FC Bayern: Edson Braafheid:Mit beiden Armen oben

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Der neue Abwehrspieler Edson Braafheid ist auf einem guten Weg, sich den Ansprüchen des FC Bayern anzupassen - und trifft dort auf einen vergnügten Landsmann.

Philipp Crone

Man kann die zwei Seiten von Edson Braafheid sehen, auf seinen Oberarmen. "Er ist ruhig und aggressiv" sagt Mark van Bommel über den holländischen Zugang des FC Bayern. Als der 26-jährige Abwehrspieler am Montag bei seiner ersten Pressekonferenz die T-Shirt-Ärmel hochschiebt, erscheint auf dem linken Unterarm ein Tattoo, das von der Schulter bis zum Handgelenk reicht. Eine stille Erinnerung aus Symbolen und Schriftzeichen an seinen besten Freund, der vor drei Jahren bei einem Autounfall ums Leben kam, sagt Braafheid.

Edson Braafheid kann sowohl in der Innen- als auch in der Außenverteidigung spielen. (Foto: Foto: ddp)

Der erste öffentliche Auftritt des Mannes aus Surinam in Südamerika ist zurückhaltend, aber selbstbewusst. Ob er dem Druck, der bei Bayern herrscht, gewachsen sei? "Wer hier unterschreibt, weiß, was auf ihn zukommt", sagt er lachend, und sein Ziel sei es schließlich, Meister zu werden.

Dann dreht er sich kurz zu Pressesprecher Markus Hörwick und fragt: "Ich glaube, wir müssen, oder?" Darauf würden sich die Spieler auch jetzt schon vorbereiten. "Sebastian Schweinsteiger hat mir am zweiten Tag bei einer Übung im Kraftraum gezeigt, wie wir nach der Saison dastehen wollen, nämlich mit beiden Armen oben."

Aber bei den Voraussetzungen sollte das auch möglich sein. "Wir haben eine Riesenkabine - und Riesenspieler", sagt Braafheid. Dass er selbst mit 176 Zentimetern kleiner ist als handelsübliche Innenverteidiger, sieht Braafheid nicht als Problem. "Dafür bin ich wendiger als andere." Und van Bommel ergänzt: "Fabio Cannavaro ist auch nicht groß, oder?" Nein, genauso groß wie Braafheid; und sonst kann er auch links spielen.

Der Holländer mit den beiden Ohrringen hat das Kicken in Amsterdam gelernt und vor seinem Wechsel zum FC Twente in Utrecht gespielt. Jetzt hat er in der Riesenkabine einen sechs Zentimeter kleineren Riesenspieler als Spindnachbarn. Doch die Frage ist, ob Franck Ribéry auch noch nach dem 31. August in der Kabine neben Braafheid sitzt, wenn die Wechselfrist abläuft. Und die Frage nervt offenbar alle. "Die unklare Situation ist schlecht für die Mannschaft, den Trainer und den Verein", sagt van Bommel. "Aber wenn wir Pech haben, dauert dieses Hickhack noch bis Ende August."

Im Moment scheint der Franzose wieder ein wenig zurückzurudern, nachdem er vergangene Woche via L'Equipe verkündet hatte, die Bayern verlassen zu wollen. Nun meldete er, er habe nie gesagt, unbedingt weg zu wollen und seine Aussagen seien falsch interpretiert worden. "Diese Sache muss Franck so schnell wie möglich klären", sagt van Bommel. Abgesehen davon ist er guter Dinge: "Wir haben eine einfache Mannschaft." Zwar noch ohne Kapitän, da hat van Gaal noch keine Entscheidung getroffen, aber mit klaren Strukturen.

Skorpion auf dem Oberarm

Auf die Frage, was in dieser Saison anders ist als in der vergangenen, sagt van Bommel: "Der Trainer sagt uns, was er will, und wenn das nicht umgesetzt wird, wird er noch einmal deutlicher." Dadurch gehe es gerade schnell vorwärts. Trotzdem seien vier Wochen Vorbereitung "zu wenig". Van Bommel sieht die Ursache vor allem im Confed-Cup. "Es kann doch nicht sein, dass manche Spieler am 28. Juni noch spielen und am 1. Juli zum Trainingsauftakt schon wieder Top-Leistungen bringen sollen."

Vom verkürzten Sommerurlaub ist Braafheid im Gegensatz zu Luca Toni und Lúcio verschont geblieben. Er hat sich schon ein wenig akklimatisiert, und es ist wohl eine Frage der Zeit, wann er deutsch statt wie im Moment noch englisch mit den Kollegen spricht. "Gerade für einen Verteidiger ist es ja wichtig, die Sprache zu beherrschen, um den Mitspielern Kommandos geben zu können."

Verstehen sei aber schon nicht mehr das Problem. "Der Coach hat mir im Training auf Englisch Anweisungen gegeben." Da habe der junge Holländer dem holländischen Coach gesagt: bitte auf deutsch. Dass beide das selbe Mutterland haben, sieht Edson Braafheid als Vorteil für sich. "Er kennt mich und weiß, wie ich spiele." Die Startelf ist sein Ziel und auf dem rechten Oberarm ist das passende Symbol zu seinen Ansprüchen zu sehen: ein Skorpion.

Noch ist nicht klar, wo Braafheid spielen wird. Als Innen- oder Außenverteidiger, oder als geduldiger Bankspieler, neben van Bommel? Der 32-Jährige wirkt locker angesichts der Konkurrenz auf seiner Position im defensiven Mittelfeld durch Anatolij Timoschtschuk. "Vielleicht spielen wir beide, vielleicht aber auch keiner." Vergnügt bemerkt er zu den zu erwartenden Verfolgern in der Bundesliga: "Wer das ist, ist mir egal." Topfavorit sei jedenfalls der FC Bayern, "so gehört sich das auch".

© SZ vom 07.07.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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