Eishockey-WM:"Das sind immer hitzige Spiele"

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Viertelfinale erreicht: Die deutschen Eishockeyspieler jubeln. (Foto: Roman Koksarov/dpa)

Mit großer Vorfreude geht das deutsche Team bei der Eishockey-WM ins Viertelfinale gegen die Schweiz - muss aber womöglich auf Topscorer Marcel Noebels verzichten.

Von Christian Bernhard

Die Laune war sehr gut, das war nicht zu übersehen. Wie sollte es auch anders sein nach einem gewonnenen Gruppen-Endspiel? Markus Eisenschmid und John-Jason Peterka grinsten auf dem Pressekonferenzpodium schon beim Hinhocken um die Wette, und als Peterka berichtete, er habe bei seinem Tor einfach nur noch abschließen wollen, weil er schon lange auf dem Eis stand, warf sich Eisenschmid vor Lachen in seinen Stuhl.

Die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft hatte nach dem hart umkämpften 2:1-Sieg gegen WM-Gastgeber Lettland am Dienstagabend auch gut lachen, denn dadurch fixierte sie den Einzug ins Viertelfinale. Bei einer Niederlage wäre sie raus gewesen, die Erleichterung war auch aus der Ferne spürbar. Bei manch einem schien die Laune noch besser zu werden, als er erfuhr, dass es nun am Donnerstag gegen die Schweiz gehen wird (15.15 Uhr). Matthias Plachta jedenfalls grinste heftig, als es ihm am Sport1-Mikrofon mitgeteilt wurde. Er freue sich darauf, sagte er, "das sind immer hitzige Spiele."

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Sprung auf Platz drei: Die deutsche Eishockeymannschaft zieht nach einem hart umkämpften 2:1 gegen Lettland ins WM-Viertelfinale ein. Dort trifft sie am Donnerstag auf die Schweiz.

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Deutschland gegen die Schweiz - das ist im Eishockey eine besondere Rivalität. Bundestrainer Toni Söderholm freut das. Rivalität sei "eine der besten Sachen im Sport", sagte der Finne, dadurch kämen "noch einmal ein paar Prozent Reiz und Kampfgeist mehr ins Spiel". Der Bundestrainer hat als aktiver Spieler selbst ein paar große Rivalitäten erlebt, in Finnland, Schweden und auch in der Schweiz, wo er zwei Jahre lang für den SC Bern als Verteidiger gespielt hat. Solche emotionalen Duelle seien für Sportler die "allerschönsten Momente".

Seine Vorbereitung auf den Viertelfinalgegner begann nach dem Lettland-Spiel, zuvor hatte er nach eigenen Angaben noch nicht viel von der Schweiz im Turnier gesehen. Auf der anderen Seite ist das anscheinend nicht so. "Wir haben immer zu der anderen Gruppe rübergeschielt", sagte der Schweizer Nationaltrainer Patrick Fischer, "die Deutschen kennen wir in- und auswendig." Das Söderholm-Team sei "eine sehr gute, hartnäckige Mannschaft, aber keine unlösbare Aufgabe", betonte er.

Gegen die Schweiz wird das "Löwenherz" der deutschen Mannschaft gefragt sein

In der Schweiz hat das Eishockey einen deutlich höheren Stellenwert als in Deutschland. Deshalb stürzte sich der Schweizer Boulevard sofort mit Genuss auf das Nachbarschaftsduell. "Deutschland, jetzt wird abgerechnet", titelte der Blick, es gebe "offene Rechnungen" zu begleichen. Angespielt wurde dabei auf die deutschen Siege im Olympia-Achtelfinale 2018 und jenen beim letzten Aufeinandertreffen in einem WM-Viertelfinale, im Jahr 2010. In K.o.-Duellen zog die Schweiz zuletzt den Kürzeren, die restlichen fünf WM-Duelle der jüngeren Vergangenheit gingen aber an die Eidgenossen.

Bei dieser WM hinterließen die Schweizer einen sehr guten Eindruck. Fünf ihrer sieben Vorrundenspiele gewannen sie, ihr Spieltempo ist beeindruckend. "Wir reden über eine sehr stabile Mannschaft, die starke Torhüter hat", erklärte Söderholm. Es sei keine Überraschung, dass sie die Gruppe um Russland, Tschechien und den erstmals seit 1937 schon in der WM-Vorrunde ausgeschiedenen Schweden als Zweiter abschlossen, sagte Eisenschmid. Hoch ist nicht nur das Schweizer Tempo, sondern auch der Anspruch. "Wir haben nach wie vor den Ruf, zwar gut zu sein, aber nicht gut genug für den Titel, dass wir dafür zu weich sind", sagte Nationaltrainer Fischer zum Turnierstart: "Diese Stimmen wollen wir zum Verstummen bringen."

Söderholm ist auf einer ähnlichen Mission - der Finne versucht der deutschen Öffentlichkeit bei jedem seiner Auftritte zu vermitteln, dass deutsche Siege gegen Top-Nationen wie Kanada nicht mehr die Ausnahme, sondern schon bald zum "neuen Normal" werden sollen. Deshalb verwies er direkt nach dem Erfolg gegen Lettland auch darauf, dass sein Team jetzt nur noch ein Spiel von der "Möglichkeit, um Medaillen zu spielen" entfernt sei. Ob sein Topscorer Marcel Noebels, der auch gegen Lettland traf, dabei mithelfen kann, ist allerdings fraglich. Der Berliner Stürmer verletzte sich gegen die Letten am Oberkörper, bezüglich seines Einsatzes gegen die Schweiz sei er "eher pessimistisch", sagte Söderholm.

Im Vordergrund steht beim deutschen Team aber ohnehin weiter das Kollektiv. "Die Mannschaft hat es in ihrer DNA, dass sie unglaublich viel füreinander kämpft", schwärmte der Bundestrainer und attestierte ihr ein "Löwenherz". Dieses wird auch gegen die Schweiz gefragt sein.

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