FC Augsburg:Achtung, Wildwechsel!

Lesezeit: 3 min

Sieben weg, zwei neu: Kristijan Jakic, hier gegen Bochum, ist als einer von zwei potenziellen Stammspielern per Leihe zum FC Augsburg gekommen. (Foto: Maik Hölter/Team 2/Imago)

Der FC Augsburg ist seit einiger Zeit besonders aktiv auf dem Transfermarkt und hat sich zu einer Art Durchlauferhitzer in der Bundesliga entwickelt. Zu tun haben die vielen Veränderungen im Kader auch mit den Neuerungen beim Führungspersonal.

Von Maik Rosner

Wenn der FC Augsburg an diesem Samstag (15.30 Uhr) RB Leipzig zum Bundesligaspiel empfängt, wird diese Verabredung auch zu einem Treffen zweier Tabellennachbarn. Das gilt zwar nicht fürs offizielle Tableau, in dem die Augsburger derzeit Platz zwölf belegen und die Leipziger Platz fünf. Dafür aber folgen beide Mannschaften in einer anderen Rangliste direkt aufeinander: in der der meisten Winterwechsel. Beim FCA gab es insgesamt neun Transfers, bei RB waren es elf. In der Bundesliga tauschten nur Eintracht Frankfurt (zwölf) und Union Berlin (15) zuletzt noch mehr Personal.

Der FC Augsburg bestätigt mit seiner hohen Fluktuation den eigenen Trend. Auch als sich zuvor im Sommer das Transferfenster geöffnet hatte, zeigte sich der FCA besonders rege. Vor einem Jahr im Winter war er sogar der aktivste Verein der Bundesliga mit insgesamt 14 Transferbewegungen. Doch während damals viele junge Spieler angeheuert wurden, kamen in der jüngsten Wechselperiode in Kristijan Jakic, 26, von Eintracht Frankfurt und Pep Biel, 27, von Olympiakos Piräus nur zwei erfahrene Mittelfeldakteure als potenzielle Stammkräfte per Leihe. Dass der FCA die meisten Transfers ohne Ablösezahlungen abwickelte, bestätigte zudem den branchenweiten Leihtrend.

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Neben den punktuellen Verstärkungen durch Jakic und Biel ging es den Augsburgern darum, den ursprünglich 32 Profis umfassenden Kader auf nun 27 Spieler deutlich zu reduzieren. Rechnet man die Langzeitausfälle Raphael Framberger (Kreuzbandriss) und Reece Oxford (Long Covid) heraus, sind es nun noch 22 Feldspieler und drei Torhüter. Chefcoach Jess Thorup hatte ausdrücklich den Wunsch geäußert, den Kader zu verkleinern, um besser trainieren zu können und weniger unzufriedenes Personal zu haben. Das gelang durch sieben Weggänge, sechs davon per Leihe. Darunter befanden sich in David Colina (Vejle BK), Irvin Cardona und Nathanaël Mbuku (beide AS Saint-Étienne) drei Spieler, die im vergangenen Winter gekommen waren. Bei zwei weiteren, Renato Veiga (Sporting Lissabon) und Kelvin Yeboah (OFC Genua), wurden die Leihen schon im Sommer beendet. Von den im Winter 2022/23 angeworbenen Spielern sind überhaupt nur noch Arne Engels und Dion Beljo da.

Jurendic und Thorup drehen einige Entscheidungen ihrer Vorgänger zurück

Besonders schnell verabschiedete sich der erst im September von Tottenham geholte Japhet Tanganga, dessen Leihe im Januar bereits beendet worden war. Auch der im Sommer ablösefrei verpflichtete Masaya Okugawa steht schon nicht mehr im Kader, er hat sich vorübergehend dem Hamburger SV angeschlossen. Zudem wurde Frederik Winther an Estoril Praia ausgeliehen. Verkauft wurde von den jüngsten sieben Weggängen einzig Aaron Zehnter (SC Paderborn).

Der seit einiger Zeit schwunghafte Handel mit dem kickenden Personal und die oft nur kurze Verweildauer beim FC Augsburg ließe sich passend zur dunklen Jahreszeit überschreiben mit: Achtung, Wildwechsel! Zu einer Art Durchlauferhitzer der Bundesliga hat sich der FCA aber nur teils gewollt entwickelt. Denn zu tun haben die vielen Veränderungen im Kader auch mit den Wechseln beim Führungspersonal. Im vergangenen Winter und Sommer war noch Stefan Reuter als Geschäftsführer Sport ebenso im Amt wie Enrico Maaßen als Trainer.

Seit August ist Marinko Jurendic als Sportdirektor für die Augsburger tätig, und seit Oktober Thorup als Maaßens Nachfolger. Jurendic und Thorup konnten in diesem Winter erstmals den Kader nach ihren Vorstellungen gestalten. Bei den Renovierungsarbeiten drehten sie einige Entscheidungen zurück, die unter Reuter und Maaßen getroffen worden waren. Jedenfalls vorübergehend, weil viele ausgeliehene Spieler nach der Saison ja zurückkehren werden. "Dann müssen wir nächsten Sommer sehen: Wo stehen die jetzt?", sagte Thorup am Sonntag in der Sendung Blickpunkt Sport.

Der Däne hofft zugleich, die Durchlässigkeit in seinem Kader zu behalten, allerdings künftig mit einem anderen Schwerpunkt. Schon jetzt ermöglicht das reduzierte Profipersonal, dass sich Nachwuchsspieler aus der U23 im Training zeigen. Thorup gefällt das ebenso wie Jurendic. Beide wollen dafür sorgen, "mehr Spieler von der eigenen Akademie in die erste Mannschaft zu bringen", wie es Thorup formuliert. Das könnte sich auch wirtschaftlich lohnen, selbst wenn es die Talente im Profikader auf Dauer nicht zu Stammspielern bringen sollten. Vielleicht gelingt ihnen das dann ja anderswo, nach dem nächsten Transferfenster.

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