vielleicht etwas mehr ausgepfiffen worden, wenn die Hamburger Fans geahnt hätten, dass er eine Führung der Gastgeber verhinderte, als er in der ersten Hälfte zweimal glänzend parierte und sich nach der Pause bei einigen Aktionen sehr wachsam zeigte - ehe er Petrics Treffer hinnehmen musste.Foto: dpa

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BrenoLeidet nun schon seit mehr als eineinhalb Jahren darunter, dass er bei seinem Wechsel im Winter 2008 von den Bayern-Bosse als Riesen-Talent angepriesen wurde - und dass er diese Aussage in dieser Zeit nicht einmal ansatzweise irgendwie bestätigen konnte. Zeigt unter van Gaal aber einen beständigen Aufwärtstrend, was ihm gegen Hamburg im Zuge einer Systemumstellung (von Vierer- auf Dreierkette) in die Startelf verhalf. War nur Zuschauer, als Petric zu einer großen Kopfballchance hochstieg und leistete sich auch manche Nachlässigkeit. Hinterließ insgesamt einen durchschnittlichen Eindruck und zeigte sich flexibel, als er nach der Pause rechts in einer Viererkette spielen musste. Man kann ja mal vor dem Wort Talent das Präfix "Riesen" streichen.Foto: dpa

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Daniel van BuytenSpielte früher in Hamburg und hat deshalb natürlich eine besondere Beziehung zum HSV und zum Hamburger Publikum. Wurde bei der Begrüßung ausgepfiffen, und zwar deutlich lauter als Butt und die übrigen Bayern-Spieler. Das hatte vor allem mit gewissen Nebengeräuschen beim Transfer im Sommer 2006 zu tun, ein wenig vielleicht auch mit einer gewissen Furcht der Fans ob van Buytens neuer Torgefahr (vier Tore in den letzten drei Pflichtspielen). Wollte sich in der ersten Hälfte für die Pfiffe rächen, indem er den Ball eroberte und eine gute Olic-Chance einleitete. Wollte sich in der zweiten Hälfte für die Pfiffe rächen, indem er das Tor gleich selbst schoss - dazu kam es aber nicht.Foto: getty

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Holger BadstuberStand gegen Hamburg vor einer besonderen Aufgabe. Denn bisher hatte er stets als halblinkes Glied einer Viererkette agiert, gegen Hamburg musste er zumindest in der ersten Hälfte ein paar Meter gen Außenlinie weichen und als linkes Glied einer Dreierkette verteidigen. Tat das durchaus anständig, wenn auch nicht gänzlich fehlerlos. War wahrscheinlich erleichtert, dass er anders als in den bisherigen Saisonspielen weder Edson Braafheid noch Danijel Pranjic links neben sich hatte, deren Patzer er hätte ausbügeln müssen. Und war noch erleichterter, dass nach der Rückkehr zur Viererkette in der zweiten Hälfte weder Braafheid noch Pranjic links neben ihm auftauchten, sondern Philipp Lahm.Foto: dpa

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Philipp LahmHatte in dieser Saison schon zirka 1000 Mal über sich lesen müssen, dass er auf der linken Seite doch stärker sei als auf der rechten, auf der er bisher alle Partien bestritten hatte. Hatte schon zirka 1000 Mal entgegnet, dass er und der Trainer der Meinung seien, dass er auf der rechten Seite stärker sei. Erlebte nach der Halbzeitpause seine ersten Saison-Minuten auf der linken Außenbahn, nachdem er zuvor eine gänzlich neue Position kennengelernt hatte: die im rechten Mittelfeld. Ließ als Linksverteidiger Mladen Petric beim Gegentor in seinem Rücken entwischen - und hat ab sofort ein Argument mehr, warum er wieder nach rechts soll.Foto: dpa

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Anatolij TimoschtschukWenn in den Tagen nach der Bundestagswahl die Spekulationen beginnen, wer den ziemlich glücklosen agierenden Verteidigungsminister Franz Josef Jung ablösen könnte, sollte man einen Kandidaten aus München nicht vergessen. "Der Verteidigungsminister" heißt der Blog des defensiven Mittelfeldspielers Timoschtschuk - und diesem Anspruch kam der Ukrainer gegen Hamburg einmal mehr nach, meistens bildete er im defensiven Mittelfeld ein sicheres Bollwerk. Aber als Verteidigungsminister besitzt er keine Richtlinienkompetenz, die hat bekanntlich der Kanzler - fußballerische Richtlinienkompetenz jedoch ist genau das, was sich Bayern-Trainer Louis van Gaal auf der Position im defensiven Mittelfeld wünscht und was der derzeit verletzte Konkurrent Mark van Bommel besser kann als der Ukrainer.Foto: dpa

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Bastian SchweinsteigerWar wahrscheinlich erleichtert, dass er anders als in den bisherigen Saisonspielen weder Edson Braafheid noch Danijel Pranjic links hinter sich hatte. Traute sich deshalb, ein wenig forscher und offensiver zu spielen als zuletzt und war auch an einigen guten Bayern-Gelegenheiten beteiligt. Zeigte sich mal wieder enorm arbeitsam. Hat das Problem, dass er im Mittelfeld der Bayern weder ein Verteidigungsminister noch ein Kanzler mit Richtlinienkompetenz ist.Foto: ddp

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Arjen RobbenLandsmann Rafael van der Vaart lobpreiste Robben vor der Partie in den höchsten Tönen. Ob dessen rasanten Dribblings müsse der Zuschauer eigentlich einen ICE-Zuschlag zahlen, bekundete der frühere HSV-Akteur. In Minute zwölf zeigte Robben dann erstmals eine zuschlagsverdächtige Aktion, es sollten allerdings nicht mehr all zu viele folgen. An diesem Abend war das Robben-Ticket eher auf Normalpreis-Niveau.Foto: dpa

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Thomas MüllerBlieb hinter den zuletzt gezeigten Leistungen zurück, hatte kaum Bindung zum Spiel und in seinen Aktionen oft Pech. Na und? Wenn es sich einer nach den vergangenen Wochen mal erlauben darf, hinter den zuletzt gezeigten Leistungen zurück zu bleiben, kaum Bindung zum Spiel und in seinen Aktionen oft Pech zu haben, dann ist es der junge Thomas Müller.Foto: getty

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Franck RibéryVielleicht hatte er van der Vaarts Aussage über Robben gelesen, vielleicht fühlte er sich auch nur sportlich herausgefordert durch die ersten Antritte des Niederländers: Jedenfalls hatte der Franzose ein offensichtliches großes Bedürfnis zu demonstrieren, dass für seine Dribbelfähigkeiten nicht nur ein ICE-, sondern mindestens ein TGV-Zuschlag fällig ist. Das Problem: Dabei rannte er sich immer wieder fest und agierte er bei Kontern zu egoistisch. Erstaunte am meisten, als er sich plötzlich intensiv am Pressing seiner Elf beteiligte und sich mit der Robustheit eines Güterzuges den Ball erkämpfte. Aber an diesem Abend war auch das Ribéry-Ticket eher auf Normalpreis-Niveau.Foto: ddp

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Ivica OlicSpielte früher in Hamburg und hat deshalb natürlich eine besondere Beziehung zum HSV und zum Hamburger Publikum. Wurde bei der Begrüßung trotzdem nicht ausgepfiffen, sondern ganz im Gegenteil ausgiebig bejubelt. Das hatte auch damit etwas zu tun, dass ihm im Sommer ein gänzlich nebengeräuschloser Wechsel gelang und er angekündigt hatte, im Falle eines Torerfolges überhaupt nicht ausgiebig, sondern ganz still vor sich hin zu jubeln. Vergab nach der Halbzeit nur knapp eine Chance - und somit die Gelegenheit zu zeigen, dass das nicht nur eine Ankündigung war.Foto: dpa

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Andreas OttlKam nach rund einer Stunde für den Platzverweis-gefährdeten Timoschtschuk und nahm somit die Position des stellvertretenden Verteidigungsministers ein. Ottl (Bildhintergrund) Hielt die Defensive aber nicht so gut zusammen wie der Original-Verteidigungsminister.Mario Gomez Kam nach 66 Minuten für Olic und erntete dafür vom Hamburger Publikum fast so viele Pfiffe wie van Buyten. Verlor vor dem 0:1 den entscheidenden Zweilampf gegen Zé Roberto.Miroslav KloseKam zehn Minuten vor dem Spielende. Schoss nur wenig später den Ball ins Netz - durfte sich aber nicht freuen, weil es Abseits war.Foto: Getty

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