Euroleague:Der Außergewöhnliche geht voran

Lesezeit: 2 min

Vorbildlicher Einsatz: Corey Walden (am Ball) war neben Vladimir Lucic herausragender Akteur der Bayern, er steuerte 16 Punkte zum Sieg bei. (Foto: Mladen Lackovic/imago)

Auch dank des erneut herausragenden Vladimir Lucic stoppen die Bayern-Basketballer mit dem hart erkämpften Sieg gegen Fenerbahce Istanbul ihre Negativserie. Am Donnerstag soll gegen Athen der Anschluss an die Playoff-Plätze gelingen.

Von Ralf Tögel

Plötzlich verfinsterte sich die Miene von Aleksandar Djordjevic. Dabei hatte der Coach von Fenerbahce Istanbul, der bekanntlich auf zwei erfolgreiche Jahre als Münchner Trainer zurückblicken kann, gerade noch von seiner Freude über die "vielen bekannten Gesichter" gesprochen, die ihm im Audi Dome begegnet seien. Was wohl ein bisschen euphemistisch gesprochen war, bekanntlich trennte sich die Klubführung im Unfrieden vom Serben. Aber die Frage, warum er die Kreise von Vladimir Lucic, den er ja aus seiner Zeit an der Isar bestens kennen sollte, nicht wirkungsvoller einengen konnte, dimmte die kurzfristig gestiegene Laune schlagartig wieder nach unten. Man müsse ihn nicht daran erinnern, brummte Djordjevic missmutig, aber Lucic befinde sich eben in einer Spielverfassung, in der er nicht zu bremsen sei. Und überhaupt könne er dessen Leistungsvermögen schon richtig einschätzen, schließlich habe er ihn damals nach München geholt und auch in der Nationalmannschaft mit ihm gearbeitet.

Womit man beim Protagonisten des Abends war, Vladimir Lucic hatte die Münchner in der Euroleague Minuten zuvor zu einem wichtigen 71:63-Heimsieg gegen Fenerbahce Istanbul geführt, in einer packenden, aber keineswegs hochklassigen Partie. Dafür war das Spiel zu fehlerhaft geführt - von beiden Mannschaften. Denn es ging um viel, Istanbul war mit einer 3:6-Siege-Bilanz angereist, zu wenig für den finanziell potenten Traditionsklub, der die Euroleague 2017 gewonnen hat. Die Münchner hatten die identische Bilanz im höchsten europäischen Wettbewerb, das neu formierte Team wird ebenfalls am Einzug in die Playoffs gemessen. Die Bayern hatten zudem die Schmach des überraschenden Pokalscheiterns in Chemnitz zu kaschieren, was Geschäftsführer Marko Pesic als nicht akzeptabel gegeißelt hatte.

Also war es Lucic, der sich einmal mehr zu einer bemerkenswerten Vorstellung aufraffte, der serbische Nationalspieler riss seine Kollegen in wackeligen Momenten mit gelungenen Aktionen mit. Und deren gab es genug in dem engen und spannenden Vergleich, der sich für die Gastgeber angesichts der vielen türkischen Fans bisweilen nach Auswärtspartie anfühlen musste. Immer wenn das hochkarätig besetzte Istanbuler Ensemble am Drücker war, beispielsweise als der ehemalige Bayern-Center Devin Booker auf 63:66 verkürzte, brüllte der türkische Teil der 4000 Zuschauer Fenerbahce derart nach vorne, dass man meinen konnte, sie wären klar in der Überzahl. Was natürlich nicht der Fall war, die heimischen Zuschauer waren zwar stimmlich unterlegen, aber etwa in einer 3:1-Überzahl.

Am Donnerstag gastiert Athen, der nächste Gegner, der seine bisher mäßige Saison korrigieren möchte

Von derlei Nebengeräuschen ist einer wie Lucic, der mit 19 Punkten Topscorer des Abends war, natürlich nicht aus der Ruhe zu bringen, er beantwortete die Punkte Bookers per Dreier zur 69:63-Vorentscheidung, was auch Fenerbahce-Coach Djordjevic bestätigte: "Er hat die wichtigen Würfe getroffen, das hat uns gefehlt. Uns hat heute ein außergewöhnlicher Spieler wie Lucic gefehlt." Kollege Trinchieri hatte im Übrigen Co-Trainer Slaven Rimac zur Spielerörterung geschickt, sein Chef sei schon die ganze Woche krank gewesen, weshalb er ihn nun vertrete. Rimac erinnerte nochmals an eine harte Woche mit der derben Niederlage in Monaco und dem Pokal-Aus in Chemnitz, "aber wir haben uns zusammengerauft und eine unglaubliche Leistung in der Defense gezeigt". Vor allem die Tatsache, dass Istanbuls Mastermind Nando de Colo bei zwei Punkten gehalten wurde.

Trinchieri hatte ja angekündigt, dass die Partie gegen Fenerbahce eine treffliche Gelegenheit sei, "zurück in die Spur zu finden". Das kann seine Mannschaft schon am Donnerstag bestätigen, dann gastiert Panathinaikos Athen zum Euroleague-Vergleich im Dome. Der viermalige Euroleague-Champion spielt indes ähnlich wie Fenerbahce weit hinter seinem Anspruch und verlor am Dienstag bei Schlusslicht Kaunas. Also gastiert ein Gegner, der ebenfalls auf eine Korrektur des Saisonverlaufs aus sein dürfte, Trinchieri erwartet daher "den nächsten harten Kampf". Und einen Sieg, der sein Team noch ein bisschen tiefer in die Spur setzen würde.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: