FC Bayern:Die Thomas-Müller-Wochen beginnen

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Nun mit 100 Toren in der Bundesliga: Bayerns Thomas Müller. (Foto: REUTERS)
  • Bayerns Thomas Müller erzielt gegen Werder Bremen zwei Treffer und feiert sein 100. Bundesligator.
  • "Ein schönes Jubiläum" sei es, sagte Müller, es soll aber auch "nur ein Zwischenschritt" sein: "Ein paar Tore sollen schon noch dazukommen."
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Von Benedikt Warmbrunn, München

Im Statistikdschungel eines Fußballspiels gibt es auch die Zahl, die festhält, wie lange ein Spieler im Schnitt auf ein Tor wartet; in der Bundesliga führt diese Statistik unter den Spielern mit mehr als fünf Einsätzen Robert Lewandowski an, was wenig überraschend ist, weil er ja auch die Torschützenliste anführt. Lewandowski trifft alle 85 Minuten, aber diese Statistik ist leicht verfälscht. In ihr taucht schließlich irgendwann Thomas Müller auf, an Position 25; demnach erzielt er alle 267 Minuten ein Tor. Spätestens an dieser Stelle müsste in der Statistik eine Fußnote eingebaut werden, die Thomas-Müller-Fußnote. Die Thomas-Müller-Fußnote weist daraufhin, dass bei Thomas Müller nie genau zu sagen ist, wie viele Minuten er tatsächlich am Spiel teilgenommen hat.

Am Sonntag zum Beispiel, gegen Bremen, begann die Partie für den Startelfspieler Müller eigentlich erst in der 41. Minute. Sie begann für ihn mit einem Tor.

FC Bayern in der Einzelkritik
:Müller feiert ein auffälliges Jubiläum

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Aus dem Stadion von Christopher Gerards

Nach dem 4:2 (1:1) des FC Bayern gegen Werder Bremen ging es so viel wie schon lange nicht mehr um Müller. Das lag zum einen daran, dass er zwei Tore erzielt hatte, das zweite davon war sein 100. in der Bundesliga für den FC Bayern. Es lag aber auch daran, dass Müllers Auftritt am Sonntag sinnbildlich für den der gesamten Mannschaft stand.

Müller war schon wichtiger für den FC Bayern als bisher in dieser Saison; in der Spielzeit 2015/16 traf er in der Liga 20 Mal, ohne Berücksichtigung der Thomas-Müller-Fußnote war das alle 117 Minuten ein Tor. In dieser Saison ist seine Quote schlechter, weil er verletzt war, weil er seine Rolle gesucht hatte, weil er in den ersten Wochen der Saison von Carlo Ancelotti trainiert wurde (den er nach dem Hinspiel in Bremen noch dafür kritisiert hatte, dass er, Müller, zunächst auf der Bank saß). Doch das Rückspiel gegen Bremen hat angedeutet, dass die Thomas-Müller-Wochen in dieser Spielzeit erst kommen könnten.

Wenn wenig klappt, hilft das Müller'sche Versteckspiel

Die Partie gegen Bremen war der Auftakt der Wurstel-Wochen der Münchner. Hätten sie verloren, was zumindest bis zu Müllers erstem Tor nicht ausgeschlossen war, wäre die Meisterschaft zwar nicht spannend geworden; sie wäre aber auch nicht so früh entschieden gewesen. Nach dem Sieg hat der FC Bayern nach 19 Spieltagen 16 Punkte Vorsprung auf den Tabellenzweiten, auf Leverkusen. In den kommenden Wochen geht es für den Klub darum, unbeschadet das Pflichtprogramm in der Liga zu absolvieren. Wenn wenig klappt, hilft das Müllersche Versteckspiel: Aus dem Nichts heraus erzielte er zwei Tore, ein drittes bereitete er vor, das vorentscheidende 3:2 durch Lewandowski. Für diesen war es ebenfalls das zweite Tor des Tages.

In der ersten Halbzeit, analysierte Müller, habe es die Mannschaft nicht geschafft, "in den Zwischenraum zu spielen, wo ich mich aufgehalten habe". Szenen hatte er daher fast keine. Müller gestand: "Bremen hat's gut gemacht oder wir nicht so optimal." Vor allem in der Mitte der ersten Halbzeit, als Jérôme Gondorf zur Bremer Führung traf. Müller kennt diese Phasen aber, er hat ja eine Kunstform daraus gemacht, zu verschwinden und dann mit einem Tor aufzutauchen. "Thomas ist ein Spieler, der sich immer gut in den Räumen bewegt, in denen ihn der Gegner nicht erwartet", lobte Niklas Süle nicht uneigennützig - der Verteidiger hatte den Ball nach einer Bremer Ecke zum zwischenzeitlichen 2:2 ins eigene Tor abgefälscht. Warum der FC Bayern diese wirre Partie gewann, fasste Zugang Sandro Wagner staunend zusammen: "Du hast sehr viel individuelle Klasse, die auch mal ein Spiel alleine entscheiden kann. Heute waren es Robert und Thomas, die das vorne geregelt haben."

Blieb das 100. Tor. Ob ihm dieses etwas bedeute? "Ein schönes Jubiläum" sei es, sagte Müller, es soll aber auch "nur ein Zwischenschritt" sein: "Ein paar Tore sollen schon noch dazukommen." Mit zwei weiteren Treffern hätte Müller den bisherigen viertbesten Ligaschützen der Münchner, Dieter Hoeneß, eingeholt. Allerdings sollte sich Müller besser beeilen. Lewandowski hat auch schon 94 Ligatore für den Klub erzielt.

© SZ vom 23.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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