Gruppensieger Niederlande:Traum von Amsterdam

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Die zwei Hauptdarsteller der Partie: Nordmazedoniens Goran Pandev (li.) und der Niederländer Georginio Wijnaldum. (Foto: Koen van Weel/AFP)

Die Niederländer verlassen ihre Hauptstadt mit einer perfekten Siegbilanz - doch statt Euphorie gibt es mahnende Worte fürs Achtelfinale.

Von Ulrich Hartmann, Amsterdam

Das Achtelfinale war bereits erreicht gewesen und der Flug nach Budapest schon gebucht, als die Niederlande zum Abschluss der Vorrundengruppe noch einmal zeigen wollten, dass sie wirklich etwas vorhaben bei dieser Europameisterschaft. Der Weltranglisten-16. besiegte im dritten Spiel auch Nordmazedonien, den Weltranglisten-62., trotz gelegentlicher Konzentrationsprobleme souverän mit 3:0 (1:0). Damit ist das vertraute Amsterdam für Oranje allerdings EM-Geschichte. Am Samstag steigt in der Johan-Cruyff-Arena zum Abschluss noch ein Achtelfinale ohne jene Niederländer, die am Sonntag in Budapest große Hoffnung aufs Viertelfinale hegen.

Mit acht Toren in drei Spielen hat sich das Team in den Favoritenkreis geschossen. Georginio Wijnaldum (3 Treffer), der vom FC Liverpool zu Paris Saint-Germain wechselt, Memphis Depay (2), der von Olympique Lyon zum FC Barcelona geht, Denzel Dumfries (2), den man sich nicht länger bei PSV Eindhoven vorstellen kann, und Wout Weghorst, dessen Verbleib beim VfL Wolfsburg unsicherer denn je erscheint, heißen die vier Torschützen. Wijnaldum gestand, dass es im dritten Spiel schwierig gewesen sei, konzentriert zu bleiben. "Weil es um nichts mehr ging." Gegen Nordmazedonien bekomme man da keine Probleme, "aber bei einem anderen Gegner müssen wir uns wirklich besser konzentrieren."

Ein historischer Abend war es für den nordmazedonischen Fußball. Nicht nur, weil in Amsterdam dessen erste EM-Teilnahme zu Ende ging, sondern auch, weil es das 122. und letzte Länderspiel des Volkshelden Goran Pandev war - oder wie auf einem Banner im mazedonischen Block zu lesen war: "Grande Pandev". Nach einer 20-jährigen Nationalmannschaftskarriere hat er beschlossen, diese zu beenden. "Ich könnte mir keinen schöneren Abschied vorstellen als bei einem EM-Spiel in so einem schönen Stadion."

Spalier zur Auswechslung: besondere Ehre für Goran Pandev. (Foto: ANP/imago)

Pandev, mit 37 Jahren und elf Monaten viertältester Spieler dieser EM, hatte am 31. März in Duisburg kurz eine Krise im deutschen Fußball ausgelöst, als er eines der beiden Tore zum nordmazedonischen 2:1-Sieg im EM-Test geschossen hatte. Gegen die Niederlande nun endete es nicht so fröhlich. Immerhin ermöglichte dieses Spiel noch eine besondere Begegnung: Der große Pandev traf auf den sogar noch zehn Monate älteren und damit ältesten Spieler des Turniers: den 38 Jahre alten Niederländer Maarten Stekelenburg.

So lange ist der Oranje-Torwart schon dabei, dass er als Ersatzkeeper auch bei jener EM 2008 mitgespielt hat, die den Niederlanden in mahnender Erinnerung geblieben ist. Der damalige Stürmer und heutige Oranje-Co-Trainer Ruud van Nistelrooy hat in einer Teamansprache eigens daran erinnert. 2008 hatte Oranje ebenfalls alle drei Gruppenspiele gewonnen, gegen Italien (3:0), Frankreich (4:1) und Rumänien (2:0). Aber als dann das ganze Land schon vom Titel träumte, schied man im Viertelfinale gegen Russland (1:3 n. V.) kurzerhand aus. So etwas will man dieses Jahr unbedingt vermeiden im Achtelfinale.

Fast hätte auch Oranje, wie neulich Deutschland, zu Beginn des Spiels seinen Nordmazedonien-Schreck erlebt. Doch nachdem Ivan Trickovskis früher Treffer (9.) schiedsrichterlich ins Abseits verortet worden und Aleksandar Trajowskis Fernschuss (22.) nur an den Pfosten geknallt war, legte auf der anderen Seite der 22 Jahre junge Donyell Malen (BVB-Interesse!) dem Haudegen Depay nach einem Konter das 1:0 (24.) auf.

Sechs Minuten nach der Pause war es Depay, der mit einer starken Einzelleistung seinem Kapitän Wijnaldum das 2:0 auflegte (51.), und auch in der 58. Minute fungierte Depay als Vorbereiter, als Wijnaldum nach dessen Torschusse den Rebound zum 3:0 versenkte. Damit war eine Partie entschieden, nach deren Abpfiff der nordmazedonische Trainer Igor Angelovski mit Verweis aufs Vertragsende am 31. Juli verkündete, dass dies auch sein Abschiedsspiel gewesen sei.

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