Eishockey:Schwerer Start für den Großartigen

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Ein enges Duell war das Aufeinandertreffen der Augsburger Panther (links Mirko Sacher) und des EHC Red Bull München (Yasin Ehliz) am zweiten Weihnachtsfeiertag eher nicht - auch wenn es in dieser Szene anders aussieht. (Foto: Heike Feiner/Eibner/Imago)

Undankbare Aufgabe: Zum Debüt ihres neuen Trainers Kai Suikkanen verlieren die abstiegsbedrohten Augsburger Panther 1:4 gegen den souveränen Tabellenführer EHC Red Bull München.

Von Christian Bernhard

Kai Suikkanen hatte gleich einen Ratschlag parat. "Glaube nicht allen, was sie sagen", hielt er seinem Münchner Kollegen mit einem Lächeln entgegen. Don Jackson hatte ihn soeben in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) willkommen geheißen, und dabei hatte der EHC-Coach erwähnt, dass sein Spieler Chris DeSousa vor Jahren unter Suikkanen gespielt und ihm "Großartiges" berichtet habe über den Eishockeytrainer aus Finnland, der nun also die Augsburger Panther übernommen hat. Suikkanen meinte dazu: "Manch einer sagt, ich sei der beste, manch einer findet, ich sei der schlechteste Trainer. Die Wahrheit liege wohl in der Mitte."

Wie Jackson bringt auch Suikkanen viel Erfahrung mit. Der 63-Jährige, der als Spieler NHL-Erfahrung sammelte und mit der finnischen Nationalmannschaft 1988 olympisches Silber gewann, ist seit 2003 im Trainergeschäft, er trainierte Teams in Finnland, Russland, Italien und Österreich. Am Montag hielt er seine erste DEL-Spieltags-Pressekonferenz ab, nur einen Tag, nachdem er am ersten Weihnachtsfeiertag in Augsburg angekommen war. Erfolgreich war sein Debüt nicht: Der unangefochtene Tabellenführer München besiegte den Vorletzten souverän mit 4:1. "Sie waren besser als wir, keine Frage", sagte Suikkanen.

Der Aufwand bis zum Torerfolg sei zu groß, stellte Suikkanen fest - und das Passspiel ungenügend

Augsburgs Grundproblem konnte er wenig überraschend nicht beheben nach nur einem Training: das Toreschießen. Terry Broadhurst verkürzte im Mitteldrittel zwar auf 1:2, mehr war für die schlechteste Offensive der Liga aber nicht drin. Es sehe so aus, als müssten die Panther einen großen Aufwand betreiben, um mal ein Tor zu erzielen, stellte Suikkanen fest. Dagegen müsse etwas gefunden werden, "das ist ein wichtiges Ding". Mangelnde Qualität will er nicht gelten lassen, er arbeite mit dem, was er zur Verfügung habe. "Jeder hätte gerne einen Crosby oder Gretzky", sagte er, das sei nun mal unmöglich. Don Jackson erinnerte sich dabei womöglich an seine Zeiten als Spieler zurück, schließlich hat er gemeinsam mit der Legende Wayne Gretzky einst den Stanley Cup gewonnen. Der volle Spielplan lässt Suikkanen jedenfalls nicht viel Zeit, im Training an der Torausbeute zu arbeiten, aber er klang nicht beunruhigt: "Wir müssen einen Weg finden, das ist mein Job."

Böse Miene zum undankbaren Spiel: Augsburgs neuer Trainer Kai Suikkanen. (Foto: Goldberg/Beautiful Sports/Imago)

Zum Beispiel ein besseres Passspiel. Darin hatte er gegen München "zu viele Probleme" gesehen, es sei nicht auf dem erforderlichen Niveau. Augsburgs Verteidiger Henry Haase sah das zwar ähnlich, er hob aber auch die Bereitschaft hervor, die Scheibe zu spielen und nicht nur tief ins gegnerische Drittel zu schießen: "Wir sind mutig, wir probieren auch was, wir verstecken uns nicht." München sei nun schlicht ein "undankbarer Gegner" gewesen für das Trainerdebüt.

Und das gilt aktuell ja für alle Teams in der DEL. Der EHC Red Bull München rollt seit Wochen unaufhaltsam durch die Liga. In Augsburg feierte er seinen 14. Sieg in den jüngsten 15 Partien, garniert mit einem Klubrekord: Neun Auswärtssiege in Serie hatte es beim EHC nie zuvor gegeben. Das aktuelle Erfolgsrezept bestehe darin, "dass wir keine Egoisten dabeihaben", erklärte Yasin Ehliz, der zum neunten Mal nacheinander punktete. Wie so oft in den vergangenen Wochen hatte jedes EHC-Tor einen anderen Schützen, und auch die jungen Spieler glänzten. Diesmal ragte der 21-jährige Stürmer Filip Varejcka heraus: Er durfte in Augsburg an der Seite von Ehliz und Austin Ortega ran, legte beiden Reihenkollegen je einen Treffer auf und hatte auch beim 2:0 von Zach Redmond seinen Schläger im Spiel.

DeSousa, der Münchner Stürmer mit den warmen Worten für Suikkanen, ging diesmal leer aus. Dass der Kanadier sehr gute Erinnerungen an Augsburgs neuen Trainer hat, verwundert indes nicht. Vor ziemlich genau fünf Jahren hatte Suikkanen den Südtiroler Klub HC Bozen, DeSousas damaliges Team, als Tabellenletzten übernommen und dann zum Meistertitel in der länderübergreifenden Ice Hockey League geführt. So viel erwarten sie in Augsburg beileibe nicht von Suikkanen. Den Panthern würde es schon reichen, wenn er sie vor dem Abstieg bewahrt.

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