Liverpool gewinnt den FA Cup:Diese Trophäe hat Klopp noch gefehlt

Liverpool gewinnt den FA Cup: Jürgen Klopp reckt die Trophäe in die Luft: Liverpool ist FA-Cup-Sieger.

Jürgen Klopp reckt die Trophäe in die Luft: Liverpool ist FA-Cup-Sieger.

(Foto: Ben Stansall/AFP)

Der 14. Elfmeter bringt die Entscheidung: Liverpool gewinnt das FA-Cup-Finale gegen Chelsea - und Jürgen Klopp komplettiert seine Titelsammlung auf der Insel. Thomas Tuchel verliert dagegen das nächste Endspiel gegen seinen deutschen Kollegen.

Von Sven Haist, London

In seiner Trainerkarriere ist Jürgen Klopp schon mehrfach jubelnd aufs Spielfeld gelaufen, aber keiner dieser Sprints lässt sich mit dem emotionalen Ausbruch vergleichen, der ihn nach dem Gewinn des Football Association Cup mit dem FC Liverpool am Samstagabend überkam.

Nach dem Sieg im Elfmeterschießen gegen den FC Chelsea rannte Klopp wie von Sinnen auf den Platz, heftete sich an die Fersen seiner Spieler, bis die sich in zwei Richtungen aufteilten. Während die meisten dem Laufweg des Siegtorschützen Kostas Tsimikas folgten, bog Klopp zu seinem Torwart Alisson Becker ab, der zuvor Chelseas entscheidenden siebten Strafstoß gegen Mason Mount pariert hatte. Als der deutsche Trainer sichtlich außer Atem bei Alisson eintraf, sprang ihm dort jener Tsimikas in die Arme, den Klopp eigentlich einholen wollte.

So schloss sich für Klopp beim Feiern ein Kreis - passend zum FA-Cup-Titel, mit dem er nun seine Trophäensammlung in Liverpool vervollständigt hat, als zweiter Trainer mit ein und demselben Klub nach Alex Ferguson bei Manchester United. Liverpool bewahrt sich damit die historische Chance, in dieser Saison ein Quartett an Pokalen abzuräumen. Dafür müsste der Klub nun in der Meisterschaft noch Tabellenführer Manchester City abfangen und die Champions League am 28. Mai gegen Real Madrid gewinnen.

Klopp sagt, er "fühle wirklich" mit seinem Kollegen Tuchel

Wie beim Aufeinandertreffen zwischen Liverpool und Chelsea im League-Cup-Finale im Februar, das die Reds mit 11:10 im Shootout gewannen, endete auch dieser Schlagabtausch nach der Verlängerung vor 84 897 Zuschauern im Nationalstadion Wembley torlos. Anders als damals jedoch, als die ersten 21 Schützen getroffen hatten, ehe Chelseas Ersatztorwart Kepa den Ball über Tor schoss, setzte diesmal bereits Chelseas zweiter Schütze, Kapitän Cesar Azpilicueta, den Ball an den Pfosten. Dadurch hätte Liverpools Sadio Mané als fünfter Schütze den Erfolg für Liverpool sicherstellen können - allerdings scheiterte der Senegalese an seinem Landsmann Edouard Mendy im Chelsea-Tor.

Liverpool gewinnt den FA Cup: Ein Grieche obenauf: Konstantinos Tsimikas verwandelte den letzten Strafstoß.

Ein Grieche obenauf: Konstantinos Tsimikas verwandelte den letzten Strafstoß.

(Foto: Hannah McKay/Reuters)

Nach dessen Parade kniete Coach Thomas Tuchel auf dem Platz vor Freude nieder. Nach der bitteren Niederlage wendete er sich dann aus Enttäuschung als erstes vom Spielfeld ab und konsultierte erst kurz darauf seine niedergeschlagenen Spieler am Mittelkreis. Er "fühle wirklich" mit seinem Kollegen, der es auch "verdient" gehabt hätte, zu gewinnen, sagte Klopp nach dem Spiel. Der Shootout sei so "nervenaufreibend" gewesen, dass nun "alle seine Fingernägel" weg seien.

Schon vor dem 141. Finale des FA Cups in 150 Jahren stand fest, dass erstmals in der Historie des ältesten Pokalwettbewerbs ein deutscher Trainer mit seinem Team gewinnen würde. Am nächsten dran an diesem prestigeträchtigen Triumph war im Vorjahresfinale noch Tuchel gewesen, als er mit Chelsea knapp an Leicester City scheiterte. Nun führten beide Trainer, wie es die englische Tradition verlangt, ihre Endspielklubs als erstes ins Wembley-Stadion. Die Eröffnungszeremonie erinnerte unter dem Motto "Celebrating 150 Years Of Memories" an die wunderbaren Ereignisse des Wettbewerbs, beginnend mit dem ersten Sieger: dem FC Wanderers im Jahr 1872. Dem Anlass angemessen umarmten sich Tuchel und Klopp vor dem Spiel, die letzte Herzlichkeit vor einem verbissen geführten Schlagabtausch - in dem Chelsea eigentlich Revanche nehmen wollte.

Im Gegensatz zum ersten Endspiel beider Klubs in dieser Saison erwischte Liverpool den besseren Start. Dabei profitierten die Reds von der Antrittsgeschwindigkeit ihres Angriffstrios, bei dem vor allem Sadio Mané und Luis Díaz für ihre Gegenspieler Thiago Silva und Trevoh Chalobah kaum zu halten waren. Nach neun Minuten vergab Díaz nach genialem Außenristpass seines Rechtsverteidigers Trent Alexander-Arnold freistehend die Führung. Bei der Klärungsaktion auf der Linie verletzte Chalobah seinen Nebenmann Silva, der zunächst nur eingeschränkt weiterspielen konnte. Trotz des sichtbaren Handicaps vertraute Tuchel auf den erfahrenen Abwehrchef.

Chelsea vergibt viele gute Chancen - erst spät findet Liverpool zurück ins Spiel

Das Wagnis bewährte sich, weil es Silva mit seiner Erfahrung gelang, die sich zurückziehende Chelsea-Abwehr zu stabilisieren und das Spiel seiner Mannschaft von hinten heraus zu gestalten. Die besten Chancen vergaben für Chelsea vorwiegend Christian Pulisic und Marcos Alonso, die ihre Überzahl auf der linken Seite geschickt ausnutzten. Dabei kam den Blues die verletzungsbedingte Auswechslung des Liverpooler Angreifers Mohamed Salah in der 33. Minute entgegen, der fortan durch Diogo Jota ersetzt wurde. Das Aus glich für Salah einem Déjà-vu, denn im verlorenen Champions-League-Finale 2018 musste der Ägypter ebenfalls frühzeitig den Platz verlassen. Am Seitenrand versuchte Klopp ihn zu trösten - doch Salahs Aufgabe wirkte wie ein Schock für sein Team.

Liverpool gewinnt den FA Cup: Schon wieder ein Finale verloren: Chelsea-Trainer Thomas Tuchel.

Schon wieder ein Finale verloren: Chelsea-Trainer Thomas Tuchel.

(Foto: Kirsty Wigglesworth/dpa)

Daran änderte zunächst auch die Halbzeitpause nichts: Gleich zu Wiederbeginn vergab Chelsea mehrere formidable Möglichkeiten, einmal klatschte eine Freistoßflanke von Alonso an die Torlatte (48.). Erst danach fand Liverpool wieder zu sich und zurück ins Spiel, wodurch eine Partie auf Augenhöhe entstand. Mit zunehmender Spieldauer glich die Begegnung dann einem Duplikat des vorherigen Finalduells, in dem beide Vereine trotz zahlreicher Chancen ebenfalls kein Tor erzielen konnten. Als Liverpool durch Jota frei im Fünfmeterraum nur den Pfosten traf (84.) und Díaz seinen Schuss um eine Nuance vorbeisetzte (90.), war die Verlängerung unausweichlich.

Nach einer torlosen ersten Halbzeit in der Extraspielzeit musste Tuchel in der finalen Viertelstunde die Entscheidung treffen, ob er seine letzte Wechseloption für Ersatztorwart Kepa aufwendet, der in Klubkreisen als Elfmetertöter gilt. Dieses Manöver riskierte Tuchel bereits im League-Cup-Endspiel vor zweieinhalb Monaten - diesmal vertraute er auf Mendy. Aber auch das half nichts.

Zur SZ-Startseite

FC Chelsea
:Die wohl spektakulärste Vereinsübernahme der Geschichte

Rund 2,5 Milliarden Pfund ist der englische Spitzenklub seinen neuen Besitzern wert. Roman Abramowitsch macht den Fans ein Abschiedsgeschenk - weil er mit dem Deal einige Verpflichtungen verknüpft.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: