Eishockey:Zeitreise mit „Alpenvulkan“ Zach: „Mensch durch und durch“

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Bad Tölz (dpa) - Auf einem Spaziergang durch Bad Tölz macht Hans Zach vor dem Alten Rathaus Halt. Die Kurstadt an der Isar ist der Lebensmittelpunkt der deutschen Eishockey-Legende. Vieles, was Zach ausmacht, der am 30. März seinen 70. Geburtstag feiert, lässt sich hier in der Marktstraße verdichten.

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Bad Tölz (dpa) - Auf einem Spaziergang durch Bad Tölz macht Hans Zach vor dem Alten Rathaus Halt. Die Kurstadt an der Isar ist der Lebensmittelpunkt der deutschen Eishockey-Legende. Vieles, was Zach ausmacht, der am 30. März seinen 70. Geburtstag feiert, lässt sich hier in der Marktstraße verdichten.

Hier, wo seine Eltern früher eine Metzgerei führten, und wo längst eine Kette Fleisch und Wurst verkauft. Die eiserne Gittertür vor dem Geschäft trägt noch immer die Initialen seines Vaters Martin Zach: „MZ“.

Viele Jahre bevor Hans Zach Eishockeyprofi, Metzgermeister, medizinischer Bademeister, Nationalspieler, „Alpenvulkan“, Meistercoach und auch Bundestrainer wurde, war er erstmal nur der Sohn von Martin und Franziska Zach. Wobei „nur“ natürlich das falsche Wort ist, denn das, was Hans Zach eben auch heute ausmacht, verdankt er ja seinen Eltern.

„Meine Kindheit hätte schöner nicht sein können“, erzählte er der Deutschen Presse-Agentur auf seiner Zeitreise und ihm war klar, dass der Satz merkwürdig klingen könnte, wenn man ihn von seiner Kindheit und Jugend berichten lässt.

Viele Jahre wusste Zach gar nicht, wann er genau Geburtstag hat. Das sei damals aber auch gar nicht so wichtig gewesen, meinte er einmal. Zach kam am 30. März 1949 erst spät zur Welt, gegen 21.00 Uhr. Seine Mutter arbeitete bis zur Geburt und war nur zwei Tage im Krankenhaus. Am 1. April habe sie schon wieder im Geschäft gestanden und die Entbindung des Sohnes verkündet. Die Leute hätten an einen Aprilscherz gedacht, erinnerte sich Hans Zach. „Mit 14 bin ich zur Stadtverwaltung und hab mir meine Geburtsurkunde geholt, um zu 100 Prozent Bescheid zu wissen.“

Zachs Eltern hatten mit ihrer Metzgerei so viel zu tun, dass der Sohn anfangs sogar im Heim war. Vor allen für Mutter Franziska zählte nur das Geschäft, hatte sie sich doch, als ihr Mann in den Krieg eingezogen worden war, von einem auf den anderen Tag um das Vieh kümmern und mit den Bauern verhandeln müssen. Sie musste sich behaupten. „Das war eine harte Schule“, bemerkte Hans Zach ganz ohne Bitterkeit. So waren damals die Zeiten.

Es ist eine dieser Lebensmerkwürdigkeiten, dass der von Hans Zach geliebte Vater 1965 einem Herzinfarkt erlag, als die Mutter, so erinnerte sich der Sohn, das erste Mal in Italien eine Woche im Urlaub war. „Ich war sein ein und alles“, sagte Hans Zach. „Er war knüppelhart und doch weich. Er hat mich geprägt.“

Immer wieder verwendet Hans Zach das Wort konsequent, wenn er von seinem Vater spricht. Konsequenz steckt auch in ihm selbst, etwa wenn er von seinen Vorgaben als Trainer spricht. Abfahrten mit dem Bus mussten pünktlich erfolgen. „Ich habe dem Busfahrer gesagt: „Du musst wegfahren, egal wer da ist oder nicht da ist. Und selbst wenn ich nicht da bin, heißt es genauso: Abfahrt.“ Man könnte das als Konsequenz übersetzen.

Oder, dass der Helm immer geschlossen sein musste, die Spieler während des Trainings oder Wettkampfs keinen Kaugummi kauen durften. All das sollte nie Schikane sein, die Vorbildfunktion für den Nachwuchs stand bei Hans Zach im Vordergrund. „Bei mir wusste jeder, woran er ist. Konsequent, geradlinig, korrekt, aber auch menschlich. Ich habe das alles nicht nur so gesagt, sondern auch vorgelebt“, sagte Hans Zach. Wer diesem Beispiel aber nicht folgte, hatte Probleme mit ihm.

Als klaren Kompass könnte man diese Haltung heute bezeichnen. So ist Hans Zach als Trainer viermal Meister geworden mit der Düsseldorfer EG und den Hannover Scorpions, die deutsche Nationalmannschaft führte er dreimal ins WM-Viertelfinale. Und dafür war kein Strafenkatalog nötig. „Der Mensch stand bei mir immer an erster Stelle“, sagte Zach, der wegen seiner explosiven Art an der Bande den Beinamen „Alpenvulkan“ erhielt und Süßigkeiten als größtes Laster bezeichnet.

Seit einem Aushilfsjob 2014 bei den Adlern Mannheim ist Zach im Ruhestand. „Langweile habe ich sicher nicht“, beteuerte er. Ihn zieht es in die geliebte Natur, zum Fischen, Radfahren oder in die Berge. „Der Hans ist genauso, wie ich ihn kennengelernt habe, total mit der Natur verbunden“, beschrieb ihn seine Frau Slada, die mit ihm seit 1981 verheiratet ist.

Zuletzt haben sie zwei Wochen Urlaub auf der Karibikinsel Curaçao gemacht. Vorher musste Zachs Frau aber noch die Geburtstagsparty organisieren. Rund 50 Gäste werden erwartet, nur der engste Zirkel ist eingeladen. Darunter auch DEB-Präsident Franz Reindl, mit dem Zach 1980 an den Olympischen Winterspielen in Lake Placid teilnahm.

„Hans ist ein fairer Sportsmann und Mensch durch und durch. Was immer er anpackte, tat er mit voller Leidenschaft, konsequent und erfolgreich“, sagte Reindl der Deutschen Presse-Agentur. „Hans ist und bleibt eine der größten deutschen Eishockey-Persönlichkeiten aller Zeiten, dem der DEB und ich persönlich von Herzen alles Beste zum Geburtstag wünschen. Ich freue mich auf die Feier am Samstag.“

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