FC Bayern in der Champions League:Münchner Botschaft in Barcelona

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Eric Maxim Choupo-Moting traf in Barcelona, natürlich. Er trifft ja derzeit immer. (Foto: NACHO DOCE/REUTERS)

Der FC Bayern sichert mit einem souveränen 3:0-Sieg Platz eins in der Gruppe - und beweist, dass er gerade auf einer anderen Flughöhe unterwegs ist als der deutlich unterlegene Gegner, für den die Saison in der Europa League weitergeht.

Von Javier Cáceres, Barcelona

Der frühere Bayern-Stürmer Robert Lewandowski wird im neuen Jahr erstmals seit der Saison 2010/2011 in der Europa League spielen müssen. Kaum ein halbes Jahr nach seinem Wechsel aus München in die katalanische Hauptstadt ist sein neuer Verein, der einst so glorreiche FC Barcelona, zum zweiten Mal nacheinander in die zweite Liga des kontinentalen Fußballs abgestiegen.

Am vorletzten Spieltag der Gruppe C verfehlte Barça am Mittwoch auch das Ziel, gegen den Angstgegner FC Bayern einen Sieg zu landen. Im Gegenteil, die Katalanen verloren mit 0:3. Die Münchner stehen durch ihren Sieg vorzeitig als Gruppensieger fest - vor Inter Mailand.

Die Messe war im Camp Nou im Grunde schon gelesen, noch ehe die Partie zwischen Barça und Bayern überhaupt begonnen hatte. Denn als die Heimmannschaft den Rasen betrat, wusste sie bereits, dass sie ausgeschieden war. Sie hatten das Aus mit eigenen Augen bezeugt: Barças Trainer Xavi Hernández hatte die Mannschaft im Videosaal des Camp Nou zusammengerufen, um Inters Duell mit Viktoria Pilsen zu schauen, das gut zwei Stunden vor Beginn der eigenen Partie angepfiffen wurde. Sie sahen dort das nach menschlichem Ermessen Vorhersehbare: ein 4:0-Sieg Inters gegen eine tschechische Mannschaft, die im ganzen Wettbewerb erst drei Treffer erzielt und nunmehr 20 Gegentore kassiert hat.

FC Bayern in der Einzelkritik
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Der Abwehrspieler bearbeitet den Stürmer auch im eigenen Strafraum. Gnabry spielt einen Traumpass - und Choupo-Moting würde auch einen Hütchenspieler austricksen. Die Bayern beim 3:0 in Barcelona in der Einzelkritik.

Von Sebastian Fischer

Wie groß die Desillusion unter dem Fußvolk Barças ist, ließ sich an der Zuschauerzahl nicht ablesen. Im Stadion hatten sich nahezu 80 000 Menschen eingefunden - was immerhin ein Zeichen ist, dass das Vertrauen in das Team von Xavi einigermaßen intakt ist. Die treuesten Anhänger riefen seinen Namen, als die Partie in die letzten Minuten ging. Frust war dennoch zu hören.

Er brach sich immer wieder Bahn, in Form eines Schmähgesangs, der gegen die europäische Fußballunion Uefa gerichtet war. "La Uefa es una mafia", sangen die Barça-Fans, zur Melodie der berühmten kubanischen Weise "Guantanamera". Der Hintergrund: die fraglos kontroversen Schiedsrichterentscheidungen bei den Partien in München und Mailand. "Wir hatten es nicht verdient, in München zu verlieren. Und in Mailand gab es eine absolut unverständliche Spielleitung", klagte auch Sportdirektor Mateu Alemany vor der Partie im spanischen Fernsehen. Allein: Die Partie vom Mittwochabend entlarvte eine andere Wahrheit. Der FC Bayern ist auf einer anderen Flughöhe unterwegs als der FC Barcelona. Auf einer weit höheren.

Die Münchner zeigten im Camp Nou eine so engagierte wie konzentrierte Leistung, sie waren geordnet, hinreichend aggressiv und stets zielgerichtet. Joshua Kimmich und Leon Goretzka dominierten das Mittelfeld und damit das Herz des Spiels nach Belieben, die Abwehr war stets präsent. Und das war mehr als genug, um Barcelona deutlich in die Schranken zu weisen. Das Ziel von Bayern-Trainer Julian Nagelsmann, eine Botschaft an die Mitbewerber um den wichtigsten Pokal des europäischen Vereinsfußballs zu senden, darf als erreicht bezeichnet werden.

Zu keinem Zeitpunkt der Partie gibt der FC Bayern die Kontrolle ab

Schon der erste Abschluss der Bayern führte zur Führung. Barça machte zwar zunächst Anstalten, so zu wirken, als wolle man dem Gegner Schaden zufügen. Doch das war in dem Moment zu Ende, da Serge Gnabry einen traumhaften Pass in den Rücken der Barça-Abwehr schlug. Weil die Tage sehr lange her sind, da Rechtsverteidiger Héctor Bellerín einer der schnellsten Spieler Europas war, stand Sadio Mané allein vor Barcelonas Torwart Marc-André ter Stegen - und schoss zum 1:0 ein (10.).

Auch der zweite Schuss war ein Treffer: Diesmal bediente Gnabry den Mittelstürmer Eric-Maxim Choupo-Moting (31.), er schoss den Ball aus sechs Metern durch die Beine von ter Stegen. Kurz vor der Pause hatten die Bayern durch Mané und Jamal Musiala eine Doppelchance, die aber ter Stegen vereitelte. Und Lewandowski? Schoss in der ersten Halbzeit nicht ein einziges Mal aufs Tor der früheren Kollegen. In der 41. Minute hätte er fast das Vergnügen gehabt, nach einem Elfmeterpfiff des englischen Referees Anthony Taylor. Doch der Videoschiedsrichter schaltete sich ein - und führte damit die Rücknahme des Strafstoßes in die Wege.

Leverkusen in der Champions League
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Was für eine Spannung in den letzten Minuten: Bayer 04 führt zweimal gegen Atletico, doch die Spanier gleichen aus - dann ist das Spiel eigentlich zu Ende, aber es gibt Elfmeter. Am Ende kann Leverkusen doch froh sein.

Die Dynamik der Partie änderte sich auch nach der Halbzeitpause nicht. Es gab zu keinem Zeitpunkt eine Situation, in der die Bayern die Partie nicht kontrolliert hätten. Ob bewusst oder nicht: Sie unterließen es, den Eindruck zu erwecken, Barcelona komplett in Trümmer legen zu wollen.

Der Sieg wäre dennoch fast höher ausgefallen. In der 55. Minute schlenzte Joshua Kimmich den Ball auf Gnabry, der einen schönen Schlenzer ins lange Eck folgen ließ. Aber: Der Videoschiedsrichter entschied auf Abseits. Dann fiel doch noch in der Nachspielzeit das 3:0: Der eingewechselte Benjamin Pavard traf nach einem Eckball. Und machte die Demütigung perfekt.

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