England in der EM-Qualifikation:Mehr als lächelnde Idioten

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Danny Welbeck (li.): Umjubelter Torschütze zum 2:0 (Foto: AFP)

Die englische Nationalelf musste sich nach dem WM-Aus anhören, sie sei allenfalls mittelmäßig. Mit einem starken Auftritt gegen die Schweiz rehabilitieren sich die Spieler nun - und stellen das alte Kräfteverhältnis wieder her.

Von Andreas Babst

Es war wieder einmal eine WM zum Vergessen gewesen für die Engländer: Aus in der Gruppenphase - ein 0:0 gegen Costa Rica war der einzige Punktgewinn der Elf von Roy Hodgson. Das gab Anlass für allerlei Polemik im Heimatland. Die Daily Mail schrieb nach dem Ausscheiden: "Besser wird es nicht. Das ist es, was wir erwarten dürfen. Das sind wir jetzt. Die lächelnden Idioten, die sich freuen, bei der Party dabei zu sein." So klingt es, wenn sich eine Fußball-Macht am Boden wähnt und im Mittelmaß zu versinken droht - dazu kam der Rücktritt von Kapitän Steven Gerrard.

Am Montag nun trat England in Basel an, um den Gegenbeweis zu liefern. Gegen den nominell stärksten Gegner in der EM-Qualifikation wollten sie sich bei den Fans rehabilitieren, die zuletzt beim Test gegen Norwegen dem Wembley-Stadion ferngeblieben waren - und das gelang. England gewann 2:0 gegen die Schweiz und demonstrierte dabei, dass zumindest die Offensive alles andere als mittelmäßig ist.

Danny Welbeck, Wayne Rooney und Raheem Sterling heiterten die englische Öffentlichkeit wieder auf nach dem schwachen Auftritt bei der WM. Mit überfallartigen, schnellen Angriffen brachten sie die Schweizer Abwehr immer wieder in Bedrängnis. Vor allem Sterling, bei Liverpool vorwiegend auf den Flügeln unterwegs, zeigte seine Fähigkeiten als Spielmacher und Ideengeber hinter den beiden Spitzen. Der 19-Jährige sezierte in der 58. Minute mit seinem Querpass die Schweizer Verteidigung und lieferte die Vorbereitung für Welbecks 1:0. In der vierten Minute der Nachspielzeit lancierte er Rickie Lambert mit einem Pass übers halbe Spielfeld, der legte für Welbeck auf, 2:0.

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"Raheem war heute dominant und ein stetes Ärgernis für die Schweizer. Ich denke, von ihm wird noch viel kommen", sagte Trainer Hodgson nach dem Spiel. Und Englands Presse zeigte sich nach dem Auftritt milde. Die Daily Mail schrieb diesmal: "Es war ein besseres England, ein vitaleres England. Nicht ohne Schwächen natürlich, aber besser als gegen Norwegen - und viel besser als in Südamerika". Und der Guardian: "Die einzige Enttäuschung war, dass England diese Art zu spielen nicht öfter während der WM zeigte."

Shaqiri enttäuscht

Die Schweiz, auf der anderen Seite, hatte eine gute WM in Brasilien gezeigt. Das Team qualifizierte sich fürs Achtelfinale und scheiterte dort erst in der Verlängerung an Argentinien. Mit mehr Arroganz hätten sie damals gewonnen, sagte Mittelfeldspieler Valon Behrami. Und genau diese Arroganz wollte der neue Schweizer Nationaltrainer Vladimir Petkovic bei seinen Spielern wecken und erklärte seine Mannschaft vor dem Spiel "auf gleicher Ebene" mit den Engländern. Nur: Das waren sie nicht.

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Zwar spielten die Schweizer engagiert und auch offensiver als noch unter Ottmar Hitzfeld, doch leisteten sie sich immer wieder individuelle Fehler und Ballverluste. Zweifellos ist diese Mannschaft talentiert, doch mit Rang neun der Weltrangliste überbewertet. Hinzu kam, dass der für dieses Team so wichtige Xherdan Shaqiri nicht seinen allerbesten Tag erwischt hatte.

Den Engländern kann das egal sein. Sie haben den ärgsten Gegner der Qualifikation auswärts besiegt, was im neuen Modus mit 24 Mannschaften schon fast einer Qualifikation für die Endrunde gleich kommt. Das gibt Roy Hodgson Zeit, weiter am jungen Team zu basteln und die Spieler voranzubringen. "Das sind unsere talentiertesten Spieler, das ist der Weg vorwärts. Wir müssen sie unterstützen. Wenn dieses Team erfolgreich sein soll, müssen wir von Anfang an auf sie setzten", sagte Hodgson. Aus dieser Mannschaft soll bis zur EM 2016 mehr werden als eine Gruppe von lächelnden Idioten. Viel mehr.

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