Basketball:Mahner am Spielfeldrand

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Viele gute Würfe: Bayerns Aufbauspieler Sylvain Francisco (hier links gegen Ludwigsburgs Elijah Childs) überzeugte am Sonntag. (Foto: Oryk Haist/Imago)

Die Bayern-Basketballer schlagen Ludwigsburg zum Abschluss ihrer Vier-Spiele-Woche souverän 92:84. Ehrenpräsident Uli Hoeneß zeigt sich begeistert von der ausverkauften Halle, erkennt aber auch Schwächen im Team.

Von Sebastian Winter

Die gute Nachricht für die Münchner Basketballer: Isaac Bonga, der sich in der Bundesligapartie in Bonn vor einer Woche an der Leiste verletzt hatte, stand gegen die MHP Riesen Ludwigsburg am Sonntagnachmittag wieder im Kader - und sogar in der Startformation. Die schlechte: Der Weltmeister fand seinen Rhythmus nicht. Drei Fehlwürfe, zweimal ausgerutscht, schon saß er wieder auf der Bank, nach viereinhalb Minuten. Seine ersten beiden von insgesamt vier Punkten machte er im dritten Viertel. Und das unter den Augen des Bundestrainers Gordon Herbert, der wie FC-Bayern-Ehrenpräsident Uli Hoeneß und der frühere FC-Bayern-Trainer Svetislav Pesic Zeit gefunden hatten fürs Spiel gegen die Schwaben. Pesic hatte beim WM-Titelgewinn der Deutschen im September die im Finale mit 77:83 unterlegenen Serben angeleitet.

An Prominenz fehlte es also nicht bei diesem zum Familienspieltag deklarierten Duell der Bayern gegen die Rand-Stuttgarter, die mit einigen Vorschusslorbeeren nach München-Sendling gereist waren: auswärts noch unbesiegt, nach durchwachsenem Start mit drei Erfolgen in Serie, Tabellenfünfter. Der FC Bayern hatte dagegen fünf seiner jüngsten sechs Spiele verloren. Aber vergangenen Mittwoch zeigte sich ein zarter Aufwärtstrend beim Euroleague-Heimsieg gegen Partizan Belgrad, ebenso wie bei der unglücklichen 73:74-Niederlage am Freitag in Kaunas.

Der Trend verfestigte sich dann gegen Ludwigsburg: Die Bayern gewannen die Partie vor 6500 Zuschauern im ausverkauften BMW Park 92:84 (39:27) und scheinen ihre kleine Krise überwunden zu haben. Sylvain Francisco (20), Serge Ibaka (15) und Devin Booker (15) gelangen die meisten Treffer, in einem Spiel, das sie über weite Strecken dominierten. "Wir haben es geschafft, im Spiel zu bleiben, trotz einiger Fehler", befand Trainer Pablo Laso.

"Wir wollen deutscher Meister werden, da waren die bisherigen Ergebnisse nicht gut genug", sagt Hoeneß

Hoeneß, der nach dem Spiel besonders Booker herzte, zeigte sich ebenfalls erleichtert: "In den letzten drei Spielen haben sie sich sehr gefangen", sagte der 71-Jährige, lobte die Atmosphäre und die Stimmung: "Jedes Spiel ist ausverkauft." Doch er sah auch Schwächen: "Wir haben sehr viele gute Individualisten, aber noch keine eingespielte Mannschaft. Das liegt auch daran, dass wir sehr viele Verletzte haben", erklärte Hoeneß und ging ins Detail: "Bei den Distanzwürfen haben wir noch Probleme. In diesem Bereich müssen wir uns klar verbessern. Wir wollen deutscher Meister werden, da waren auch die bisherigen Ergebnisse nicht gut genug."

Jene 73:74-Niederlage vom Freitag vor 15 000 Zuschauern in der ausverkauften Zalgirio-Arena habe ihn dagegen gar nicht so sehr geschmerzt. Neun Sekunden vor Schluss versenkten die Litauer ihren letzten Halbdistanzwurf in einem Spiel auf Augenhöhe zum Sieg. Aber die Bayern hatten ein gutes Spiel gemacht.

Am Freitag hatten Niels Giffey (li.) und seine Bayern gegen Zalgiris Kaunas (am Ball Arnas Butkevicius) vor 15 000 Zuschauern in Litauen das Nachsehen. In einem Herzschlagfinale verloren sie mit 73:74. (Foto: Rokas Lukosevicius/Scanpix/Imago)

Entscheidend wird in dieser Saison mit ihren mindestens 80 Spieltagen sein, eine vernünftige Balance zu finden zwischen internationalem und nationalem Wettbewerb, zwischen Be- und Entlastung. Zumal wenn wichtige Spieler fehlen wie aktuell Andreas Obst und Vladimir Lucic. Hoeneß sagte, die Bayern seien da auch Leidtragende, weil Obst, Bonga und Niels Giffey, die drei Weltmeister der Bayern, bei der WM "an die Leistungsgrenze gegangen sind und keinen Urlaub hatten. Deshalb sind auch die Verletzungen jetzt gekommen. Wenn Andi Obst so wenig Dreier trifft wie bisher, hat das Gründe."

Die Balance fanden die Münchner gegen Ludwigsburg trotzdem, sie führten 18:7, dann 27:11 - und nach einem spektakulären Dunking von Nick Weiler-Babb 39:27 zur Halbzeit. Nach der Pause lieferten sich beide Klubs einen munteren Treffer-Wettbewerb, ernsthaft in Gefahr geriet der Sieg der Münchner nie. Die Partie zeigte, dass Ibaka zusehends seinen Rhythmus findet - sie bewies auch, dass ein kreativer, schneller Spieler wie Francisco der Mannschaft guttut. Und sie demonstrierte, dass Rückkehrer Devin Booker mit seinem wuchtigen Körper ebenfalls zum Schlüsselspieler taugt.

Am Donnerstag haben die Bayern das nächste Spiel, in der Euroleague geht es dann in Lyon-Villeurbanne weiter. Aber erst einmal haben sie einen Tag frei: "Er hilft uns sehr", sagte Coach Laso.

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