FC Bayern im DFB-Pokal:Eine Partie, die ein gutes Gefühl gibt

Lesezeit: 3 min

Eine Runde weiter: Kingsley Coman (rechts) und Corentin Tolisso (Foto: dpa)
  • Der FC Bayern gewinnt in der ersten Runde des DFB-Pokals mit 3:1 (1:0) gegen den Viertligisten Energie Cottbus.
  • Vor allem Kingsley Coman überzeugt.
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Von Sebastian Fischer, Cottbus

Der rechte Flügelspieler des FC Bayern München am Montagabend hatte einen großen Namen. Er war Weltmeister, er kann auf unbestritten einzigartige Art und Weise mit dem Fußball umgehen, er ist laufstark und erfahren. Das Problem ist bloß, dass er gar kein Flügelspieler ist. Jedenfalls läuft Thomas Müller nur ausgesprochen ungern als rechter Angreifer auf. Und so waren die Probleme des deutschen Meisters auch in der Erstrundenpartie des DFB-Pokals zu sehen. Jedenfalls in der Startaufstellung.

Es war nicht unbedingt ein Spiel der großen Probleme für den Rekordmeister. Der FC Bayern gewann 3:1 (1:0) beim Regionalligisten Energie Cottbus. Das erste Tor durch Robert Lewandowski bereitete der besonders auffällige Flügelspieler Kingsley Coman vor, der das zweite selbst schoss. Und Müller, Ersatz für den noch angeschlagenen Serge Gnabry, war seinem 19 Jahre alten Gegenspieler Marcel Hoppe auch meistens deutlich überlegen. Aber ein Thema waren die Probleme am Montag natürlich trotzdem. Die Gegenspieler heißen ja nicht immer Hoppe.

Er trug eine Hose mit Bayern-Wappen

Müllers Rolle als Alternative für die Flügelpositionen wird wohl schon am Freitag beim Ligastart gegen Hertha BSC Ivan Perisic einnehmen. Der Kroate war am Montagvormittag bereits zur medizinischen Untersuchung angereist, vorm Krankenhaus im Stadtteil Nymphenburg fotografierte ihn die Bild-Zeitung, er trug eine Hose mit Bayern-Wappen. Trainer Niko Kovac sagte vor dem Spiel im ARD-Interview: "Es ist richtig, dass er heute in München war." Und Kovac sagte auch etwas zu den Diskussionen über den Kroaten: "Man macht hier einen Spieler schlecht. Jeder Spieler hat den gleichen Respekt verdient. Man kann nicht über eine B-, C- oder X-Lösung sprechen."

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Perisic, 30, unter Kovac kroatischer Nationalspieler und vor seinem Wechsel nach Italien schon in Dortmund und Wolfsburg Bundesligaprofi, soll dem Vernehmen nach zunächst für ein Jahr zur Leihe von Inter Mailand kommen, danach sollen die Bayern eine Kaufoption besitzen. Dass diese Lösung aber nicht unbedingt die ursprünglich bevorzugte ist, das ist nicht nur deshalb recht offensichtlich, weil in den vergangenen Wochen in München ständig über den inzwischen am Kreuzband verletzten Nationalspieler Leroy Sané von Manchester City gesprochen wurde (bis Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge das Verbot aussprach, über Sané zu sprechen).

Es stand am Montag auch im Algemeen Dagblad. Der niederländischen Zeitung gab der 26 Jahre alte Flügelspieler Hakim Ziyech, der gerade seinen Vertrag bei Ajax Amsterdam bis 2022 verlängert hat, ein Interview. Er bestätigte darin, dass sich der FC Bayern für ihn interessiert habe - allerdings offenbar ein bisschen zu zögerlich, als dass Ziyech sich auch für den FC Bayern interessiert hätte.

"In der Tat", sagte der marokkanische Nationalspieler auf die entsprechende Frage: "Ich denke, jeder konnte sehen, was wir mit Ajax geschafft haben" - er meinte den Einzug ins Champions-League-Halbfinale in der Vorsaison - "und was mein Anteil daran war. Wenn dann nicht der Klub vorbeikommt, bei dem ich ein vollkommen gutes Gefühl habe, dann eben nicht".

Das Spiel gegen Cottbus war immerhin eines, das ein paar Spielern des FC Bayern ein gutes Gefühl gab. Zugang Benjamin Pavard etwa spielte in Vertretung des geschonten Jérôme Boateng in der Innenverteidigung, Renato Sanches für den ebenfalls geschonten Leon Goretzka. Und Lucas Hernandez, der andere neue Innenverteidiger, hatte als Einwechselspieler seine ersten Minuten für seinen neuen Klub.

Der auffälligste Münchner war von Beginn an Coman, dessen Gegenspieler namens Tobias Hasse die Diskussionen über Münchner Probleme auf dem Flügel wohl kaum nachvollziehen kann. Der Franzose bereitete die erste Münchner Chance vor, nach 14 Minuten traf Lewandowski noch die Latte, nach 32 Minuten traf er im Nachschuss. In der 65. Minute, nach einem von zahlreichen Dribblings, zog Coman nach innen und schoss den Ball aus der Distanz in die lange Ecke. Fünf Minuten später nahm Kovac ihn vom Feld und wechselte Gnabry ein, der fünf Minuten vor Schluss das 3:0 durch Leon Goretzka vorbereitete.

Der Münchner Trainer schimpfte zwischendurch mal. Drittliga-Absteiger Cottbus stellte sich im ausverkauften Stadion euphorisch vors eigene Tor, das macht es für den Favoriten ja nicht einfach - und das wurde in der Nachspielzeit mit großem Jubel belohnt, als das 1:3 nach einem Elfmeter durch Berkan Taz fiel. Aber am Ende sah Kovac dann doch recht zufrieden aus. Es ist rund ein Jahr her, dass er in seinen ersten Wochen als Bayern-Trainer in der ersten Pokalrunde nur 1:0 beim Viertligisten SV Drochtersen/Assel gewann, es war damals ein bisschen peinlich. Diesmal sah es souveräner aus. "Wir haben es heute auf jeden Fall besser gemacht", sagte Torwart Manuel Neuer.

Doch für die Lösung der Probleme des Klubs war der Sieg natürlich eher so etwas wie eine B-Lösung. Sportdirektor Hasan Salihamidzic war aus aktuellem Anlass gar nicht mit nach Cottbus gereist.

© SZ vom 13.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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