FC Augsburg:Bayern ärgern? Können wir!

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Augsburger Ausgelassenheit: André Hahn (Mitte) nach seinem 2:0 im Hinspiel. (Foto: Michael Weber/Imago)

Der FCA hat unter Trainer Weinzierl eine gewisse Übung darin, dem Favoriten aus München die Laune zu verderben - und die Gelegenheit ist günstig.

Von Maik Rosner

Die Momente unbändiger Freude kosteten sie beim FC Augsburg voll aus. Die Spieler hüpften lachend über den Rasen, und sogar ihr Trainer Markus Weinzierl tollte dort herum wie ein glücklicher Junge auf seiner Geburtstagsparty. Der Anlass der allgemeinen Augsburger Ausgelassenheit kam als 2:1-Überraschung daher, und weil es sich bei den bezwungenen Gästen um die berühmten Kicker des FC Bayern handelte, wurden die Jubelszenen von jener besonderen Heiterkeit geprägt, die zuweilen auch im DFB-Pokal zu bestaunen ist, wenn Außenseitern ein Coup für die Geschichtsbücher gelingt.

Auch beim FCA fand der Bundesligaerfolg gegen die Münchner vom 19. November 2021 Eingang in die Vereinschronik und dort einen Ehrenplatz neben anderen Höhepunkten wie dem Aufstieg 2011 und den Europa-League-Abenteuern in der Saison 2015/16. Die Wertigkeit des Sieges durch die Tore von Mads Pedersen (der nun mit einer Corona-Infektion ausfällt) und André Hahn erzählt auch einiges über die Größenverhältnisse der Vereine. Während sie sich in Augsburg Saison für Saison vor allem den Verbleib in der Liga vornehmen, gelten beim wirtschaftlich und sportlich allen nationalen Konkurrenten überlegenen FC Bayern die Titel in Meisterschaft und DFB-Pokal als Minimalziel. Daneben sollte es in der Champions League mindestens das Halbfinale sein. Umso größer fällt die Freude bei den Münchner Gegnern aus, wenn sie den Branchenriesen ausnahmsweise düpieren können. Das gilt dann umgekehrt auch für den Ärger der Bayern. Er sei zum ersten Mal "richtig sauer", hatte Trainer Julian Nagelsmann nach der Niederlage beim FCA geschimpft.

Die Augsburger hoffen an diesem Samstag (15.30 Uhr) durchaus auf eine Wiederholung in der Münchner Arena. "Natürlich sind wir da großer Außenseiter, aber wir werden's probieren, die Bayern zu ärgern, am besten zu punkten oder am allerbesten zu gewinnen", sagte Weinzierl am Freitag. Wie selbstbewusst und gut gelaunt sie gerade sind beim FCA nach zuletzt zwei Ligasiegen gegen Wolfsburg (3:0) am Sonntag und im Nachholspiel gegen Mainz (2:1) am Mittwoch, zeigte sich wenige Stunden danach auch an einem kecken Spruch. "Winning on Wednesday nights is not for everyone", twitterten die Augsburger, sinngemäß: An Mittwochabenden zu gewinnen, ist nicht jedermanns Sache. Damit spielten sie auf die 0:1-Niederlage der Bayern im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League beim FC Villarreal an. Zudem witzelte Weinzierl in einem Vergleich zum Klassenverbleib 2021, vor dem er Heiko Herrlich abgelöst hatte: "Ich hoffe, dass wir es jetzt ohne Trainerwechsel schaffen."

"Wenn sie Lust bekommen, wird es sehr, sehr schwer. Die Lust müssen wir ihnen nehmen."

Schon so gut wie gleichbedeutend mit der Versetzung wäre nun eine weitere große Überraschung gegen den FC Bayern. In dieser Disziplin haben sich die Augsburger als durchaus talentiert hervorgetan. Bereits drei Bundesligasiege gegen die Münchner stehen in ihrer Bilanz, einer davon auswärts. Hinzu kommen zwei Remis. Gemessen an den insgesamt 21 Vergleichen in der Bundesliga fällt der Ertrag für die Augsburger zwar übersichtlich aus. Dennoch haben sie damit gegen die Bayern schon mehr erreicht als viele Konkurrenten. Besonders gilt das für Weinzierls persönliche Erfolgsquote von 30 Prozent. Als Augsburgs Trainer gewann er drei seiner zehn Bundesligaspiele gegen die Bayern. In seiner ersten Amtszeit, bei den 1:0-Erfolgen 2014 und 2015, standen die Münchner mit ihrem damaligen Trainer Pep Guardiola allerdings bereits jeweils als Meister fest. Dennoch dürften die Augsburger von sich behaupten: Bayern ärgern? Können wir - zumindest manchmal.

Weinzierl weiß nun aber auch: "Wenn sie Lust bekommen, wird es sehr, sehr schwer. Die Lust müssen wir ihnen nehmen." Die Augsburger hoffen zudem, die Münchner erneut in einem jener günstigen Momente zu erwischen, die wohl nötig sind für einen Coup. In der Hinrunde waren die Bayern vor der Niederlage in Augsburg mit sich selbst beschäftigt gewesen, vor allem mit den Debatten um ihre damals noch ungeimpften Spieler wie Joshua Kimmich. Nun kommen die Augsburger den Münchnern als lästige Alltagspflicht dazwischen. Weinzierl gefällt's. Positiv sei "der Zeitpunkt zwischen den beiden Villarreal-Spielen", sagte er und betonte die Chancen auf Ertrag, "wenn wir das Spiel unangenehm für Bayern München gestalten können". Sein Auftrag kurzum: "Wir wollen gewinnen." Sollte das glücken, sähe man ihn und die Augsburger wohl wieder über den Rasen tollen.

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