FC Bayern auf Rekordjagd:Die Tabelle der anderen

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Zwischen Wohlwollen und haderndem Optimierungsdrang: Pep Guardiola (li.) (Foto: Bongarts/Getty Images)

Die Stimmungslage ist merkwürdig beim FC Bayern: Der Klub eilt in Champions League und Bundesliga von Rekord zu Rekord, doch Spieler und Trainer reden von Schwächephasen und fehlender Leichtigkeit. Höchste Zeit, dass die Münchner wieder richtig gefordert werden.

Ein Kommentar von Claudio Catuogno

Keine vier Wochen mehr, dann empfängt der FC Bayern Eintracht Braunschweig - und für alle, denen da nicht sofort der Angstschweiß auf die Stirn tritt: Braunschweig, das ist jener furchterregende Aufsteiger, der bisher nichts, nichts, nichts gewonnen hat. Außer jene zwei Spiele, die zu gewinnen am unwahrscheinlichsten erschien - gegen den Champions-League-Klub Leverkusen und den reichen Nachbarn Wolfsburg.

Und wer weiß: Vielleicht endet ja gegen Braunschweig diese historische Spiele-ohne-Niederlage-Serie, mit der die Münchner gerade durch alle Wettbewerbe pflügen. Neben kurzfristigem Spott wäre ihnen dann wenigstens auch dies gewiss: dass sie im Spiel zuvor nicht unter die Räder gekommen sind. Das Spiel zuvor findet am 23. November bei Borussia Dortmund statt.

Es herrscht mal wieder eine erstaunlich ambivalente Stimmungslage beim FC Bayern - unabhängig von dem nahenden Strafprozess gegen Uli Hoeneß. Einerseits sind da die Ergebnisse. Die Rekorde. Die Bayern haben sich als Erste fürs Achtelfinale qualifiziert, mit vier Siegen und nur einem Gegentor. Auch in der Champions League haben sie soeben eine Saison- und Trainer-übergreifende Bestmarke eingestellt: neun Siege hintereinander. Das hat bisher nur Barcelona geschafft, 2002/03. Wer nur die Zahlen sieht, muss im Guardiola-Duktus feststellen: eine Super-Super-Saison.

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Andererseits ist da Thomas Müller, der in Pilsen klagte, man müsse "in jedem Spiel ackern"; es fehle gerade "die Leichtigkeit". Oder Philipp Lahm, der mahnte, man müsse endlich die Schwächephasen in der ersten Halbzeit "in den Griff bekommen". Oder Pep Guardiola, der ewige Zweifler, der bei der Bewertung seiner Elf gerade selbst changiert zwischen pragmatischem Wohlwollen und haderndem Optimierungsdrang.

Diese Ambivalenz ist bemerkenswert - fast scheint es, als stünden all die Rekorde bloß in einer Tabelle der anderen. Mit Koketterie hat das aber nichts zu tun. Vielmehr ist es so, dass die Bayern zuletzt zwar auf unangenehme Gegner gestoßen sind (Mainz, Hertha, Hoffenheim, Pilsen), aber auf keinen, der sie bis ans Limit getrieben hat. Im Spätsommer, gegen Manchester City und Leverkusen, hatte ihr Spiel ein Niveau, das sogar Guardiola als "unglaublich" empfand. Sie brauchen jetzt mal wieder einen Gegner, der ihnen das Maximum abverlangt. Sie brauchen den BVB. Auch um sich ihrer selbst zu vergewissern.

© SZ vom 07.11.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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