Europa League:Nur Dortmund strauchelt

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Bayer Leverkusen und der VfB Stuttgart dürfen nach erfolgreichen Auftritten auf den Einzug in die nächste Runde hoffen. Borussia Dortmund dagegen muss die letzten beiden Partien gewinnen.

In der Bundesliga nur auf dem Relegationsplatz, in der Europa League dagegen schon eine Runde weiter: Der VfB Stuttgart hat mit dem hochverdienten 3:0 (1:0) beim spanischen Club FC Getafe wieder sein internationales Gesicht gezeigt und die Gruppenphase des Wettbewerbs vorzeitig gemeistert. Ciprian Marica (26. Minute), Joker Timo Gebhart (65.) und Martin Harnik (76.) sorgten am Donnerstagabend für den vierten Sieg im vierten Spiel.

Timo Gebhart jubelt nach seinem Treffer zum 2:0. (Foto: dpa)

Den Stuttgartern ist damit der erste Platz in der Gruppe H kaum mehr zu nehmen. Sie können sich bis zum Ende der Hinrunde ganz auf den Abstiegskampf in der Fußball-Bundesliga konzentrieren, wo sie die Erfolge aus dem Europacup bislang kaum bestätigen konnten. Zwei Wermutstropfen trübten allerdings die Freude: Torschütze Marica sah in der 79. Minute Rot, weil er seinem Gegenspieler am Ohr zog. Zudem musste Serdar Tasci mit einer Oberschenkelverletzung vom Platz (58.).

Der Bundesliga-16. wirkte diesmal deutlich selbstbewusster als beim jüngsten 0:2 in Wolfsburg. Die Schwaben spielten keineswegs auf ein 0:0, das ihm schon zum Weiterkommen gereicht hätte, sondern suchte von Anfang an die Initiative. Schon zur Pause hätte der VfB höher führen können. Getafe stand nach nur einem Sieg unter größerem Druck. Doch gemessen daran tat die Mannschaft von Trainer Michel - der ehemaligen Legende des großen Nachbarn Real Madrid - zu wenig.

Als eine Art Glücksbringer erwies sich der ehemalige Stuttgarter Sami Khedira. Er hatte seine ehemaligen Kollegen am Mittag zum Essen im Hotel besucht. Zum Spiel konnte er am Abend wegen eines Termins mit seinem neuen Verein Real Madrid aber nicht kommen. Mit Blick auf das wichtige Spiel am Sonntag gegen Werder Bremen schonte Trainer Jens Keller in Getafe einige aktuelle VfB-Stars. Die Nationalspieler Cacau und Christian Träsch blieben genauso auf der Bank wie Gebhart, Christian Gentner und Georg Niedermeier.

"Wir wollen nicht, dass einer in eine größere Verletzung hineingetrieben wird", hatte Keller vor der Partie gesagt. Denn mit Khalid Boulahrouz, Pawel Pogrebnjak, Stefano Celozzi, Philipp Degen, Daniel Didavi und Elson ist seine Ausfallliste schon lang genug. Für sie bekamen Patrick Funk und Mamadou Bah eine Bewährungschance. Kapitän Matthieu Delpierre kehrte nach knapp fünf Wochen, in denen ihn Knieprobleme und eine Rotsperre lahm legten, ins Team zurück.

VfB-Keeper Sven Ulreich musste in der 8. Minute gegen Adrian Colunga Kopf und Kragen riskieren, die besseren Chance hatten aber die Gäste: Oscar Ustari rettete gegen Marica (21.), der Getafes Keeper fünf Minuten später mit einem Schuss aus knapp 25 Metern überraschte. Ein Kopfball von Martin Harnik landete am Pfosten (37.); wenig später vergab der Österreicher das mögliche 2:0 (40.).

Dies holte der eingewechselte Gebhart in der 65. Minute nach. Nach der Pause mussten die Spanier kommen - der Aufsetzer-Kopfball des agilen Javier Arizmendi (48.), der knapp am Pfosten vorbeiging, sollte das Signal zur Wende sein. Doch viel mehr ging für die lustlosen Spanier an diesem Abend nicht.

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alle Tore

Borussia Dortmund hat das vorzeitige Aus in der Europa League verhindert, bleibt aber in einer ungünstigen Ausgangsposition. Der Bundesliga-Tabellenführer kam am Donnerstagabend bei Paris St. Germain nicht über ein 0:0 hinaus und muss die verbleibenden zwei Spiele in der Gruppe J gewinnen, um noch in die K.o.-Runde einzuziehen. Kurz vor dem Ende vergab Robert Lewandowski die größte Chance zum BVB-Sieg.

Vergab eine der zahlreichen Chancen für Borussia Dortmund: Shinji Kagawa. (Foto: dpa)

"Wir haben uns viel selbst zuzuschreiben. Wir waren am Anfang zu verspielt. Das ist nicht das, was wir wollen", sagte BVB-Trainer Jürgen Klopp und ärgerte sich über die verpasste Sieg-Möglichkeit: "Die letzte Chance macht Robbie in 99 von 100 Fällen, nur eben in Paris nicht." "Es hat das Glück gefehlt", meinte Nationalspieler Kevin Großkreutz und kündigte an: "Wir gewinnen jetzt die beide Spiele, und dann sind wir durch."

Hinter Tabellenführer FC Sevilla (9 Punkte), der Karpaty Lwiw (0) schlug, und Paris (8) rangiert der BVB (5) an dritter Stelle. Von dem Power-Fußball, mit dem die junge Truppe von Trainer Jürgen Klopp in dieser Saison die Bundesliga aufmischt, war in der französischen Hauptstadt allerdings erst in der Schlussphase etwas zu sehen. Zuvor hatten nur Glück und der starke Keeper Roman Weidenfeller den Westfalen den Punkt gegen die seit nun zwölf Europapokal-Heimspielen ungeschlagenen Pariser gesichert.

Dabei waren die Voraussetzungen für einen wunderbaren Europapokal- Abend bestens für die Dortmunder: Klopp konnte auf die Formation setzen, die sich am Sonntag mit dem 2:0 bei Mainz 05 an die Tabellenspitze der Bundesliga gezaubert hatte. Zudem machten knapp 7000 mitgereiste Fans Riesenstimmung und sorgten im Prinzenpark- Stadion schon vor dem Anpfiff fast für Heimspiel-Atmosphäre. "Das gibt es nur einmal in Deutschland, und das ist in Dortmund", sagte Großkreutz.

Allerdings hatte der BVB-Anhang lange keinen Grund zum Jubeln. Ihre Lieblinge kamen nur schwer in die Partie. Bis zum gegnerischen Strafraum spielten sie gut mit, doch fehlte ihnen der Schuss Kreativität, um die bestens organisierte Deckung der Pariser in Verlegenheit zu bringen. Torjäger Lucas Barrios war so gut wie abgemeldet. Ganz anders Frankreichs Pokalsieger, bei dem einige Stammkräfte für das Spitzenspiel am Wochenende gegen Olympique Marseille geschont wurden.

Die Gastgeber wirkten wacher. Vor allem Mittelfeldspieler Nené stellte die Westfalen immer wieder vor Rätsel. Und Mevlüt Erdinc beschäftigte die BVB-Deckung. In der 18. Minute setzte der Türke den Ball unbedrängt aus fünf Metern über das Tor. Nach etwas über eine halbe Stunde verzog er frei stehend. Dortmunds Coach reagierte. Klopp brachte Offensivkraft Jakub Blaszczykowski für Defensiv-Spezialist Lukasz Piszczek. Mittelfeld- Mann Großkreutz rückte auf die für ihn ungewohnte Position in der Viererkette. Und tatsächlich: Dortmund wurde besser.

Die Pariser verloren ein wenig die Linie, waren aber weiter gefährlich. Erneut war es Erdinc (51., 65.), der zweimal am hervorragend reagierenden Weidenfeller scheiterte. Doch auch die Borussen meldeten sich endlich im Strafraum von St. Germain: Barrios (54.) schob den Ball zunächst links am Tor vorbei, Shinji Kagawa (72.) prüfte aus 18 Metern PSG-Schlussmann Edel.

Dortmund übernahm mehr und mehr das Kommando, die Pariser schienen sich mit dem Remis abzufinden. In der Schlussminute vergab der eingewechselte Lewandowski die beste Chance. So muss sein Team bis zum Ende der Gruppenphase zittern.

Arturo Vidal hat Bayer Leverkusen nach einer dürftigen Leistung doch noch das Tor zur K.o.-Runde in der Europa League ganz weit aufgestoßen. Der Chilene erzielte am Donnerstag in der 90. Minute das Siegtor zum glücklichen 1:0 (0:0) für den Fußball- Bundesligisten gegen Aris Saloniki.

Vor 18.265 Zuschauern hatte sich am Donnerstag wie vor zwei Wochen eine trostlose Nullnummer gegen die unbequemen Kontrahenten angedeutet. Eine gar drohende Niederlage gegen den dreifachen griechischen Meister verhinderten der starke Torwart René Adler und Vidal mit seinem Last-Minute-Treffer aus Nahdistanz.

Trotz des mäßigen Auftritts haben die in dieser Europapokal- Saison ungeschlagenen Leverkusener als Tabellenführer der Gruppe B mit acht Punkten in den noch ausstehenden zwei Spielen bei Rosenborg Trondheim (3 Punkte) und gegen Atletico Madrid (7) allerbeste Chancen, die Ausscheidungsrunde zu erreichen. "Wir haben heute nicht gut gespielt, deshalb mussten wir es erzwingen. Wir haben zu langsam gespielt", sagte Simon Rolfes.

Eine unliebsame Überraschung gab es für die Bayer-Profis gleich nach dem Anpfiff. Die für ihre Auswärtsschwäche bekannten Griechen zeigten in der Fremde keine Angst. Im Gegenteil: Toni Calvo (11. Minute) hätte nach einem Patzer von Stefan Reinartz mit einem Heber aus 40 Metern fast die Gästeführung erzielt. Adler musste sich mächtig strecken, um ein Gegentor zu verhindern. In der heimischen Liga hat es Aris in acht Spielen bisher nur auf fünf Tore gebracht.

Leverkusens "A-Minus-Auswahl" mit den überraschend von Heynckes aufgebotenen Burak Kaplan und Nicolai Jörgensen konnte in der ersten Halbzeit das Spiel nicht wie erhofft bestimmen. Zu wenig wurde über die Flügel agiert. "Es sind einige junge Spieler dabei, aber sie haben es verdient zu spielen", begründete der Trainer seine Auswahl - revidierte seine Entscheidung aber zur Halbzeit.

Rolfes und Eren Derdiyok wurden für die zweite Hälfte eingewechselt. Nach einer Stunde kam auch noch Tranquillo Barnetta, der zuvor wie seine Stammkraftkollegen eine Erholungspause auf der Ersatzbank bekommen hatte, auf der erstmals seit seiner Verletzung vor einem Monat auch Renato Augusto saß. Da das Spiel nicht so recht in Fluss kam, versuchte es Vidal schon vor den Wechselspielen mit Gewalt. Sein strammer Schuss aus 25 Metern krachte in der 26. Minute aber an die Latte. Zuvor war Lars Bender schmerzhaft mit Ricardo Faty zusammengeprallt, hielt aber trotz Platzwunde am Kopf bis zum Pausenpfiff durch.

Kurz vor der Pause war wieder Adler gefordert, der einen 20-Meter- Schuss von Juan Carlos Toja (44.) abwehren konnte. Trotz der namhaften Verstärkung stand der Schlussmann auch nach der Pause wieder im Fokus und klärte hervorragend gegen Javito (51.) und Deividas Cesnauskis (61.). Leverkusen vergab durch Patrick Helmes (68.) und Barnetta (73.) zunächst gute Gelegenheiten - doch dann schlug Vidal gerade noch rechtzeitig zu.

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