FC Barcelona in der Einzelkritik
Victor Valdés
Barcelonas große Hoffnung wirkt höchstens zu 15 Prozent fit und spielt unsichtbarer als einst Roy Makaay, Dani Alves agiert vorne respektlos, kriegt hinten aber Probleme gegen die großen Bayern und Xavi wird vom Buddha des Fußballs zum Rumpelstilzchen. Der FC Barcelona beim 0:4 in München in der Einzelkritik. Aus dem Stadion von Thomas Hummel Victor Valdés: Kam noch vor Manuel Neuer zum Aufwärmen auf das Spielfeld, was noch nie ein Torwart geschafft hat. Deutete das schon auf die noch größere Extraklasse des FC Barcelona hin? Sind das die Kleinigkeiten, die die Katalanen dem Rest voraus sind? Rettete gleich nach zwei Minuten gegen Robben, hatte bei keinem Gegentor eine Eingreifmöglichkeit. Musste die schlimmste Niederlage des FC Barcelona seit vielen, vielen Jahren fast tatenlos mit ansehen.
FC Barcelona in der Einzelkritik
Dani Alves
Dani Alves: Gegen den AC Mailand schickte ihn Trainer Tito Vilanova ganz nach vorne auf die Rechtsaußenposition, um in der Offensive Überzahl zu schaffen. Gegen den FC Bayern wurde erwartet, dass der Brasilianer eher defensiv agieren würde: Sein Gegenspieler: Franck Ribéry. Von wegen. So respektlos hatte noch nie einer gegen den Franzosen gespielt, zeigte mehr Tricks und Finten als Ribéry und Robben zusammen. Teilte aber mit seinen 1,73 Meter das Problem seiner Kollegen: Bei Kopfbällen heillos unterlegen. Sowohl beim 0:1 wie auch beim 0:2 verlor er die entscheidenden Duelle.
FC Barcelona in der Einzelkritik
Gerard Piqué
Gerard Piqué: Köpfelte, was das Zeug hielt. Lenkte allein die ersten drei Eckbälle aus dem Strafraum, bis die Bayern einfach die Bälle über ihn drüber schlugen. Dann war Barcelona verloren. Letzter verbliebener Stamm-Innenverteidiger nach den Ausfällen von Puyol, Mascherano und Adriano. Machte im Grunde eine gute Partie, konnte bei den hohen Flanken aber nicht überall sein, um seinen Kopf hinzuhalten.
FC Barcelona in der Einzelkritik
Marc Bartra
Marc Bartra: Wer dachte, er kennt den FC Barcelona, der musste zumindest hier kapitulieren. Wer ist Marc Bartra? Kam als Elfjähriger in die Jugendakademie des FC Barcelona, hatte acht Pflichtspieleinsätze und noch kein Champions-League-Spiel vor diesem Kracher absolviert. Die Schwachstelle? Nein, machte einen starken, abgeklärten Eindruck. Verteidiger der Zukunft, der seiner Mannschaft bei hohen Bällen aber auch nicht helfen konnte. Kam dann vorne zu zwei ziemlich guten Möglichkeiten, die er aber kläglich vergab. Wirkte dabei aufgeregt und hibbelig wie ein A-Junior.
FC Barcelona in der Einzelkritik
Jordi Alba
Jordi Alba: Der einzige Linksverteidiger der Welt (neben David Alaba), der sich nicht vor dem puren Tempo von Arjen Robben erschreckt. Während alle Welt behauptet, gegen Robben muss man mit zwei Mann verteidigen, nahm es Jordi Alba locker alleine mit dem Niederländer auf. Spielte stark wie bei der Europameisterschaft, mit seinen 1,70 Meter bei hohen Bällen aber keine Hilfe. Musste bei Ecken bisweilen gegen Javi Martínez verteidigen, was dann so aussah, als würden Pat und Patachon nebeneinander stehen. Erhielt vor dem 0:3 einen bösen Check von Thomas Müller, war deshalb aus dem Spiel und Robben schoss das Tor. Ist im Rückspiel nach einer gelben Karte gesperrt.
FC Barcelona in der Einzelkritik
Sergio Busquets
Sergio Busquets: Ganz wichtiger Spieler für Barcelona, vor allem an diesem Abend. Sollte die Bayern-Offensive bereits vor der Abwehr als Wellenbrecher stoppen, die Müllers, Ribérys, Robbens, Schweinsteigers bremsen, bevor sie in die gefährliche Zone kommen. Das gelang ihm bisweilen in erstaunlicher Manier. War dafür verantwortlich, dass Barcelona zunächst kaum was nach hinten zulassen musste außer hohe Bälle. Traumwandlerisch sicher im Stellungs- und Passspiel. Fand aber noch vorne kein Mittel, weil es an diesem Abend keines gab gegen diese Bayern. Und musste sich dann auch den rasanten Kontern der Münchner ergeben.
FC Barcelona in der Einzelkritik
Xavi
Xavi: Gegen Ende der ersten Halbzeit riss diesem Buddha des Fußballs der Geduldsfaden: Er beschwerte sich beim Schiedsrichter ob der harten Gangart des Gegners. Das hatte Xavier Hernández i Creus in seiner langen Karriere nicht oft nötig. Doch die hyperaktiven, aufgedrehten Schweinsteiger und Martínez im Mittelfeld der Bayern bedrängten auch Xavi, als wären sie auf einer Jagd. Versuchte dennoch das Spiel des FC Barcelona wie gewohnt von hinten anzuleiten, fand aber keinen Weg durch diese testosterongeschwängerten Münchner. Deutlicher Verlierer im Duell mit Schweinsteiger.
FC Barcelona in der Einzelkritik
Andrés Iniesta
Andrés Iniesta: Wann hat Andrés Iniesta jemals so viele Bälle im Mittelfeld verloren? Selbst ein Pep Guardiola dürfte sich nicht an eine solche erste Halbzeit erinnern, dabei hat ihn der künftige Bayern-Trainer schon in der Jugend trainiert. Hatte ungewohnte Probleme gegen die bärenstarken Schweinsteiger und Martínez, wurde rund um die Mittellinie mächtig drangsaliert. Da die Bayern die Zone vor dem Strafraum zustellten und beackterten wie noch nie ein Team, war der Weg für ihn verstellt. Und sechs Spieler kann halt nicht mal Iniesta ausspielen.
FC Barcelona in der Einzelkritik
Alexis Sánchez
Alexis Sánchez: Stach David Villa und Cristian Tello aus und sollte irgendwie Lionel Messi im Angriff assistieren. Doch wie soll man einem Phantom assistieren. Wirkte teilweise arg überfordert mit dieser Partie und mit Gegenspieler Philipp Lahm, dem er mehr hinterherhetzen musste als umgekehrt. Merkte in der zweiten Halbzeit, dass er nicht auf Messi hoffen konnte und versuchte nun, selbst Aktionen zu starten. Wurde dadurch viel besser. Wenngleich Torgefahr auch von ihm nicht ausging.
FC Barcelona in der Einzelkritik
Lionel Messi
Lionel Messi: Messi, das Phantom. Legte eine erste Halbzeit hin, in der er unsichtbarer war als einst Roy Makaay und Marek Mintál zusammen. Schlenderte zumeist abwesend herum, holte sich weit hinten die Bälle, sah sich dann heftigen Attacken von Bayern-Spielern ausgesetzt und schien schnell die Lust zu verlieren. Dabei hing doch für viele Katalanen alles an Messi, die "Messipendencia" machte die Runde. Doch war er überhaupt fit? Machte beim Aufwärmen einen tadellos gesunden Eindruck, rotzte da ausgiebig auf den Rasen als hätte er Heuschnupfen. Wirkte total geschwächt und nicht einmal bei den 70 Prozent, die Trainer Tito Vilanova vorhersagte. Eher bei 15 oder vielleicht zehn Prozent. Wirkte phasenweise lustlos, Sinnbild für die totale Chancenlosigkeit des FC Barcelona.
FC Barcelona in der Einzelkritik
Pedro
Pedro: Hat die DFB-Elf damals in Durban im WM-Halbfinale mit seiner anarchischen Sprints im Angriff so erschreckt, dass die Deutschen sich kaum aus der Deckung trauten. Pflegt immer noch den gleichen Stil, sprintet öfter über den Rasen als ein aufgeschrecktes Kaninchen. Setzte David Alaba auf der rechten Seite bisweilen zu. Von ihm ging auch die einzige Barça-Chance der ersten Halbzeit aus, doch Dante rettete vor Messi. Ging in der zweiten Halbzeit total unter und musste nach 83 Minuten für David Villa raus.
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David Villa
David Villa: Ebenfalls ein Held aus der spanischen Nationalmannschaft, doch in der kurzen Zeit konnte auch er nichts mehr machen. Kam erst ins Spiel, als es schon 0:4 stand. Null zu vier!