Europa-League-Qualifikation:Stuttgart kämpft sich weiter

Lesezeit: 5 min

Der VfB Stuttgart holt ein 0:2 auf und erreicht die Europa League, Leverkusen und Dortmund qualifizieren sich souverän.

Gerade nochmal gutgegangen: Mit einer Energieleistung hat sich der VfB Stuttgart für die Gruppenphase der Europa League qualifiziert und einen kapitalen Fehlstart in die Saison vermieden. Nach erschreckend schwachem Beginn und einem 0:2- Rückstand reichte dem schwäbischen Fußball-Bundesligisten am Donnerstagabend im Rückspiel gegen Slovan Bratislava ein 2:2 (0:1) zum letzten Schritt auf die europäische Bühne.

Timo Gebhart erzielt das 1:2, später schaffte Christian Gentner noch den Ausgleich. (Foto: dpa)

Martin Dobrotka (9. Minute) und Jakub Sylvestr (53.) hatten den slowakischen Vize-Meister und Pokalsieger in Führung geschossen, doch Timo Gebhart (56.) und Christian Gentner (64.) wendeten nach dem 1:0- Sieg im Hinspiel mit ihren Treffern ein peinliches Ausscheiden gerade noch ab. Gäste-Verteidiger Michal Breznanik sah in der 55. Minute nach einem Rempler gegen Gebhart Gelb-Rot.

Mit dem Kraftakt hat sich die Mannschaft von Trainer Christian Gross doch noch für ihre furiose Bundesliga-Rückrunde belohnt und darf nun diesem Freitag doch noch gespannt nach Monaco blicken, wo im Grimaldi Forum die Gruppenphase der Europa League ausgelost wird.

Vier Tage nach dem verpatzten Bundesliga-Auftakt mit dem 0:2 in Mainz merkte man den Schwaben die Verunsicherung zunächst an. Keine zehn Minuten waren gespielt, als Gäste-Kapitän Dobrotka per Kopf erfolgreich war. Die Ankündigen von VfB-Trainer Christian Gross ("Wir werden alles tun, um das Spiel zu gewinnen. Ich will mit der Mannschaft wieder zum Siegen zurück.") entpuppten sich auf dem Platz als Worthülsen.

Fast eine Stunde lang agierten die Schwaben verunsichert und umständlich. Zwar hatten Christian Gentner (13.), Ciprian Marica (17.) und Daniel Didavi (19.) vielversprechende Chancen, scheiterten aber am guten Schlussmann Matus Putnocky. Vielmehr hatten die Gastgeber Glück bei zwei Lattentreffern des slowakischen Vize-Meisters und Pokalsiegers durch Karim Guede (24.) und Milan Ivana (31.).

Nationalspieler Serdar Tasci saß bei den Stuttgartern wieder auf der Bank - Gross schenkte Georg Niedermeier und Khalid Boulahrouz in der Abwehr das Vertrauen. Niedermeier allerdings verstolperte vor dem 0:2 im eigenen Strafraum derart tölpelhaft den Ball, dass sich die Maßnahme des Trainers nicht unbedingt als kluger Schachzug erwies. Vieles sprach nach dem zweiten Gegentreffer für ein peinliches Ausscheiden des VfB auf der europäischen Bühne.

Erst Gebharts Anschlusstreffer wirkte wie ein Weckruf für die bis dato lahmen Gastgeber. Nur acht Minuten nach dem 1:2 war der aus Wolfsburg zurückgekommene Gentner zur Stelle und erlöste Mannschaft, Trainer, Fans und den neuen Sportdirektor Fredi Bobic. Cacau hätte in der 87. Minute endgültig alles klar machen können, der Schuss des Nationalstürmers landete allerdings nur am Pfosten

Alle Ergebnisse der Europa-League-Qualifikation.

Bayer Leverkusen hat auch ohne Stars wie Michael Ballack und Stefan Kießling die Pflichtaufgabe souverän erfüllt. Mit dem 3:1 (0:1) beim ukrainischen Fußball-Pokalsieger Tawrija Simferopol zog das Team von Trainer Jupp Heynckes in die Gruppenphase der Europa League ein. Nach dem 3:0 vor einer Woche in der BayArena sorgten Arturo Vidal (52. Minute/Foulelfmeter), Denis Golaydo (74.) per Eigentor und Gonzalo Castro (90.+2) für den Erfolg.

Auch ohne Michael Ballack erfolgreich: Bayern Leverkusen erreicht die Gruppenphase der Europa League. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Der ukrainische Pokalsieger war durch den Nigerianer Lucky Idahor (5.) vor 10.700 Zuschauern im Lokomotiv-Stadion per Handelfmeter in Führung gegangen. Trainer Jupp Heynckes verzichtete schon am Tag vor der Partie im 2600 Kilometer von Leverkusen entfernten Simferopol überraschend auf Ballack. Der prominente Rückkehrer sollte sich zu Hause die nötige Fitness für das Bundesligaduell mit Borussia Mönchengladbach am Sonntag holen.

Heynckes ließ nach dem glänzenden Saisonstart mit Siegen im DFB- Pokal in Pirmasens (11:1), gegen Simferopol und in der Liga bei Borussia Dortmund (2:0) Abwehrchef Sami Hyypiä und Nationalstürmer Kießling ebenfalls in Leverkusen. Auf Patrick Helmes (Muskelfaserriss) und Kapitän Simon Rolfes (Aufbautraining) musste der Coach ohnehin verzichten.

Bayer begann mit Derdiyok als einziger Spitze. Dahinter bildeten Burak Kaplan, Lars Bender, Hanno Balitsch und Tranquillo Barnetta das Vierer-Mittelfeld. Doch die Sicherheitstaktik ging zunächst nicht auf: Schon in der 5. Minute erzielte die Mannschaft von der Halbinsel Krim durch Idahor die Führung. Der rumänische Schiedsrichter Alexandru Dan Tudor entschied nach einem Eckball auf Strafstoß, weil er eine Aktion von Derdiyok als Handspiel auslegte.

Das war ein Weckruf für den Bundesligisten, der direkt nach dem Wiederanstoß durch Barnetta (6.) und danach durch Kaplan (14.) sowie Derdiyok (21.) gute Möglichkeiten hatte. Tawrija-Keeper Vitali Postranski konnte jedoch dreimal klären. Die Werkself ließ den Ball in der ruppigen Partie jetzt besser laufen, ohne den Tabellen- Sechsten der ukrainischen Liga ernsthaft in Verlegenheit bringen zu können. Nach dem Seitenwechsel sollte Renato Augusto, der für Kaplan eingewechselt wurde, der Bayer-Offensive mehr Inspiration verleihen - mit Wirkung: Derdiyok (48./50.) sorgte für zwei vielversprechende Chancen, ehe Vidal nach einem Foul von Jewgeni Luzenko an Barnetta den fälligen Strafstoß sicher verwandelte.

Die Sicherheit war wieder da, obwohl René Adler in einer Drangphase der Gastgeber gegen Alexander Kowpak (59.) und Ruslan Platon (66.) zweimal klären musste. Das Golaydo-Eigentor machte den Bayer-Sieg perfekt. Den Schlusspunkt setzte Castro in der Nachspielzeit.

Alle Ergebnisse der Europa-League-Qualifikation.

Borussia Dortmund ist in die Gruppenphase der Europa League spaziert und hat damit nur vier Tage nach dem Bundesliga-Fehlstart das erste Saisonziel erreicht. Mit dem 1:0 (0:0) bei Qarabag Agdam erfüllte sich der zuletzt im Mittelmaß versunkene Revierclub den sehnlichen Wunsch auf weitere internationale Präsenz und lange Zeit vermisste Zusatzeinnahmen. Für den Treffer des Tages und den verdienten Erfolg sorgte Lucas Barrios in der Nachspielzeit (90.+1).

"Wir sind sehr glücklich", kommentierte BVB-Coach Jürgen Klopp den glanzlosen Erfolg beim krassen Außenseiter. Wie schon beim 4:0 im Hinspiel eine Woche zuvor erwies sich der Gegner aus Aserbaidschan auch im zweiten Duell allenfalls als Sparringspartner. Vor rund 15.000 Zuschauern im Tofik-Bachramow- Stadion von Baku geriet der Erfolg nie ernsthaft in Gefahr. Nach Einschätzung von BVB-Sportdirektor Michael Zorc wird die Vereinskasse des Revierclubs nun mit Zusatz-Finanzen von mindestens fünf Millionen Euro aufgefüllt.

"Die Europa League ist wie eine kleine Champions League", sagte Zorc voller Freude über den ersten Einzug des Clubs in die Gruppenphase eines europäischen Wettbewerb seit acht Jahren. Bei erträglichen Temperaturen von 27 Grad und schlechten Platzverhältnisse bereitete der Gegner nur in der Anfangsphase Probleme. So nutzte Vugar Nadirov (5. Minute) eine Schwäche des Dortmunders Marcel Schmelzer, verzog aber aus 20 Metern. Sekunden später scheiterte er an BVB-Torhüter Roman Weidenfeller. Doch anders als beim 0:2 vier Tage zuvor beim Ligastart gegen Leverkusen gewann die Borussia mit zunehmender Spielzeit an Sicherheit.

Das Team von Trainer Klopp, in dem Lukasz Piszczek seinen verletzten polnischen Landsmann Jakub Blaszczykowski auf der rechten Offensivbahn vertrat, konnte sich in der Vorwärtsbewegung allerdings nur selten durchsetzen. Lediglich dreimal kamen die Gäste während der ersten Hälfte zu gefährlichen Entlastungsangriffen: Kevin Großkreutz verfehlte das Gehäuse der Aserbaidschaner mit einem Schuss aus 20 Metern knapp (35.), Sebastian Kehl scheiterte Sekunden vor der Pause aus kurzer Distanz an Torhüter Farhad Valiyev (45.). Bereits in der 27. Minute hatte Schiedsrichter Serge Gumienny (Belgien) Barrios vermeintlichen Treffer wegen einer Abseitsstellung nicht anerkannt.

Nach Wiederanpfiff ließ der BVB in seinem 167. Europacupspiel den Ball wesentlich flüssiger durch die eigenen Reihen laufen, verzeichnete ein deutliches Ballbesitz-Plus und hielt so das Spiel weitgehend souverän vom eigenen Gehäuse fern. Wenige Sekunden vor dem Abpfiff belohnte Barrios sein Team mit seinem bereits dritten Europapokal-Treffer dieser Saison für das größere Engagement. So leicht wie gegen Agdam dürfte es für die Borussia in den sechs Gruppenspielen allerdings nicht mehr werden.

Weil der Champions-League-Sieger von 1997 im Club-Ranking auf einen Platz jenseits der "Top 100" zurückgefallen ist, wird er bei der Auslosung der zwölf Vierergruppen in Monte Carlo am Freitag im vierten Lostopf mit den vermeintlich schwächsten Mannschaften zu finden sein. Deshalb drohen hochkarätige Gegner. "Die Clubs, denen wir zugelost werden", betonte Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke selbstbewusst, "werden sich aber bestimmt nicht freuen."

Alle Ergebnisse der Europa-League-Qualifikation.

© dpa/sid - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: