Europa League:Gerne allein

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Torschützen unter sich: Moussa Diaby (links, Treffer zum 1:0 für Leverkusen) gratuliert Mitchel Bakker (Treffer zum 2:0). (Foto: Yves Herman/Reuters)

Erst brillant, dann zehn Minuten gewackelt, am Ende überdeutlich: Leverkusen gewinnt das Rückspiel gegen Saint-Gilloise in Anderlecht mit 4:1, kommt international weiter - und ist stolz, diesmal einziger deutscher Vertreter in einem europäischen Halbfinale zu sein.

Bayer Leverkusen darf nach einer Gala-Vorstellung vom dritten Titel der Vereinsgeschichte träumen. Das Team von Trainer Xabi Alonso gewann das Viertelfinal-Rückspiel in der Europa League bei Union Saint-Gilloise in Belgien mit 4:1 (2:0) und stürmte nach dem 1:1 im Hinspiel erstmals seit 2002 wieder in ein europäisches Halbfinale. Moussa Diaby nach nur 69 Sekunden, Mitchel Bakker (37.), Jeremie Frimpong (60.) und Adam Hlozek (79.) münzten die Überlegenheit der Leverkusener in Treffer um, Casper Terho traf für die Gastgeber (64.), die Bayer danach bis zum 4:1 ins Wackeln brachten.

Nach dem Ausscheiden des FC Bayern in der Champions League ist Bayer nun die letzte deutsche Hoffnung im Europapokal. "Wir müssen auf höchstem Level performen und wollen das Halbfinale nach 90 Minuten erreichen", hatte Alonso vor der Partie angekündigt. Der aus dem Hinspiel angeschlagene argentinische Weltmeister Exequiel Palacios verlor den Wettlauf gegen die Zeit und stand nicht im Kader, auch Stürmer Amine Adli nahm zunächst auf der Bank Platz.

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Gegen die Werkself musste Saint-Gilloise wie zuvor im Achtelfinale gegen Union Berlin in den Lotto Park von Lokalrivale RSC Anderlecht ausweichen, weil das eigene Stadion nicht den Uefa-Richtlinien entspricht und schlicht zu klein ist. Aufgrund einer Wohnblock-Evakuierung wegen eines Gaslecks kam es vorher zu einem Verkehrschaos, pünktlich zum Anpfiff war das Stadion aber voll.

Diaby und Bakker bringen den Bundesligisten noch vor der Pause auf die Siegerstraße

Der belgische Klub hatte am Wochenende in der Liga gleich sieben Stammkräfte geschont, den frischeren Eindruck machten aber von Beginn an die Gäste. Die rund 1700 mitgereisten Bayer-Fans, die sich beim Einlaufen mit roten Plastik-Ponchos im Gästeblock zu erkennen gaben, sahen einen Traumstart: Diaby wurde vom Hinspiel-Torschützen Florian Wirtz auf die Reise geschickt, umkurvte Union-Keeper Anthony Moris und schob zur Führung ein.

Bemerkenswert biegsam: Moussa Diaby sorgt nach nicht einmal 70 Sekunden für Leverkusens Führung. (Foto: Yves Herman/Reuters)

Bayer agierte konzentriert, bissig in den Zweikämpfen und immer wieder gefährlich im Umschaltspiel. Diaby scheiterte am Außennetz (16.), Adli-Vertreter Hlozek verpasste eine stramme Hereingabe von Bakker nur knapp (22.). Der Flankengeber machte es wenig später dann selbst: Erneut eroberte Wirtz im Mittelfeld den Ball, diesmal agierte Diaby als Ballverteiler, die traumhafte Flanke von Hlozek musste Bakker aus fünf Metern nur noch über die Linie drücken.

Die zuvor harmlosen Gastgeber kamen schwungvoller aus der Kabine. Mitten in der besten Phase von Saint-Gilloise nutzte Frimpong einen schweren Torwart-Patzer von Moris zum 3:0. Aber die Belgier gaben sich nicht auf, durften nach dem Treffer von Terho noch einmal hoffen und hatten durch Toptorjäger Victor Boniface (66.), Simon Adingra (69.) und Senne Lynen (75.) exzellente Gelegenheiten zum Anschluss - doch Hlozek beseitigte die letzten Zweifel am Triumph des Bundesliga-Sechsten.

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