Fußball-Bundesliga:Die junge 13

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Kommt er, um zu bleiben? Die bisherige Leihgabe Mergim Berisha ist vom FC Augsburg nun fest verpflichtet worden, allerdings soll er Wechselabsichten haben. (Foto: David Inderlied/dpa)

Der FC Augsburg geht mit großen Hoffnungen und einem stark veränderten Kader in die Vorbereitung auf seine 13. Bundesligasaison.

Von Maik Rosner

An diesem Montag beginnt der FC Augsburg als einer der ersten Fußball-Bundesligisten mit der Vorbereitung auf die neue Saison. Die Leistungsdiagnostik steht an, was für die Spieler bedeutet, sich einem Laktattest unterziehen zu müssen, mit dem die Ausdauerleistungsfähigkeit bestimmt wird. Gleich drei Tage sind angesetzt, um den Fitnesszustand jedes Kadermitglieds festzustellen. Das dient dazu, das Training ab Donnerstag auf den aktuellen Leistungsstand jedes Spielers individuell abzustimmen.

Unter Fußballern erfreut sich der traditionelle Einstieg in eine neue Saison einer überschaubaren Beliebtheit. Erstens ist der Ball ja noch nicht eingebunden, stattdessen geht es unter anderem auf ein Laufband oder Fahrradergometer. Und zweitens erlauben die Tests den Teamärzten und Physiotherapeuten einen Blick zurück ins Freizeitverhalten der Kicker während der Sommerpause. Wer diese überwiegend dazu genutzt haben sollte, zu faulenzen, zu feiern oder sich kulinarischen Sünden hinzugeben, fliegt auf. Entweder schon beim Wiegen oder spätestens beim Piks, mit dem der Laktatwert bestimmt wird. Je früher dieser auf Laufband oder Ergometer hochschnellt, desto schlechter ist der Fitnesszustand.

Es ist beim FC Augsburg aber kaum zu erwarten, dass sich die Profis zu sehr gehen gelassen haben. Das würde nicht passen zu jenen großen Vorhaben, die sie im Mai formulierten. Man wolle in der kommenden Saison "richtig angreifen", verkündete Ermedin Demirovic damals, wohlgemerkt nach der 0:2-Niederlage in Mönchengladbach am letzten Spieltag. Die Versetzung hatten die Augsburger nur deshalb erreicht, weil Stuttgart parallel 1:1 gegen Hoffenheim spielte. Deshalb klang es recht verwegen, als der Angreifer Demirovic die Hoffnung äußerte, schon 2023/24 das mittelfristige Ziel des Vereins umzusetzen, unter die ersten Zehn vorzustoßen. "Vielleicht können wir am letzten Spieltag statt um den Klassenerhalt auch mal um Platz zehn oder sogar die Conference League spielen", sagte Demirovic. Der 25-Jährige trug dabei ein T-Shirt mit der Aufschrift "Die Wilde 13" in Anlehnung an die Puppenkiste und die nun anstehende 13. Bundesliga-Saison in Serie für den FCA seit dem Aufstieg 2011.

Derart forsch würden Trainer Enrico Maaßen sowie die Geschäftsführer Stefan Reuter und Michael Ströll die Ziele nicht formulieren. Ebenso nicht Marinko Jurendic, der am 1. August als Sportdirektor vom FC Zürich kommt. Vielmehr liegt für sie der Fokus darauf, erneut den Klassenverbleib zu schaffen. Möglichst frühzeitig soll dieser gelingen, auch eine bessere Platzierung und spielerische Fortschritte streben sie beim FCA an. Erreicht werden soll all das mit einem nochmals verjüngten Kader, weshalb das Saisonmotto auch die junge 13 lauten könnte. Das Ü30-Quartett Rafal Gikiewicz, André Hahn, Daniel Caligiuri und Tobias Strobl wurde im Mai verabschiedet. Ob Julian Baumgartlinger, 35, einen Anschlussvertrag erhält, ist offen.

Zugang Sven Michel ist einer von nur zwei Ü30-Spielern im Kader

Stand jetzt stehen nur zwei Spieler über 30 Jahre im Kader, der bisherige Kapitän Jeffrey Gouweleeuw, 31, und der von Union Berlin übergelaufene Angreifer Sven Michel, 32. Der erfahrene Michel bestätigt als Ausnahme aber nur die Transferstrategie. Schon im vergangenen Winter hatten die Augsburger gleich sieben junge Spieler verpflichtet. Unter ihnen war Angreifer Irvin Cardona mit 25 Jahren mit Abstand der älteste. Auch in diesem Sommer wurden in den Torhütern Finn Dahmen (25/Mainz) und Marcel Lubik (19/zweite Mannschaft) sowie in Verteidiger Patric Pfeiffer (23/Darmstadt), Mittelfeldspieler Tim Breithaupt (21/Karlsruhe) und Offensivtalent Mert Kömür (17/zweite Mannschaft) überwiegend junge Kräfte angeworben. Nach SZ-Informationen wird sich in dieser Woche zudem Offensivspieler Masaya Okugawa (27/Bielefeld) dem FCA ablösefrei anschließen und den Altersschnitt zumindest etwas heben.

Gegen den Trend verlässt Angreifer Ricardo Pepi, 20, die Augsburger. Der US-Amerikaner war im Januar 2022 als teuerster Zugang der Klubgeschichte für rund 16 Millionen Euro verpflichtet worden, fand sich aber nicht zurecht und wird nun für angeblich elf Millionen Euro und eine Weiterverkaufsbeteiligung in Höhe von 20 Prozent an Eindhoven weitergereicht. Zudem wurde der im Januar geliehene Offensivspieler Kelvin Yeboah, 23, nicht fest verpflichtet. Die Kaufoption war den Augsburgern zu teuer. Dagegen bestätigte Fenerbahce Istanbul am Sonntag, dass der FCA die Kaufoption für den bislang geliehenen Mergim Berisha gezogen habe. Dafür war eine Zahlung in Höhe von etwa vier Millionen Euro nötig. Allerdings ist damit nicht zwingend sicher, dass Berisha tatsächlich in Schwaben bleiben wird. Der Angreifer hegt Wechselgedanken.

Inwieweit der verjüngte FCA vor einer wilden 13. Bundesliga-Saison steht, wird sich vielleicht schon in den ersten drei Pflichtspielen erahnen lassen. Zunächst geht es am 13. August im DFB-Pokal zum Drittligisten Unterhaching. Danach wird der letzte Bundesliga-Gegner der vergangenen Saison auch der erste der neuen sein. Und nach dem Auftakt gegen Gladbach wartet der FC Bayern in München auf den FCA. Danach sollte sich bereits besser einschätzen lassen, wie wetterfest Augsburgs junger Kader ist.

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