FC Bayern:Kovac ist jetzt Einzelkämpfer

FC Bayern: Niko Kovac beim Spiel gegen Augsburg

Niko Kovac beim Spiel gegen Augsburg

(Foto: AFP)

Der Bayern-Trainer wechselt beim 2:2-Debakel gegen Augsburg Thomas Müller demonstrativ spät ein, nach der Partie kritisiert er die Mannschaft: Wieder einmal steht ihm ein ungemütlicher Herbst bevor.

Kommentar von Benedikt Warmbrunn

Wirklich ungemütlich ist es für Niko Kovac als Trainer des FC Bayern bisher nie nach einer Niederlage geworden. Er hat in Berlin und in Dortmund verloren, nichts passierte. Er ist in der Champions League zu Hause gegen Liverpool mit einer Niederlage ausgeschieden - es folgten zaghafte Taktikdebatten sowie, deutlich später, immer wieder Erinnerungen von Klubboss Karl-Heinz Rummenigge an jenen Abend. Nach einer Niederlage, Anfang Oktober 2018 gegen Mönchengladbach, setzten sich Rummenigge, Präsident Uli Hoeneß und Sportdirektor Hasan Salihamidzic vor die Presse, um eben jene Presse zu beschimpfen (eine legendäre Veranstaltung, die sich am Samstag zum ersten Mal gejährt hat). Auch das 1:2 vor zwei Wochen gegen Hoffenheim: eingestuft wie ein Formfehler. Das große Ganze stellte, zumindest öffentlich, niemand in Frage.

Wirklich ungemütlich ist es für Niko Kovac als Trainer des FC Bayern bisher stets nach Unentschieden geworden.

Zwar nicht Slapstick, aber individuelle Fehler

In der vergangenen Saison zeigte ein Remis gegen Ajax Amsterdam, wie weit weg die Mannschaft war von einem geschlossenen taktischen Auftreten sowie von einer berauschenden offensiven Spielweise. Gegen Freiburg und Düsseldorf kassierte das Team spät den Ausgleich; nach dem 3:3 gegen Düsseldorf sprach Hoeneß von "Slapstick" und setzte ein Ultimatum. (Es folgte eine Siegesserie.) Das 2:2 des FC Bayern am Samstag in Augsburg war nun bereits das dritte am achten Spieltag, die Mannschaft hat gerade einmal die Hälfte aller Ligaspiele gewonnen. Kovac stehen also wieder einmal ungemütliche Tage bevor. Der Kreuzbandriss von Niklas Süle wird es nicht einfacher machen.

Die vergangenen Spiele, das gegen Hoffenheim und nun das in Augsburg, hätte der FC Bayern gewinnen können, vielleicht sogar müssen; das Team hatte jeweils mehr und bessere Chancen, die Gegentore entstanden zwar nicht durch Slapstick, aber durch individuelle Fehler, das schon. Mit zwei Siegen wäre der FC Bayern nun Tabellenführer, und es wäre nicht einmal ein Zerrbild. Und dennoch ist die jüngste Ergebniskrise mehr als nur eine Ergebniskrise.

"Außerordentlich gut" habe es seine Mannschaft gemacht, sagte Kovac in Augsburg. Es war eine Exklusivmeinung. Und es war ein weiteres Beispiel dafür, dass der Trainer selbst sich schon in eine fast trotzige Kampfeshaltung begeben hat. Am Samstag hat Niko Kovac gewirkt wie einer, dem es bereits darum geht, nachzuweisen, dass er sehr wohl Macht und Einfluss hat.

Erstaunliche Aussagen für den sonst so souveränen Kovac

Kovac hat demonstrativ auf Thomas Müller in der Startelf verzichtet, trotz der jüngsten Diskussionen um den letzten Altbajuwaren im Team. Er hat ihn demonstrativ spät eingewechselt. Er hat Müller, der wenige Sekunden vor dem Ende der regulären Spielzeit eine gute Chance außerordentlich ungut vergab, nach dem Abpfiff demonstrativ nicht geschützt. Überhaupt hat Kovac eine Distanz zwischen der Mannschaft und sich selbst hergestellt: Die Vorgaben des Trainerteams seien richtig gewesen, umsetzen müssten es aber schon die Spieler. Für den sonst oft so souveränen Kovac waren das erstaunliche Aussagen. Es waren die Aussagen eines Einzelkämpfers.

Dass das Unentschieden in Augsburg für Kovac zu ungemütlicheren Tagen führen könnte als die Niederlage gegen Hoffenheim, das lag jedoch daran, dass die Partie aufgedeckt hat, wie wenig der FC Bayern nach der Transferoffensive in diesem Sommer bisher zu einem Kollektiv gewachsen ist. Beim 2:2 in Augsburg ist eine Mannschaft, deren Summe an Talent in der Liga eigentlich konkurrenzlos ist, also ein bisschen gewöhnlicher, ein bisschen beliebiger geworden.

Im vergangenen ungemütlichen Herbst hat Kovac bewiesen, dass er ein schneller Lerner sein kann. Nun, da ihm erneut ein ungemütlicher Herbst bevorsteht, muss er genau dieses Anpassungsvermögen wieder abrufen.

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