Ballack bleibt der Kapitän:Gehofft, gekämpft - und gewonnen

Lesezeit: 2 min

1:0 für Michael Ballack: Er darf sich weiter Kapitän der deutschen Elf nennen, und Philipp Lahm nimmt eine besondere Rolle ein. Auch Manuel Neuer darf sich freuen.

David Binnig

Es ist vollbracht - die Kapitänsfrage ist entschieden: Michael Ballack bleibt der Capitano der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Sein Konkurrent um die Binde, Philipp Lahm, wird sein erster Stellvertreter.

Der Capitano bleibt an Bord. Doch so ganz für sich alleine hat Michael Ballack das Kapitänsamt der deutschen Nationalelf dann doch nicht. (Foto: dpa)

"Es geht heute nicht nur um die K-, sondern auch um die B- und die A-Frage", leitete DFB-Sprecher Harald Stenger die heutige Pressekonferenz ein. Am Freitag steht das EM-Qualifikationsspiel gegen Belgien an, vier Tage später spielt die deutsche Elf gegen Aserbaidschan.

Zum Anfang stellte auch Bundestrainer Joachim Löw erst einmal fest: "Die Spielweise unserer Mannschaft bei der WM hat uns sehr viel Respekt eingebracht. Aber nun sind wir in einer neuen Phase." Die EM-Qualifiaktion sei kein Selbstläufer, "die EM-Qualifikation ist ein Marathon".

Ein persönliches Gespräch

Doch der entscheidende Satz dieser Pressekonferenz lautete: "Ich habe ein persönliches Gespräch mit Michael Ballack geführt und bin zur Entscheidung gekommen, dass Ballack der Kapitän bleibt." Die Entscheidung in der K-Frage zugunsten des bisherigen Kapitäns sei einvernehmlich erfolgt - auch Philipp Lahm habe sie akzeptiert.

Doch die jetzige Verfassung des 33-jährigen Ballack sei noch nicht ausreichend, um der Nationalelf zu helfen. Darum wird vorerst Philipp Lahm - wie schon bei der WM in Südafrika - die deutsche Elf als Kapitän auf den Rasen führen. Michael Ballack war vor der WM brutal gefoult und am Knöchel verletzt worden, verpasste deshalb die Weltmeisterschaft und verlor vorübergehend das Kapitänsamt an Lahm. Er kam in dieser Saison zwar in den ersten beiden Bundesligaspielen für seinen neuen Klub, Bayer Leverkusen, zum Einsatz - doch er ist noch nicht im Vollbesitz seiner Kräfte.

"Michael Ballack war drei Monate verletzt", sagte Joachim Löw zu Ballacks derzeitiger Situation, "jetzt wird man sehen, wie seine Entwicklung weitergeht." Demnach wird wohl auch in den ersten EM-Qualifikationsspielen die WM-Mittelfeldformation auflaufen: "Im Moment sehe ich Bastian Schweinsteiger und Sami Khedira auf den Positionen im defensiven Mittelfeld." Ballack könnte frühestens für den Doppelspieltag im Oktober gegen die Türkei und in Kasachstan wieder berufen werden und dann als Kapitän seine Länderspiele Nummer 99 und 100 bestreiten.

Auch auf die Nummer eins im deutschen Tor legte sich Löw fest: Manuel Neuer. "Er hat bei der WM hervorragend gespielt", sagte der Bundestrainer. Die Nummer zwei teilen sich demnach René Adler und Tim Wiese.

Belgien einer der Favoriten

Die brisante K-Frage ist nun vom Tisch. Schon am Vortag hatte DFB-Teammanager Oliver Bierhoff angedeutet, dass es eine Doppellösung mit Ballack und Lahm geben könnte. "Die WM hat gezeigt, dass wir die Verantwortung auf mehrere Schultern übertragen müssen. Man hat auch gesehen, einer allein kann es nicht. Es sind viele Chefs auf dem Platz gefragt", sagte er. Der ehemalige Nationalspieler und Torwarttitan Oliver Kahn dagegen widersprach dieser Aussage. Kahn sprach sich für einen "klaren und eindeutigen Kapitän" aus: "Ein Trainer muss im Idealfall sagen: Ich stehe zu 100 Prozent zu meinem Kapitän, das ist mein erster Ansprechpartner." Ballack könne der jungen Mannschaft mit seinem Potential und seinen Leaderqualitäten noch helfen, allerdings müsse er die totale Unterstützung des Trainerstabes und der Mannschaft haben.

Nach der Kapitäns-Entscheidung soll der Fokus nun ganz auf den Start in die EM-Qualifikation gerichtet werden. Vor der Reise nach Belgien an diesem Donnerstag wird die Nationalmannschaft noch einmal in Frankfurt trainieren. Weitere Gegner des WM-Dritten in Gruppe A sind die Türkei, Österreich, Kasachstan und Aserbaidschan. Nur der Gruppensieger qualifiziert sich direkt für die EM-Endrunde im Sommer 2012 in Polen und der Ukraine. Bundestrainer Löw geht die neue Aufgabe selbstbewusst an: "Wir wollen sechs Punkte aus den nächsten zwei Spielen." Aber auch respektvoll: "Ich zähle Belgien zu den Favoriten auf den Gruppensieg. Wir werden sicher auf eine hochmotivierte belgische Mannschaft treffen."

© sueddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: