FC Augsburg:Ketchup-Effekt beim Thorup-Debüt

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Ein Däne mit einem anderen: Augsburgs Trainer Jess Thorup freut sich nach dem Spiel mit Mads Pedersen, der ein Tor erzielte beim 5:2 in Heidenheim. (Foto: Bernd Weißbrod/dpa)

Plötzlich flutscht es beim zuletzt gehemmten FCA: Beim 5:2 in Heidenheim feiert der neue Trainer aus Dänemark einen Start mit einigen Änderungen - zwei weitere Nordeuropäer sind entscheidend beteiligt.

Von Maik Rosner, Heidenheim

Jess Thorup stand in seinem dunkelblauen Anzug meist ruhig an der Seitenlinie. Nur selten zeigte der neue Trainer des FC Augsburg größere Regungen. Wie nach einer guten Stunde, als er Felix Uduokhais Tor zur Vorentscheidung bejubelte (64.). Und wie am Ende des Sonntags, als sich alle Augsburger zum Abschluss des achten Bundesliga-Spieltags über ein 5:2 (3:2) und damit über ihren ersten Auswärtssieg seit dem 2. Oktober 2022 freuten.

Dabei war der 1. FC Heidenheim durch Tim Kleindienst (17.) und Jan-Niklas Beste (18.) 2:0 in Führung gegangen. Doch die Augsburger sorgten durch die Tore von Phillip Tietz (29.), Mads Pedersen (41.) und Ermedin Demirovic (42.) noch vor der Halbzeitpause für eine bemerkenswerte Wendung. Später traf noch Elvis Rexhbecaj per Handelfmeter (88.). Für den FCA war es der zweite Saisonsieg, für die Heidenheimer die zweite Niederlage in Serie. In der Tabelle zogen die Augsburger am Aufsteiger vorbei und verbesserten sich auf Platz zehn.

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Erst am Sonntag war das Team mit Thorups klarem Auftrag nach Heidenheim gereist, dort zu gewinnen. Kurz vor seinem ersten Bundesligaspiel hatte der Trainer tiefenentspannt gewirkt. Er habe nach seinem Dienstantritt als Nachfolger des freigestellten Enrico Maaßen zwar nur fünf Tage Zeit gehabt, um seiner neuen Mannschaft sein "offensives Mindset" zu vermitteln und sie auf das Spiel in Heidenheim vorzubereiten, erklärte er. Aber, so sagte es der 53 Jahre alte Däne bei Dazn kurz vor dem Anstoß mit der Gelassenheit eines Trainers, der mehr als 400 Profispiele gecoacht hat: "Jetzt freue ich mich auf das Spiel, um zu sehen, wo die einzelnen Spieler und die Mannschaft stehen."

Tatsächlich begann der FCA durchaus selbstbewusst und nach vorne orientiert. Doch die ersten nennenswerten Torannäherungen gelangen Heidenheim - und auch die ersten Tore. Zunächst schlug Beste einen Eckball auf den zweiten Pfosten, wo Adrian Beck den Ball volley in die Mitte brachte, ehe Kleindienst per Direktabnahme zum 1:0 traf. Kurz darauf erzielte Beste ebenfalls direkt sein bereits viertes Saisontor, nachdem Kleindienst und Omar Traoré den zweiten Treffer am und im Strafraum völlig ungestört vorbereitet hatten. Thorup stand draußen vor der Bank und schaute nun weniger entspannt und gelassen, sondern eher ernst und geschockt.

Zunächst schaut Augsburgs Trainer Thorup noch geschockt

Eine Viererkette hatte Augsburgs neuer Coach erwartungsgemäß angeordnet. Zudem vier Veränderungen in der Aufstellung vorgenommen im Vergleich zur 1:2-Niederlage gegen den anderen Aufsteiger aus Darmstadt im letzten Spiel unter Maaßen. Doch dass Thorup unter anderem auf Niklas Dorsch im Mittelfeld setzte, den er aus Gent ebenso kennt wie Heidenheims Kleindienst, brachte zunächst keinen Ertrag. Das erste Erfolgserlebnis unter Thorup stellte sich erst ein, als Tietz einen Eckball von Fredrik Jensen per Volleyabnahme zum 2:1 nutzte.

Es war ein Tor, das wirkte wie ein kräftiger Schlag auf den Boden einer Ketchup-Flasche. Plötzlich flutschte es beim FCA, und schwallartig folgten auch das zweite und dritte Tor. Zunächst schoss Pedersen sehenswert mit dem linken Außenrist eine Ablage von Tietz zum 2:2 ein, eine Minute später nutzte Kapitän Demirovic Jensens flache Hereingabe, um das Spiel noch vor der Pause zu drehen. Anteil daran gehabt hatten der Finne Jensen und der Däne Pedersen, die ebenfalls neu in die Startelf gerutscht waren. Doch zur Wahrheit gehörte auch, dass die Effizienz der Augsburger und die mindestens ebenso erstaunlichen Nachlässigkeiten der Heidenheimer die Wende erst ermöglicht hatten.

Zu Beginn der zweiten Halbzeit kamen die Gastgeber dem Ausgleich durch den US-Nationalspieler Lennard Maloney zwar nahe. Doch jubeln durften nur noch die Augsburger und Thorup. Wie in jener Szene, als Uduokhai Jensens Eckball mit der Brust ins Tor beförderte. Es war ein etwas glücklich erzieltes Tor. Aber es passte zum Ketchup-Effekt beim Thorup-Debüt, dass es für den FCA plötzlich flutschte.

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