FC Bayern:Ein Sieg für Jupp Heynckes

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Hochkonzentriert: Jupp Heynckes in Sevilla. (Foto: AFP)
  • Dass der FC Bayern in der Champions League 2:1 beim FC Sevilla gewinnt, liegt auch an Trainer Jupp Heynckes.
  • Er beweist bei seinen Wechseln ein sehr glückliches Händchen.
  • Hier geht es zu den Ergebnissen der Champions League.

Von Jonas Beckenkamp, Sevilla

Vielleicht hätte man es wissen können, Youtube oder andere Archive sind ja voll von Material aus der Fußballvergangenheit. Man hätte beispielsweise Videos finden können von James Rodríguez, wie er im Trikot von Real Madrid 2015 im Stadion des FC Sevilla ein sogenanntes "Golazo" erzielt, ein Zuckerl also, einen Fernschuss mit Links in die rechte untere Ecke. James und Sevilla, das geht gut zusammen, er traf sogar noch einmal als "Königlicher" gegen die Andalusier. Nur in diesem Spiel nicht. Andererseits: Beim 2:1 der Bayern im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League hat nicht viel gefehlt und der Kolumbianer hätte Sevilla erneut mit einem Treffer geärgert.

In seiner derzeitigen Verfassung ist James eigentlich fester Bestandteil der Bayern-Stammelf. Jüngst hatte Heynckes seine verbesserte Physis hervorgehoben und gesagt: "Er ist heute ein anderer Spieler, als er es in seiner Anfangszeit hier war." Deshalb hatte es überrascht, dass er dem WM-Schützenkönig von 2014 in Sevilla Arturo Vidal und Thiago im Mittelfeld vorzog. Aber wie so vieles in dieser Partie voller Wirrungen und Wendungen ließ sich auch diese Personalie korrigieren. Heynckes nahm ein paar Armwedler von Vidal in seine Richtung in der 36. Minute zum Anlass, James doch von der Bank aufs Feld zu beordern.

Heynckes' gutes Händchen war nötig

Es war ein spielentscheidender Kniff des Bayern-Trainers, dem mit dem Halbzeittausch von Rafinha für Juan Bernat gleich noch ein Eingriff aus der Kategorie "gutes Händchen" gelang.

Um es deutlich zu sagen: Dieses Händchen war auch nötig, denn zuvor hatte Heynckes sich ein wenig verspekuliert. Vidal und Bernat waren dem Niveau und der Intensität dieser Pressing-Lehrstunde nach ihren Verletzungen in der Vorwoche nicht gewachsen, sie spielten irgendwie mit, aber letztlich nicht gut. Bernat sollte David Alaba ersetzen - das Resultat war jedoch, dass er seinem Gegenspieler Pablo Sarabia das 0:1 wie auf dem Tapas-Teller servierte.

Bernat durfte sich also angesprochen fühlen, als Thomas Müller später erklärte: "Es war ein Spiel mit vielen verschiedenen Momenten. Es war viel Gutes dabei, aber auch Dinge, die wir nicht so gerne sehen." Über "Ballverluste" und "Fehler" im Aufbauspiel sprachen auch Jérôme Boateng und Heynckes selbst. Gemeint waren: Bernats und Vidals Unzulänglichkeiten. Die Ironie will es, dass nach der Münchner Comeback-Show ohne Vidal und Bernat nun eben diese zwei wieder verletzt sind: Sie traten die Rückreise nach München mit neuen Versehrtheiten an. Vidal, der das 6:0 gegen Dortmund am Samstag wegen einer Oberschenkelverletzung verpasste, klagte nach Angaben der Ärzte über Knieschmerzen.

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Bernat zog sich eine Fleischwunde oberhalb des Sprunggelenks zu. Die Profiteure dieser Rochade waren James und Rafinha, die ihre Sache deutlich besser machten als ihre Startelf-Kollegen. James musste den Ball nur einmal durchs Mittelfeld führen und schon ermöglichte seine Vorlage zu Ribéry das 1:1. Auch danach war der Kolumbianer ein wohl temperiertes Ausgleichspendel im Bayern-Spiel. Seine Klarheit und Schussstärke bereichern die Bayern-Offensive enorm, hinzu kam eine Passquote von 97 Prozent. "Das ist unser Vorteil, dass wir besonders im Mittelfeld gar keine Personalsorgen haben", sagte Müller, "da kommen immer gute Leute rein."

Sevillas Trainer verzockt sich dagegen

Rafinha wiederum half wie schon unter Pep Guardiola und zu Beginn dieser Saison als Linksverteidiger aus - und wie: Er grätschte mit Wonne Bälle ab, warf Sevilla seine gesammelte Zweikampf-Erfahrung entgegen und spielte Billardbande mit seinem Kumpel Ribéry. So wurden aus Heynckes' Personal-Experimenten dank zweier Wechsel Erfolgsgeschichten.

Sein Gegenüber Vincenzo Montella wechselte übrigens erst in den Minuten 78 und 80 aus - und verzockte sich nach Ansicht vieler murrender Zuschauer. Er nahm nicht etwa den deutlich überforderten Guido Pizarro heraus, sondern dessen argentinischen Landsmann Joaquin Correa und Stürmer Wissam Ben Yedder. Dabei sind dessen Großtaten (acht Saisontore in der Champions League) doch ebenso bei Youtube verewigt.

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